Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VII

Titel: Shannara VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
den Beweis für das, was er zu tun vermochte. Vree Erredens Talent dagegen ruhte beinahe vollkommen in ihm selbst, war von Natur aus passiv und schwer zu beweisen. Mystiker arbeiteten vorwissenschaftlich, mit Intuition, mit Ahnungen und Gefühlen, die alle stärker waren als jene Instinkte, die gewöhnliche Männer und Frauen erfahren konnten - und alle waren unsichtbar. Lokaten waren einst viel gegenwärtiger gewesen, zu einer Zeit, als Elfen und andere Feenwesen diese Fähigkeiten regelmäßig angewandt hatten. Jetzt war nur eine Handvoll übriggeblieben; die anderen waren mit dem Untergang der Alten Welt und den unwiderruflichen Veränderungen in der Natur der Magie verbunden. Aber Tay hatte die alten Lehren studiert und verstand den Ursprung von Vree Erredens Macht, und für ihn war sie so wirklich wie seine eigene.
    Am späten Nachmittag des Tages vor ihrer geplanten Abreise hatte er den Lokaten aufgesucht und im Hof über eine zerfledderte Sammlung von Karten und Papieren gebeugt gefunden. Als Tay durch das Tor des kleinen, unscheinbaren Hofes auf Vree zugekommen war, hatte dieser ihm kurzsichtig entgegengeblinzelt. Die Sonne und die nachlassende Sehkraft hatten den Lokaten zum Schielen gebracht. Jedes Jahr, so hieß es, wurden seine Augen ein wenig schlechter - aber während seine Augen schlechter wurden, schärfte sich seine Intuition.
    »Mein Name ist Tay Trefenwyd«, hatte Tay sich angekündigt und war näher gekommen, so daß das Licht auf sein Gesicht fallen konnte.
    Vree Erreden hatte aufgeblickt und ihn nicht erkannt. Tay war fünf Jahre fort gewesen, so war es durchaus möglich, daß sich der Mann nicht länger an ihn erinnerte. Er trug auch nicht die Kleidung seines Ordens, sondern hatte sich zu den bequemen, weiten Gewändern entschlossen, die die Elfen des Westlandes bevorzugten. So war es sehr gut möglich, daß der Lokat ihn nicht als Druiden hatte erkennen können.
    »Ich brauche deine Hilfe bei der Suche nach etwas«, war Tay unverzagt zur Sache gekommen. Der andere hatte wie zur Antwort sein schmales Gesicht ein bißchen emporgereckt. »Wenn du einverstanden bist, mir zu helfen, wirst du die Möglichkeit haben, viele Leben zu retten, darunter viele Elfen. Es wird der wichtigste Fund sein, den du jemals gemacht hast. Wenn du Erfolg hast, wird niemand mehr deine Fähigkeiten anzweifeln.«
    Vree Erreden hatte plötzlich amüsiert ausgesehen. »Das ist eine kühne Behauptung, Tay.«
    Tay hatte gelächelt. »Ich bin in einer Situation, in der ich kühne Behauptungen machen muß. Ich werde morgen zu einer Reise aufbrechen, die mich ins Tal des Sarandanon führt und noch weiter darüber hinaus. Ich muß dich davon überzeugen, mit mir zu gehen. Ich habe keine Zeit für feinsinnige Überredungskünste.«
    »Was ist es, was du suchst?«
    »Ein Schwarzer Elfenstein, der seit den Tagen der Feen vor Tausenden von Jahren verschwunden ist.«
    Der kleine Mann hatte ihn nur angeschaut. Er hatte Tay nicht gefragt, warum er zu ihm gekommen war oder wie stark er an ihn glaubte. Er hatte akzeptiert, daß Tay Vertrauen in seine Kräfte hatte, vielleicht wegen seiner Person, vielleicht auch wegen der Taten, die er bereits vollbracht hatte. Vielleicht spielte es aber auch gar keine Rolle. Doch in seinen Augen hatte Neugier gestanden - und der Hauch eines Zweifels.
    »Gib mir deine Hände«, hatte er Tay aufgefordert.
    Tay hatte die Hände ausgestreckt, die Vree Erreden fest mit seinen eigenen umschlossen hatte. Der Griff war überraschend stark gewesen. Sein Blick hatte den von Tay einen Augenblick festgehalten, dann hatte er durch den Druiden hindurch und ins Leere geblickt. Lange Zeit hatte er reglos wie ein Stein verharrt und etwas gesehen, das Tay verborgen geblieben war. Dann hatte er geblinzelt, Tays Hand losgelassen und sich wieder hingesetzt. Ein kleines Lächeln hatte seine dünnen Lippen umspielt.
    »Ich werde mitkommen«, hatte er nur gesagt.
    Er hatte sich noch erkundigt, wo sie sich treffen würden und was er mitzubringen hatte, dann hatte er sich ohne ein weiteres Wort wieder seinen Karten und Papieren zugewandt, als hätte er die Angelegenheit bereits wieder vergessen.
    So waren sie schließlich zu fünfzehnt, als sie im Morgengrauen Arborlon verließen, eingehüllt in ihre Umhänge und Kapuzen, so daß sie im trüben Licht beinahe gesichtslos wirkten. Weshalb sie gekommen waren, wußten sie selbst am besten. Und nun marschierten sie hintereinander an der steilen Wand des Carolan entlang bis zu der

Weitere Kostenlose Bücher