Shannara VII
unabhängig von Nachfolge und Protokoll getroffen werden. Vielleicht sollte sie schnell getroffen werden.
Tay und Jerle hörten früh genug von diesen Gerüchten, und da sie erkannten, wohin sie führen würden, hielten sie es für das beste, sich vom Schauplatz zurückzuziehen, bis das Durcheinander sich gelegt hatte. Dieses lockere Geschwätz lieferte ihnen zusätzlich einen Grund, die ohnehin schon dringend notwendige Suche nach dem Schwarzen Elfenstein zu beschleunigen und rasch aufzubrechen.
Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatten sie ihre Gruppe zusammengestellt, die Versorgung organisiert, die Frage der Beförderung geklärt und ihre Reisepläne geschmiedet. Und schon waren sie auf dem Weg.
Als sie aufbrachen, umgab sie ein kühler, nebliger Nieselregen, der schon seit einigen Stunden fiel und vorläufig auch nicht nachzulassen schien. Die Wege und Pfade waren bereits naß und die Baumstämme und Äste schwarz. Nebel kroch aus dem Wald empor, erhob sich von der noch warmen Erde und füllte die Risse und Spalten. Feuchtigkeit umhüllte alles, und wie Gespenster durch die Nacht schlich die Gruppe durch den frühen Morgen. Sie reisten zu Fuß und trugen nur ihre Waffen, Vorräte und die Kleidung, die sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden benötigen würden. Danach würden sie waschen, was sie trugen, und auf die Jagd gehen, bis sie das Tal des Sarandanon erreichten. Es war ein Marsch von ungefähr drei Tagen. Dort sollten sie für den Rest der Reise, die sie nach Westen zu den Grimmzacken führen würde, mit Pferden, frischer Kleidung und Vorräten versorgt werden.
Ihre Gruppe bestand aus sehr verschiedenen Leuten. Bis auf einen hatte Jerle Shannara alle selbst ausgewählt. Dazu hatte er Tays Einverständnis, denn dieser war zu lange von Arborlon und den Elfen fort gewesen, um zu wissen, wer für ihre Suche am besten geeignet war. Sie brauchten Elfenjäger, Kämpfer ersten Ranges, und Jerle hatte zehn ausgewählt, mit denen zusammen sie dann schon zwölf waren. Preia Starle hatte bereits angekündigt, daß sie mitgehen würde, selbstbewußt wie immer, und weder Tay noch Jerle hatten es auf einen Streit ankommen lassen wollen. Jerle hatte sich dann noch für einen weiteren Fährtensucher entschieden, einen wettergegerbten Krieger namens Retten Kipp, der mehr als dreißig Jahre bei der Elfengarde gedient hatte. Zwei Fährtensucher würden die Möglichkeit haben, nicht nur das Gebiet vor der Gruppe, sondern auch das hinter ihr auszukundschaften. Außerdem könnte ein Ersatz notwendig werden, falls Preia etwas geschehen sollte. Tay hatte diese Worte zwar nicht gerne gehört, aber auch nicht von der Hand weisen können.
So waren sie bereits vierzehn. Tay hatte um einen fünfzehnten gebeten.
Der Mann, den er hatte haben wollen, war Vree Erreden. Auf den ersten Blick eine seltsame Wahl, und Jerle hatte dies auch ausgesprochen. Vree Erreden war bei den Elfen nicht sehr beliebt, er war ein einsiedlerischer, zerstreuter und schüchterner Mann, der sich um wenig anderes als seine Arbeit kümmerte. Er war ein Lokat, ein Mystiker, der sich darauf spezialisiert hatte, vermißte Leute und verlorene Gegenstände zu finden. In so mancher Diskussion wurde darüber gestritten, wie erfolgreich er bei dem, was er tat, wirklich war. Wer an ihn glaubte, stand unerschütterlich auf seiner Seite. Die anderen fanden ihn dumm oder fehlgeleitet. Er wurde toleriert, weil er gelegentlich nachweisbare Erfolge für sich verbuchen konnte und weil das Elfenvolk im allgemeinen Verständnis für jene hatte, die anders waren, zumal sie in den Augen der anderen Rassen über die Jahre hinweg selbst Verdacht erregt hatten. Vree Erreden stellte über seine Erfolge selbst keine Behauptungen auf; das erledigten die anderen. Aber der Ursprung dieser Behauptungen tat nichts dazu, das Bild des Mannes in den Augen seiner Gegner zu verbessern.
Tay gehörte nicht zu jenen. Er identifizierte sich sehr stark mit Vree Erreden, auch wenn er das bisher niemandem mitgeteilt hatte. Er glaubte, daß sie verwandte Geister waren. Wenn Vree gewollt hätte, hätte er ein Druide werden können. Seine Fähigkeiten legten diese Möglichkeit nahe, und Tay hätte ihn empfohlen. Sie hatten beide im Laufe der Zeit bestimmte Talente ausgebildet. Tay war der Elementarist, Vree der Lokat. Tays Fähigkeit war allerdings deutlicher sichtbar, denn er nahm von den Schätzen und Vorräten der Erde, wenn er Magie anwandte, und das Benutzen dieser Macht lieferte sichtbar
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