Shannara VIII
hatte, schäumte er vor Zorn, konzentrierte sich jedoch weiterhin darauf, was zu tun war, um eine Wiederholung zu verhindern.
Rasch fand er die Relais für das Sicherheitssystem. Glasaugen an der Decke überwachten den gesamten Komplex, mechanische Kugeln, die Antrax alles sehen ließen. Doch welchem Zweck dienten sie? Antrax war eine Maschine, er brauchte keine Augen. Diese waren, so erkannte Walker schockiert, einst für die Menschen da gewesen, die Antrax kontrolliert hatten. Und auch heute dienten sie keinem anderen Zweck. Antrax benutzte ein ausgeklügelteres System - eines, in dem Tastsinn, Berührungen, Geräusche und vielleicht Körperwärme eine Rolle spielten. Nur Magie konnte es täuschen, und möglicherweise nicht einmal jede Magie.
Wo in diesem riesigen Komplex wohnte Antrax?
Wo liefen all die Informationen zusammen?
Eine Zeit lang folgte er den Leitungen durch Räume, Gänge und durch das ganze Labyrinth. Ein Relais führte zum nächsten. Eine Reihe Maschinen war mit einer weiteren verbunden. Energieleitungen mündeten in neuen Leitungen. Nichts gab zu erkennen, wo sich Anfang oder Ende befanden.
Also konzentrierte er sich erneut und verfolgte Antrax mit seinen Sinnen. Das war nicht sehr schwierig. Abermals gab es weder Anfang noch Ende. Antrax breitete sich in alle Richtungen weit aus. Überall war er, hier und dort, endlos und unverändert. Antrax war die Festung von Castledown, er durchsetzte die gesamte unterirdische Anlage, es gab keinen Teil, den er nicht bewohnte. Er bewachte alles zugleich.
Walker wich nicht von seinem Ziel ab. Er hatte einen zu weiten Weg hinter sich gebracht, um jetzt aufzugeben. Zu viel stand auf dem Spiel, und niemand sonst konnte tun, was notwendig war. Nicht einmal… Er zögerte. In den Worten schwang eine bittere Realität mit, der er sich nicht stellen wollte.
Dennoch, welche Chance blieb ihm schon.
Eilig beendete er den Satz. Nicht einmal sie.
Er musste seine Denkweise ändern, erkannte er, was mancher möglicherweise für ein Eingeständnis der Niederlage gehalten haben mochte. Doch in der Begriffswelt von Druiden ging es nicht um Sieg und Niederlage, sondern um Realität und Wahrheit. Was vom Schicksal bestimmt war, konnte durch solche Dinge nicht verunglimpft oder durch die Aufbürdung moralischer Werte beeinflusst werden. Dafür war er nicht zuständig. Druiden dienten einem höheren Zweck, der Erhaltung und der Entwicklung der Menschheit und der Rassen. Die Großen Kriege hatten die Zivilisation in Schutt und Asche gelegt und die Menschen zu Tieren herabgewürdigt. Das durfte nicht noch einmal geschehen. Der Druidenrat war zu Zeiten von Galaphile gebildet worden, um ebendies zu verhindern, und seitdem hatte jeder Druide an diesem Ziel gearbeitet.
Aber was konnte er vollbringen in der Zeit, die ihm noch blieb? Hier, an diesem albtraumhaften Ort, an dem er von seinen Gefährten kaum mehr Hilfe erwarten durfte, während es um einen so hohen Einsatz ging? Wie konnte er die Abmachung erfüllen, die er vor so vielen Monaten mit Allardon Elessedil getroffen hatte?
Die Zeit entglitt ihm, Zeit, die zu verschwenden er sich nicht leisten konnte. Er war die Sache von der falschen Seite angegangen, entschied er. Seine Suche nach Antworten führte ihn in die falsche Richtung. Nicht Antrax hatte ihn ursprünglich nach Castledown gelockt. Antrax stellte ein zweitrangiges Problem dar. Viel wichtiger war der Schatz, den Antrax bewachte und der alles ändern konnte.
Er musste nach den Büchern der Magie Ausschau halten.
Überall war Antrax gegenwärtig, er breitete sich zufrieden in dem riesigen Komplex seines unterirdischen Königreiches aus, überwachte seine Sensoren und Anzeigen, erfüllte die Funktionen, die ihm seine Schöpfer einprogrammiert hatten. Mit der blinden Sicherheit künstlicher Intelligenz verließ er sich auf den ständigen Input und seine unveränderliche Umgebung. Seit beinahe dreitausend Jahren hatte er seine Welt mit diesen vorgegebenen Funktionen erhalten. Selbst die Möglichkeit einer Störung rief sofort eine Reaktion hervor.
Ein solcher Fall hatte gerade Antrax’ Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Noch handelte es sich um ein kleines, unwichtiges Zeichen, dennoch war es nicht zu übersehen. In den Energieleitungen stellte es höchstens ein kleines Kräuseln dar, keine hohe Welle, und auch die Warnsysteme von Castledown hatten es noch nicht entdeckt, weil es als elektrischer Strom, der auf Leben hindeutet, nicht messbar war, sondern
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