Shannara VIII
in welcher Reihenfolge die Entfernung seiner Fesseln fortgesetzt werden sollte. Sobald sie gelöst waren, würde mit Gewissheit Alarm ertönen.
Öffne die Tür zu diesem Raum, und stell sie fest, damit Antrax uns nicht einsperren kann, wenn die Wachmaschinen Alarm schlagen.
Sie fand ein niedriges Schränkchen auf Rollen und schob es in die Türöffnung.
Dann trat sie wieder zu ihm.
Zieh die Nadeln aus meinem Arm und meinem Körper. Lass sie an ihren Schläuchen hängen.
Sie löste das Klebeband, welches die Nadeln hielt, dann zog sie eine nach der anderen aus den Adern. Die Einstiche berührte sie mit ihren kühlen Fingern, heilte die Wunden und erfüllte Walker mit neuer Kraft. Ihre Fähigkeit zur Empathie schien grenzenlos. Sie schauderte nur einmal, wenn der Kontakt entstand, ließ die Finger kurz auf den Wunden ruhen und nahm sie wieder zurück.
Bald würde der Alarm ausgelöst werden, und Antrax wüsste dann, dass bei den Geräten, die Walker unter Drogen gesetzt und ihm Magie entzogen hatten, eine wie auch immer geartete Störung aufgetreten war. Sie würden also rasch handeln müssen. Walker setzte sich auf, wobei er spürte, wie viel Kraft er verloren hatte. Ihm wurde schwindelig. Die Betäubungsmittel hatten ihn geschwächt, und er fühlte sich lethargisch, doch sein Körper funktionierte. Zunächst riss er nun die Saugnäpfe ab, mit denen die Überwachungsdrähte an seinem Körper klebten. Sie lösten sich leicht, und Sekunden später waren nur noch die fünf an den Fingerspitzen geblieben. Diese ließ er an Ort und Stelle, da er noch eine andere Verwendung für sie hatte.
Überall auf den Schalttafeln um sein Lager herum blinkten Lichter. Er spürte eine Veränderung in der Atmosphäre des Raums, während Antrax herbeieilte, um die aufgetretenen Fehler zu korrigieren. Walker erhob sich wacklig, das Mädchen stützte ihn, er schnappte sich seine Robe und trat von dem Tisch zurück. Dann ging er dort hin, wo die Drähte, die mit seinen Fingerspitzen verbunden waren, in einem Metallstecker endeten, der wiederum mit den Behältern voll rötlicher Flüssigkeit verbunden war. Er zog den Stecker und schob ihn in eine gleichartige Öffnung in einer der Schalttafeln, die mit leuchtend roten Symbolen gekennzeichnet war.
Walker wusste, was diese Symbole bedeuteten. Es handelte sich um die gleiche Sprache wie auf der Karte, um die Sprache der Alten Welt, die er anhand der Druidenhistorien entziffert hatte.
Auch war ihm klar, wohin diese zweite Leitung führte. Während seiner außerkörperlichen Reise hatte er sie erkundet und bis zu ihrer Quelle verfolgt.
Sie führte zu Castledowns Hauptalarmsystem.
Ehe Antrax es verhindern konnte, schickte Walker Druidenfeuer durch die Hauptleitungen zu den Nebenstellen und löste überall Alarm aus.
»Es geht los«, murmelte er vor sich hin, während er Ryer Ord Star auf den Eingang zuschob.
Ihm blieben nur wenige Minuten für sein Vorhaben.
Kapitel 22
An Bord der Schwarzen Moclips wartete Bek Ohmsford geduldig auf seine Rettung. Ihm war es ziemlich gleichgültig, in welcher Form sie erfolgen würde, doch spürte er, dass sie kurz bevorstand. Im Augenblick geriet er deshalb zwar nicht in Panik, aber er hatte das seltsame Gefühl, diese würde sich langsam an ihn heranschleichen. Man hatte ihn in einem Frachtraum am Heck eingesperrt, einem Lagerraum, in dem Ersatzteile und Vorräte aufbewahrt wurden - Ambientlichtsegel, Strahlungssammler, Diapsonkristalle, Käse und Wasserfässer. Das alles war in Schatten gehüllt. Der Raum war nicht groß, doch im Licht der Kerze, die neben ihm auf einem Fass stand, konnte er kaum den Mwellret erkennen, der ihm gegenübersaß und ihn bewachte. Bek war mit einer drei Fuß langen Kette an die Wand gefesselt. Die Hände hatte man ihm vorn mit einem Seil zusammengebunden und durch die Kette gezogen, sodass er die Arme nicht über Hüfthöhe heben konnte. Außerdem war er geknebelt, obwohl das vermutlich überflüssig war, weil Grianne ihm bereits die Stimme gestohlen und ihn stumm gemacht hatte.
Da sie keine Risiken eingehen wollte, hatte sie ihm auch das Schwert von Shannara abgenommen. So wollte sie sichergehen, dass er auch bei ihrer Rückkehr noch ihr Gefangener war. Obwohl es eigentlich keinen Anlass gab, von etwas anderem auszugehen, hatte er doch nichts weiter zu tun, als sich genau diese Möglichkeit auszumalen. Allzu optimistisch schaute er allerdings nicht in die Zukunft. Er befand sich an Bord eines Luftschiffes voller
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