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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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einmal Ryer Ord Star würde ihn zurückholen können.
    Die Seherin richtete sich auf und strich eine Strähne ihres Silberhaars zurück. Sie drehte ihm halb das Gesicht zu. »Lass mich los, Ahren«, befahl sie, »aber bleib in meiner Nähe.«
    Dann kletterte sie auf den Metalltisch, schob sich vorsichtig durch das Gewirr von Kabeln und Schläuchen und schmiegte sich mit ihrem schlanken Körper an den Druiden wie ein Kind an seinen schlafenden Vater. Der Elf blieb so dicht bei ihr, dass er die Hitze ihres Körpers spürte.
    »Walker?«, fragte sie erneut. Sie legte ihm die Hände auf die Wangen, drehte seinen Kopf zu sich und kuschelte sich an seine Schulter. Daraufhin schlang sie ihr Bein um seines. »Bitte, Walker!«, bettelte sie, und ihre Worte klangen spröde wie zerbrochenes Glas.
    Abermals reagierte Walker nicht. Er lag da, als habe man ihm alle Lebenskraft entzogen und nur gerade genug übrig gelassen, damit der Tod ihn nicht überwinden konnte.
    »Bitte, Walker«, flüsterte die Seherin abermals, strich über sein Gesicht und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Erneut rannen Tränen über ihre Wangen.
    Bitte, wiederholte Ahren in Gedanken, während er hilflos zuschaute. Komm zu uns zurück.
     
    Walker kämpfte sich durch die Tentakel der Ranken und Gräser im Dschungel, endlos, wie ihm scheinen wollte, kämpfte um ein wenig Platz zum Atmen, und dennoch führte ihn all seine Mühe offenbar nirgendwohin. Der Dschungel war riesig und blieb stets gleich, und Walker entdeckte keine erkennbaren Merkmale, die ihm den Weg wiesen. Im Hinterkopf wurde ihm durch einen Dunstschleier bewusst, dass er mit dem Dschungel, in den er geraten war, nachdem er Castledown verlassen hatte, nur ein Labyrinth gegen ein anderes ausgetauscht hatte.
    Doch blieb ihm keine andere Wahl, als weiterzuziehen. Sein Körper schmerzte vor Müdigkeit; er konnte nur noch an eines denken - an einen Platz zum Schlafen. Langsam begann er zu halluzinieren, Stimmen zu hören, Bewegungen zu sehen und Berührungen von Schatten zu fühlen, die nicht vorhanden waren. Diese Empfindungen kamen aus dem Grün des Dschungels, aus dem smaragdgrünen Meer, durch das er sich vorwärts bewegte. Sie wurden immer eindringlicher, bis sie sogar die Pflanzen und Bäume des Dschungels überschatteten, manche verblassen ließen und bei anderen vollkommen das Aussehen veränderten. Eigentümlicherweise endeten die Angriffe gleichzeitig, die Ranken und Gräser zogen sich zurück, und die Schwingungen des Bodens nahmen ab.
    Er verlangsamte den Schritt, blickte sich um und suchte zu ergründen, was da vor sich ging.
    Jemand sprach seinen Namen.
    Walker? Bitte, Walker.
    Die Stimme erkannte er wohl, allein er konnte sich nicht erinnern, woher. Trotzdem hielt er sich an ihr fest, umklammerte sie wie eine Rettungsleine. Die Erde war zur Ruhe gekommen, das tiefe Grün des Dschungels verdunkelte sich und wurde hart, und über ihm füllte sich ein nächtlicher Himmel mit glitzernden roten Sternen. Ein Gesicht tauchte auf, verschwommen und undeutlich. Es gehörte einer jungen Frau, und die schmalen, zarten Gesichtszüge wurden von langem silbernem Haar gerahmt. Sie war ihm so nah, dass er ihre weiche Haut spüren konnte, und federleicht kitzelte ihr Atem seine Wange. Sie schloss ihn in die Arme. Woher kam sie nur in diesem Dschungel, hier inmitten des Nichts, inmitten dieses Wahnsinns?
    Walker?
    Jetzt erinnerte er sich. Sie war Ryer Ord Star, die Seherin, die er aus den Vier Ländern auf seine Reise mitgenommen hatte. Von allen, die ihn hätten finden können, war es nur ihr gelungen. Das wollte er nicht so recht verstehen.
    Plötzlich wurde er von eigentümlichen Gefühlen überfallen, von Gefühlen, die ihm fremd und falsch erschienen. Zuerst konnte er sie nicht auseinander halten, konnte ihre Quelle nicht erkennen oder ihren Sinn begreifen. Reglos und verwirrt stand er im verblassenden Dschungel und der einbrechenden Nacht mit diesen seltsamen roten Sternen, während die junge Frau an ihm hing, und die Welt stellte sich auf den Kopf.
    Im nächsten Augenblick veränderte sich alles. Der Dschungel war verschwunden. Das Grün der Bäume, das Blau des Himmels, der Geruch faulenden Holzes und Laubes, der weiche Boden - seine gesamten Sinneseindrücke von Raum und Zeit - verschwanden. Jetzt stand er nicht mehr, sondern lag auf einer harten Metalloberfläche in einem Raum, der mit blinkenden Lichtern und leise surrenden Maschinen gefüllt war. Schläuche verbanden seinen

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