Shannara VIII
redete tröstend auf sie ein, doch wollte sie nicht auf ihn hören, bis sie schließlich in seine Arme sank, schluchzte und die Hände rang.
Walker ließ den blutbedeckten Arm in den Schoß fallen, wagte es noch immer nicht, an sich herabzuschauen, und zwang sich dazu, sich nur auf das zu konzentrieren, was er jetzt tun musste.
»Elfenprinz«, sagte er mit einer Stimme, die fremd in seinen Ohren klang. »Bring sie zu mir.«
Ahren Elessedil tat, was ihm aufgetragen wurde, und zog eine verkniffene Miene, wie es Menschen tun, denen sich ein Anblick bietet, auf den sie ihr Leben lang gern verzichtet hätten. Er hielt Ryer fest, beschützte sie und hielt sie gleichzeitig zurück, und man merkte ihm die Entschlossenheit an, sie beide durch das zu bringen, was ihnen jetzt bevorstand. Walker staunte über die Entschlossenheit und die Willenskraft, die er in den jugendlichen Zügen entdeckte. Der Elfenprinz war mit einem Schlag erwachsen geworden.
»Ryer.« Er sagte ihren Namen leise und ruhig. Kurz darauf wiederholte er: »Ryer. Sieh mich an.«
Das tat sie, langsam und zaghaft, nahm den Kopf von Ahren Elessedils Schulter, richtete den Blick auf sein Gesicht und weigerte sich zugleich, nochmals die Wunde zu betrachten, da sie das nicht durchstehen würde. In ihrem blassen, durchscheinenden Gesicht fand er solche Traurigkeit, dass er fürchtete, er würde jetzt nicht nur seinen Körper, sondern auch den Mut verlieren.
»Du darfst mich nicht berühren, weil du dabei selbst nicht wieder gutzumachenden Schaden davontragen würdest. Mich zu heilen ist unmöglich. Es würde dich das Leben kosten und meines trotzdem nicht retten. Manche Wunden übersteigen selbst deine empathischen Fähigkeiten. Deine Visionen haben mir verraten, dass es so kommen würde. Als ich nach den Ereignissen auf Shatterstone diese Verbindung mit dir einging, habe ich es gesehen. Verstehst du?«
Ihre Augen waren glasig und starr, und offensichtlich begriff sie nicht und wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Sie versteckte sich - das nahm er hin -, aber hören konnte sie ihn noch.
»Ahren bringt dich wieder nach oben und zurück zum Luftschiff. Kehre mit ihm nach Hause zurück. Erzähl ihm von den Visionen und Träumen, die dich unterwegs heimsuchen, so wie du sie früher mir geschildert hast. Hilf ihm so, wie du mir geholfen hast.«
Sie zitterte, und noch immer ging ihr Blick ins Leere. »Nein«, flüsterte sie. »Ich verlasse dich nicht.«
»Ahren.« Walker blickte den Elfenprinzen an. »Der Schatz, den wir heben wollten, ist für uns verloren. Er starb mit Antrax. Die Bücher der Magie befanden sich im Speichersystem der Maschine. Wir hätten sie nur bekommen, wenn wir Antrax das Leben gelassen hätten, aber das war zu gefährlich. Ich war es, der die Entscheidung treffen musste, und ich habe sie getroffen. Ob es den Preis wert war, wird sich noch erweisen. Du wirst dir deine eigene Meinung bilden. Vergiss das nicht. Eines Tages wirst du deine Chance bekommen.«
Ryer Ord Star weinte erneut und sagte seinen Namen leise vor sich hin, wieder und wieder. Er wollte sie berühren, ihr damit wenigstens ein bisschen Trost spenden, doch er konnte nicht. Die Zeit lief ihm davon, und er hatte noch eine wichtige Sache zu erledigen.
»Geht jetzt«, forderte er die beiden auf.
Die Seherin schluchzte, streckte die Hand nach ihm aus und wollte sich aus Ahren Elessedils festem Griff befreien. Ihre Finger waren wie Krallen und reckten sich ihm entgegen, als wollte sie seine nächsten Worte regelrecht mit den Händen greifen.
»Ryer«, flüsterte er mit schwindender Kraft. »Hör mir zu. Wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen. Wir treffen uns wieder.« Sie verstummte und starrte ihn an. »Bald«, fügte er hinzu, »wird es so weit sein.«
»Walker.« Sie hauchte den Namen dahin wie einen Zauberspruch, der ihm und ihr Schutz bringen sollte.
»Ich verspreche es dir.« Er schluckte heftig, da der Schmerz sich wieder meldete, und deutete schwach auf Ahren. »Geht. Rasch. Und schlagt nicht den Weg ein, auf dem ihr gekommen seid. Nehmt den, der auf der anderen Seite des Saals beginnt.« Er zeigte auf die geplatzten Zylinder und rief sich die labyrinthartigen Gänge in Erinnerung, die er auf seiner außerkörperlichen Reise erkundet hatte. »Der Hauptgang führt euch hier heraus. Folgt ihm. Schnell.«
Ahren zog Ryer Ord Star mit sich, zwang sie, nach vorne zu blicken, und ignorierte ihr Schluchzen und ihre Gegenwehr. Sein Blick ruhte derweil auf dem Druiden,
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