Shannara VIII
gewissermaßen nur einen Schatten darstellte, der aus Hell Dunkel macht und die Temperatur um den Bruchteil eines Grades senkt. Antrax war wegen dieses unerklärten Phänomens vor allem deshalb alarmiert, weil er noch immer nach den beiden Eindringlingen suchte, deren Magie sein Begehren geweckt hatte. Während er einen Menschen in Träumen und Fantasien gefangen hielt, ihm seine Kraft absaugte und diese in Castledowns Energiezellen sammelte, waren ihm die anderen bislang entgangen. Der Wronk jagte einen weiteren Menschen und scheuchte ihn erbarmungslos durch den an Castledown grenzenden Wald. Die Dateneingänge erfolgten gleichmäßig und ohne Veränderung, daher durfte man davon ausgehen, dass der Wronk weiterhin funktionierte. Binnen kurzem würde er seine Beute geschnappt haben.
Der Dritte allerdings stellte für Antrax ein Rätsel dar, für das er keine Lösung fand. Ohne Widerstand war er der Metallsonde ins unterirdische Castledown gefolgt, doch dann hatte ihn etwas erschreckt, und er war verschwunden. Seitdem gelang es diesem Wesen, sich zu verstecken, obwohl Antrax alles daransetzte, es zu finden. Weder Bewegungsmelder noch Taster, Trittfallen noch Abhörgeräte hatten es entdeckt. Laser und Metallsonden hatten die Gänge und Räume ergebnislos abgesucht. Möglicherweise hatte dieser Mensch Castledown wieder verlassen, doch selbst diese Annahme ließ sich nicht beweisen. Antrax wollte ihn vor allem, weil er mit ihm den Eindringling ersetzen konnte, der das Ende seiner Lebensdauer erreicht und den er als Lockvogel zurückgeschickt hatte. Niemand war besser geeignet, die Energie aus den blauen Steinen zu ziehen, als derjenige, der jetzt vermisst wurde.
Nie zuvor war Antrax ein Wesen so lange entwischt. Konnte dieses seltsame Kräuseln, das er in den Leitungen spürte, vielleicht jener dritte Eindringling sein, der die Gestalt geändert hatte? Besaß er solche Macht, solche Anpassungsfähigkeit, die anderen fehlte? Die Evolution gehörte zu den Tatsachen des Lebens und der menschlichen Entwicklung, daher konnte dieser Fall theoretisch eingetreten sein.
Antrax streckte die Finger in all seine Sensoren und Detektoren aus und suchte die Gesamtheit seiner Kommunikationsgeräte ab. Überall gleichzeitig breitete er sich aus und überprüfte die Daten.
Eine derartige Untersuchung brauchte ihre Zeit, aber Zeit stand Antrax ausreichend zur Verfügung. Er erkundete die Oberflächen der Wände und Böden und Decken, überprüfte, ob alles in Ordnung war, und vertiefte sich in die Details.
Aber von dem verschwundenen Eindringling war keine Spur zu finden.
Jede der Metallsonden beantwortete seine Anfragen in Bezug auf ihre Funktionstüchtigkeit positiv. Nirgendwo ließ sich eine Störung oder eine Beschädigung erkennen, was vielleicht auf die Anwesenheit eines Eindringlings hingewiesen hätte. Auch hatten die Laser keine Besonderheiten registriert. Sogar der riesige Komplex, in dem die Aufzeichnungen der Schöpfer untergebracht waren, summte gelassen vor sich hin, während die Informationen unermüdlich von einer Speichereinheit in die nächste kopiert wurden, um die Daten zu sichern und vor Verlust zu schützen. Kein System blieb bei der Überprüfung stumm. Nur meldete auch keines eine Abweichung.
Trotzdem stimmte etwas nicht.
Antrax holte sich die Anzeigen des Eindringlings, der in Extraktionskammer Drei lag. Der Ausstoß an Energie war deutlich zurückgegangen, aber der Eindringling befand sich weiterhin angeschnallt an seinem Platz, und alle Kabel, die seine Körperfunktionen überwachten, waren noch mit ihm verbunden. Die Wärmesensoren zeigten die normale Temperatur für diesen Raum und ließen nicht auf die Anwesenheit anderer Wesen schließen. Der Gefangene schien sich auszuruhen, schlief vielleicht, obwohl das bei den Extraktionstechniken, die Antrax benutzte, selten geschah. Antrax nahm sich einen Augenblick Zeit und betrachtete die Daten genauer. Der Energieausstoß als Folge der wahrgenommenen Bedrohungen war deutlich zurückgegangen. Aber stellte dies ein Zeichen von Erschöpfung dar oder nur die Entscheidung der Extraktionsmaschine, dem Individuum für eine gewisse Frist Schonung zu gewähren? Energie abzusaugen war ein störanfälliger Prozess, der ständig die sorgfältige Überprüfung der mentalen und emotionalen Kondition des Opfers erforderte. Antrax hatte lernen müssen, dass Menschen unerschöpfliche Potenziale besaßen, wenn man sie nur in einem Stück beließ. Allerdings waren Fleisch und
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