Shannara VIII
beachtliche Magie verfügten. Aufgrund der Prüfungen - die Entdeckung der Schlüssel auf den Inseln Flay Creech, Shatterstone und Mephitic - würde er darüber Bescheid wissen. Antrax war eine Maschine, die Maschinen baute, eine Schöpfung der Technologien aus der Alten Welt, die die Fähigkeiten ihrer Opfer testen konnte, ehe sie sich die Mühe machte, sie einzufangen. Das war der Grund, aus dem Antrax Menschen hierher lockte. Das war auch der Zweck des unterirdischen Gefängnisses. Die Magie, die er stahl, verwandelte er in Energie und ernährte sich davon. Hielt sich damit am Leben.
Trotzdem war das vielleicht nur ein Grund für Antrax’ Handeln und möglicherweise nicht einmal der wichtigste. Vielleicht suchte er noch immer nach denjenigen, die ihn erschaffen hatten, wartete auf ihre Rückkehr und darauf, dass sie den Schatz beanspruchten, zu dessen Schutz er eingesetzt worden war. Die Bücher der Alten Welt. Die Geheimnisse einer anderen Zeit.
Woher wusste Walker das alles? Er war doch bewusstlos in einer Traumwelt gefangen gewesen, woher also hatte er es erfahren? Zum Teil von der Karte, die er entziffert hatte. Diese war in einer Sprache verfasst, welche in den historischen Büchern der Druiden noch verzeichnet war. Darüber hinaus erkannte er einiges, als Ryer Ord Star mit ihm Kontakt aufnahm, ihm mit ihren Worten und Gedanken seine Situation beschrieb und ihn aus den Illusionen herausriss. Weitere Punkte konnte er sich herleiten, indem er sich den Sinn einer Maschinerie überlegte, die ihn lähmte und unter Drogen setzte. Und schließlich erfasste er einiges rein intuitiv. Das genügte, um ihn davor zu bewahren, erneut in die Falle zu gehen, denn nun hatte er eine Aufgabe zu erfüllen. Deshalb kehrte er in sein Gefängnis zurück - um sich jener Aufgabe zu stellen, die so viele seiner Gefährten das Leben gekostet hatte und die, wenn er nicht schnell und konzentriert genug vorging, auch das seine fordern würde.
Er benutzte seine Magie, um seinen Schatten zu rufen und ihn freizusetzen, so wie Cogline es vor vielen Jahren getan hatte, um das verlorene Paranor zu betreten. Auch Allanon hatte diese Methode verwendet. Das war nicht ungefährlich. Wenn sein Körper starb, wäre sein Schatten verloren. Entfernte er sich zu weit oder ließ er es zu, außerhalb seines Körpers in Gefangenschaft zu geraten, würde er vielleicht nie wieder dorthin zurückgelangen. Allerdings musste er dieses Risiko eingehen. Er konnte die Schläuche und Drähte, die ihn mit Antrax verbanden, nicht von seinem Leib entfernen, ohne einen Alarm auszulösen, der die Kriecher herbeirufen würde. Außerdem ergab es keinen Sinn, sich zu befreien, wenn man keine Ahnung hatte, wie man diese Freiheit im Anschluss nicht gleich wieder verlieren würde. Als Schatten konnte er Castledown erkunden, ohne dass Antrax es bemerkte. Ryer Ord Star würde sich um seinen Körper kümmern und auf diese Weise die Maschinen täuschen, die nicht mitbekamen, was vor sich ging.
Auch würde sie ihn mit Hilfe ihrer empathischen Fähigkeiten daran hindern, erneut in die betäubenden Träume zu verfallen. Solange sie dazu in der Lage war, würde nach außen hin alles wie zuvor erscheinen. Solange eben die Magie des Phönixsteins die Seherin verhüllte, konnte selbst Antrax ihre Gegenwart nicht wahrnehmen. Walker hingegen würde seine Magie weiterhin in kleinen Mengen abgeben, wenn auch nicht durch tatsächliche Gedanken, sondern nur durch Reflexe. Antrax würde sich nicht sofort Gedanken über die Abnahme des Magie-Ausstoßes machen. Wenigstens einige Stunden lang nicht, falls die Sache so lange dauern sollte. In Castledown war Zeit eine relative Angelegenheit. Antrax lebte seit mehr als fünfundzwanzig Jahrhunderten. Einige Stunden bedeuteten ihm nichts.
Walker dachte nicht länger darüber nach, was er zu tun hatte. Er verließ seinen Körper als Schatten und folgte den Drähten zu ihrer Quelle. Er eilte durch Metall, Glas und Stein wie Luft und drang unhörbar und unsichtbar durch die Mauern der Festung. Eine Weile hielt er aufmerksam nach Antrax Ausschau, wollte ihn von dem Raum fern halten, in dem sein Leib lag, wollte verhindern, dass er diesen zu genau untersuchte und die Wahrheit herausfand. So schoss er durch die Kabelstränge und Metallstücke, die Elektrizität und Gedanken beförderten, Energie aus Magie erzeugten und dem Verbrauch zugänglich machten. Angesichts der Tatsache, was Männern und Frauen angetan worden war, die man hierher gelockt
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