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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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kribbeln. Tamis stand gleich neben ihm und atmete leise. Beide hielten die Schwerter vor sich, die im Mondlicht glitzerten, als die Wolken über ihnen kurz aufrissen. Quentin dröhnte der Schädel, und sein Blut begann zu sieden, während die feurigen Funken der Magie sich vom Schwert von Leah lösten, als Antwort auf die Gefahr, die Quentin spürte. Er fühlte die Veränderung, die in seinem Körper vor sich ging, als er sich darauf vorbereitete, sich dieser Kraft zu überlassen. Eine Mischung aus Genugtuung und Furcht erfüllte ihn. Er würde sich verwandeln, und er wusste, was das bedeutete. Sobald die Magie in ihn eindrang, machte sich eine unaufhaltsame Wut in ihm breit, die jedoch leicht zu einer Gefahr für seine Seele werden konnte.
    Ohne diese Wut bestand allerdings größte Gefahr für sein Leben. Ihm blieb also keine Wahl.
    Fast anmutig betrat der Wronk die Lichtung. Obwohl sein Gesicht im schwachen Licht geisterhaft verschwommen wirkte, waren Form und Größe nicht zu verkennen. Quentin betrachtete das Ding mit Angst und Abscheu. Sofort bemerkte der Wronk ihn, erstarrte und drehte sich langsam von einer Seite zur anderen, als nehme er Witterung auf. Metall reflektierte das Sternenlicht und funkelte. Der Mond war hinter den Wolken verschwunden, die Nacht war dunkel und bedrückend. Innerhalb der schwarzen Mauer, welche die Bäume bildeten, herrschte absolute Stille.
    Der Hochländer spürte, wie Tamis sich anspannte, derweil sie wartete, dass er losliefe. Sie hatten sich darauf geeinigt, er solle den Zeitpunkt bestimmen, da der Wronk vor allem hinter Quentin her war und er ihn deshalb am besten locken konnte. Der Plan war simpel. Sie würden vorgeben, das Ungeheuer in eine Richtung zu locken, weil sie wussten, dass es sich dann in die andere bewegen würde. In dem Wronk arbeitete Ard Patrinells Hirn, und dementsprechend würde sein Handeln von Patrinell vorgegeben. Jede List würde er erkennen und versuchen, sie zu durchkreuzen. Nur wenn Tamis und Quentin dieses Denken zu ihrem Vorteil ausnutzten, konnten sie den Wronk in die Grube locken. Gewiss, es handelte sich bestenfalls um einen armseligen Plan, doch leider hatten sie keinen besseren.
    Der Wronk drehte sich erneut, abermals funkelten die Sterne auf seiner Metallhaut, Lichtpünktchen, die aufflammten und verloschen wie Glühwürmchen. Der schwere Körper machte einen Schritt nach vorn und zögerte erneut. Ard Patrinells Gesicht war für die beiden nicht zu erkennen, und so konnten sie sich einreden, bei dem Wronk handele es sich lediglich um eine Maschine. Vor seinem inneren Auge jedoch sah Quentin den gequälten Blick des Elfen in seinem Gefängnis - verzweifelt und um Befreiung flehend. Wenn der Hochländer nur gewusst hätte, wie er dieses Bild aus seinen Gedanken verbannen konnte, hätte er es getan, aber es erwies sich als so stark und einprägsam, dass es ihm nicht gelang. Denn schließlich zeigte es ihm nicht nur Patrinells fürchterliches Schicksal, sondern auch sein eigenes. Tamis wollte den Mann, den sie liebte, aus diesem Zustand eines lebenden Toten befreien. Quentin strebte vor allem danach, sich das gleiche Schicksal zu ersparen.
    Ihm war heiß, und der Schweiß überzog in einer dünnen Schicht Gesicht und Arme. Abwesend fragte er sich, wie diese ganze Geschichte zu einem solchen Ende hatte führen können. Mit der Hoffnung auf unvergleichliche Erlebnisse, die sein Leben verändern würden, hatte er sich auf diese Reise eingelassen. Nach einem Abenteuer hatte er sich gesehnt, und einen Albtraum hatte er bekommen.
    »Fertig?«, flüsterte er.
    Tamis nickte mit grimmiger Miene. »Bitte, lass mich ihm nicht lebendig in die Hände fallen«, sagte sie plötzlich. »Versprich es mir.«
    »Versprich mir das Gleiche.« Sein Herz klopfte.
    »Ich habe ihn geliebt«, flüsterte sie so leise, dass er ihre Worte kaum verstehen konnte.
    Quentin Leah holte tief Luft und riss sein Schwert in die Höhe.

Kapitel 25
    Bek Ohmsford folgte Truls Rohk ohne Widerspruch ins Landesinnere. Lange lief er hinter dem Gestaltwandler her, tief in den Wald hinein, und beschwerte sich nicht. Aber schließlich konnte er nicht mehr mithalten. Seine Kraft war verbraucht, und er brach unter einem riesigen Ahorn zusammen, setzte sich, ließ den Kopf zwischen den Knien hängen und versuchte schnaufend, wieder zu Atem zu kommen.
    Der Gestaltwandler, ein verhüllter Schatten vor dem Hintergrund tiefster Nacht, wandte sich geräuschlos zu ihm um und kniete sich neben ihm hin.

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