Shannara VIII
Blut nicht so haltbar wie Metall. Die Schöpfer hatten dies demonstriert.
Manchmal wünschte sich Antrax, die Schöpfer würden zurückkehren, wenn auch nicht mehr so sehr wie am Anfang. Zuerst hatte er das Gefühl gehabt, sie müssten unbedingt wiederkommen, weil sie für sein Überleben wichtig waren. Später hatte er entdeckt, wie gut er sich allein zurechtfand. Und noch später hatte sich die Wichtigkeit der Schöpfer bis zu einem solchen Grad verflüchtigt, dass er sie als unbedeutend ansah.
Dennoch würde er ihre Aufzeichnungen aufbewahren und beschützen und auf ihre Rückkehr warten, weil darin seine Aufgabe bestand und seine primäre Direktive. Sein Überleben war gesichert, solange es Energiequellen gab, die er kontrollieren konnte. Für Antrax stellte das kein Problem dar. Wenn es ihm auf die eine Weise nicht gelang, dann auf die andere. Wenn er sie nicht hier festhalten konnte, dann würde er sie eben in ihre Heimat verfolgen.
Schließlich gab es für eine künstliche Intelligenz seiner Größe und Kapazität immer einen Weg, Castledown zu verlassen.
Antrax dachte noch einen Moment über die Daten seines Gefangenen nach, dann wirbelte er weiter durch sein Netzwerk von Drähten, das zum Leben erwacht war, und setzte die Suche fort.
In die Magie des Phönixsteins gehüllt und allein mit seinen Gedanken, stand Ahren Elessedil vor dem Tisch, auf dem Walker und Ryer Ord Star ineinander verschlungen lagen. Langsam wurde er unruhig, nachdem er eine anscheinend nicht enden wollende Zeit gewartet und die beiden beobachtet hatte. Seine Rolle als Zuschauer behagte ihm nicht, und ihn beschlich das Gefühl, er lasse eine günstige Gelegenheit ungenutzt verstreichen. Eigentlich hätte er etwas tun sollen.
Allerdings hatte die Seherin ihn aufgefordert abzuwarten. Wache zu halten. Für sie und den Druiden die Rettungsleine nach draußen zu bilden.
Er starrte auf sie herab und war erneut von dem überrascht, was er sah. Ihr Gesicht strahlte solche Ruhe und Freude aus. Sie hatte sich eng an den Druiden geschmiegt, der flach atmete und wie zuvor gelegentlich zuckte, sich ansonsten in sein Innerstes zurückgezogen hatte, wo er die notwendigen Vorkehrungen traf, sich von Antrax zu befreien. Vielleicht begleitete ihn die Seherin dabei. Möglicherweise lieferte sie ihm jedoch nur die Kraft, die er, wie sie gesagt hatte, unbedingt brauchte. Dass sie sich vereinigt hatten, war offensichtlich - eine Vereinigung, mit der beide einverstanden waren, die jedoch für Ryer Ord Star wichtiger war als für den Druiden.
Denn sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte.
Über diese Tatsache grübelte er eine Weile nach, und dabei erinnerte er sich an den eigentlichen Zweck des Phönixsteins. Er sollte jenen, die sich verirrt hatten, helfen, den rechten Weg zu finden - nicht nur in Hinsicht auf das, was sie nicht mit den Augen erkennen konnten, sondern auch auf das, was ihrem Herzen verborgen blieb. So in etwa hatten die Worte gelautet, die der König vom Silberfluss zu Bek Rowe gesagt hatte.
Er wird dir den Ausweg zeigen, wenn du dich an dunklen Orten aufhältst, und den Weg durch dunkle Orte, falls du ihn einschlagen musst.
Plötzlich schaute Ahren Elessedil auf und starrte ins Leere. Endlich begriff er, was diese Worte eigentlich bedeuteten. Wer hatte sich mehr verirrt als die Seherin oder er selbst? Wer war weiter vom Weg abgekommen? Nicht nur physisch, sondern vor allem emotional? Sie hatte alle betrogen, indem sie sich bereit erklärte, für die Ilse-Hexe zu spionieren. Er hatte seine Landsleute im Stich gelassen, als sie ihn brauchten. Sie war eine Verräterin, er ein Feigling. Das waren die dunklen Orte, an denen sie sich aufhielten und die sie wieder verlassen wollten. In ihren Herzen hatten sie sich verirrt.
Seit einiger Zeit hatte er nicht mehr an seine Feigheit gedacht, vielleicht einfach nur deshalb, weil ihn die Geschehnisse in Castledown ablenkten. Doch würde er sich erst wieder gut fühlen, wenn er diese Scharte ausgewetzt hatte.
Was war dazu notwendig?
Auf einmal wusste er es. Er betrachtete die Seherin, die sich an den Mann schmiegte, den sie verraten hatte. Sie hatte den Weg aus der Verirrung zurückgefunden, um ihm die notwendige Hilfe zu leisten und dabei ihren inneren Frieden wiederzuerlangen. Das hatte ihr die Magie des Phönixsteins ermöglicht. Diese Magie würde das Gleiche für ihn tun, wenn er es nur zuließe. Jene, die er im Stich gelassen hatte, konnte er nicht wieder zum Leben erwecken. Doch
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