Shannara VIII
Menschen bedeuten ihr nichtss. Ssie hat dich längsst vergessssen.«
Er beugte sich vor. »Retss ssind deine Freunde, kleiner Mensch. Nur Retss retten dich.« Seine kalten Augen funkelten. »Ssie denkt falsch über mich, hält mich für sso dumm wie dich? Ssie will, wass dort oben isst.« Er tippte Bek an den Kopf. »Ssie will immer nur dass, wass ssie gegen den Druiden verwenden kann.«
Mit toten Augen und einem ausdruckslosen Gesicht betrachtete er den Jungen eine Weile. »Aber wenn kleiner Mensch tut, wass ich will, lasssse ich ihn frei.«
Bek versuchte zu sprechen, was ihm nicht gelang. Er wollte sich bewegen, konnte jedoch nicht. Er hatte keine Stimme und war wie gelähmt, wurde durch den Blick seines Gegenübers und die Magie der Ilse-Hexe gefesselt. Furcht und Verzweiflung durchströmten ihn, und er gab sich alle Mühe, sich dies nicht an den Augen ansehen zu lassen. Dabei hatte er keinen Erfolg.
Cree Bega stand auf und trat ans Fenster, als sei er mit Bek fertig. Er schaute aus der offenen Luke in den Nachthimmel, dann wandte er sich den beiden Mwellrets zu, die wie Schatten an der Wand warteten. Bek beobachtete ihn wie ein Kaninchen die hungrige Schlange. Er konnte nichts tun, um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Er konnte nur gut aufpassen und warten und hoffen.
Einer der Mwellrets trat aus dem Schatten und kniete sich neben Bek. Langsam und bedächtig faltete er ein Lederfutteral auf, in dem eine Reihe Messer und scharfer Instrumente glitzerten. Er würdigte Bek keines Blicks, sondern breitete lediglich die Tasche mit ihren Schneidewerkzeugen aus, erhob sich wieder und zog sich zurück.
Innerlich krümmte sich Bek. Am liebsten hätte er um Hilfe geschrien, doch das hätte ihm auch nichts genützt. Erneut spannte er die Seile um seine Handgelenke, aber sie saßen genauso fest wie zuvor. Die Zeit lief ihm davon. Noch vor kurzem hatte er an seine Chance zur Flucht geglaubt, jetzt hatte er diesen Gedanken aufgegeben.
Cree Bega kam wieder zu Bek und ragte bedrohlich und dunkel vor ihm auf. »Denk genau nach, kleiner Mensch«, zischte er leise. »Ess gibt Wege, dich zzum Ssprechen zzu bringen, wenn du schweigsst. Retss kennen ssich damit auss. Sstelle unss nur auf die Probe. Ess wäre leichter für dich, wenn du unss ssagsst, wass wir wisssen wollen. Besssser für dich. Dann lassssen wir den kleinen Menschen frei.«
Er wartete einen Augenblick und sah Bek dabei unverwandt an. Bek starrte ins Leere, kämpfte gegen sein Entsetzen an und zwang sich, ruhig zu bleiben.
Schließlich stieß Cree Bega ihn mit dem Fuß an. »Ich komme bald zzurück, um deine Antwort zzu hören«, flüsterte er.
Ohne einen weiteren Blick drehte er sich um, verließ den Raum und war verschwunden. Die Tür schloss sich leise hinter ihm.
Bek hielt den Blick auf den Rand des Lichtkreises gerichtet, den die Kerze erzeugte, und versuchte, endlich zu entscheiden, was er tun sollte. Ohne Hilfe von außen konnte er sich nicht befreien. Andererseits würde diese Hilfe wohl kaum rechtzeitig eintreffen. Daher musste er dem Mwellret geben, was er verlangte. Aber wie sollte er das machen? Auch wenn er wollte, er konnte nicht sprechen. Erneut erforschte er Griannes Magie, denn vielleicht hatte er ja etwas übersehen. Alles, was ihm einfiel, probierte er aus, doch ohne Erfolg. Seine Stimme war weg.
Was blieb ihm also übrig? Er konnte schriftlich auf die Fragen des Mwellrets antworten, was ihn jedoch vermutlich trotzdem nicht retten würde. Cree Bega erweckte den Eindruck, als würde er die Antwort auf seine Fragen nicht nur mit Drohungen, sondern auch mit seiner hübschen Sammlung scharfer Klingen erpressen. Schließlich tat es nicht ihm weh, wenn er sicherging. Warum sollte er nicht prüfen, wie stimmlos der Junge wirklich war?
Zum ersten Mal, seit er die Jerle Shannara verlassen und sich ins Landesinnere auf die Suche nach Castledown begeben hatte, bereute Bek, dass er den Phönixstein abgegeben hatte. Wenn er ihn selbst behalten hätte, wenn er ihn nicht Ahren Elessedil aufgedrängt hätte, böte sich ihm jetzt eine Fluchtmöglichkeit, obwohl er gefesselt war. Vielleicht hatte der König vom Silberfluss das so gewollt, weil er diese Lage vorausgesehen hatte. Vielleicht hatte er Bek den Stein geschenkt, damit er sich befreien konnte. Der Gedanke, dass er seine letzte Chance freiwillig verschenkt hatte, war zu viel für Bek, und sofort verscheuchte er ihn. Cree Bega hatte ihm den Knebel nicht wieder umgebunden, und so holte Bek rasch
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