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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihre Blicke trafen sich, und sie suchte nach etwas, das ihr wenigstens eine kleine Genugtuung bereiten würde. Sie entdeckte jedoch nichts.
    »Wo sind die anderen?«, fragte sie schließlich. »Die Seherin und der Elf?«
    Er hustete und schluckte schwer. »Schon gegangen.«
    »Du liegst im Sterben, Druide«, stellte sie fest.
    Er nickte. »Meine Zeit ist gekommen.«
    »Du hast verloren.«
    »Tatsächlich?«
    »Der Tod nimmt alle Siegeschancen. Deine sinken, während wir uns hier unterhalten.«
    »Vielleicht nicht.«
    Seine Weigerung, die Niederlage einzugestehen, erfüllte sie mit Wut, doch sie beherrschte sich. »Hast du die Magie gefunden, nach der du gesucht hast?« Sie zögerte. »Willst du es mir freiwillig erzählen, oder muss ich dir in den Kopf schauen, um eine Antwort auf meine Frage zu bekommen?«
    »Du brauchst mir nicht zu drohen. Ich habe die Magie gefunden und mir genommen, was ich konnte. Doch solange ich lebe, wirst du sie nicht in die Finger bekommen.«
    Sie starrte ihn an. »Demnach muss ich nicht mehr lange warten, oder?«
    »Länger, als du denkst. Mein Tod ist nur der Beginn deiner Reise.«
    Es war ihr schleierhaft, wovon er redete. »Welche Reise meinst du, Druide? Sag schon.«
    Blut trat auf seine Lippen und rann in einer dünnen Linie am Kinn herunter. Seine Augen wurden glasig. Sie wurde nervös. Er durfte noch nicht sterben. »Ich habe den Jungen«, sagte sie. »Du hast dir viel Mühe gegeben, ihn von deinen Lügen zu überzeugen, die er nun für die Wahrheit hält. Tatsächlich glaubt er, er sei Bek und ich seine Schwester. Und dich betrachtet er als seinen Freund. Wenn dir etwas an ihm gelegen ist, wirst du mir helfen, solange du noch Zeit hast.«
    Walker wandte nicht den Blick von ihr. »Er ist wirklich dein Bruder, Grianne. Du hast ihn in dem Keller eures Hauses versteckt, in einer kleinen Kammer hinter einem Regal. Dort wurde er von einem Gestaltwandler gefunden, der ihn zu mir brachte. Ich übergab ihn einem Mann und seiner Frau im Hochland, und dort wurde er aufgezogen. Das ist die Wahrheit. Die Lügen stammen von dir, Grianne.«
    »Wag es nicht, mich so zu nennen, Druide!«, zischte sie ihn an.
    Er hob schwach die Hand. »Der Morgawr hat deine Eltern getötet, Grianne. Er ermordete sie und raubte dich, damit er deine Gabe zu seinem Vorteil ausnutzen und dich zu seiner Schülerin machen konnte. Von mir behauptete er, ich hätte diese Gräueltat begangen, damit auch du seinen größten Feind hasst. Das tat er in der Hoffnung, dass du mich eines Tages vernichten würdest. So hatte er es geplant. Er hat dein Denken schon früh beeinflusst und dich gut ausgebildet. Nur von Bek ahnte er nichts. Er wusste nicht, dass außer mir noch jemand die Wahrheit kannte, die er so mühsam verschleiert hatte.«
    »Alles Lügen«, flüsterte sie. Erneut loderte die Wut in ihr auf, und die Magie brodelte. Wenn er noch ein einziges Wort sagte, würde sie sich nicht mehr beherrschen können und die Sache sofort beenden.
    »Willst du die Wahrheit wissen?«, fragte er.
    »Ich kenne sie bereits.«
    »Willst du die letzte und ewige Wahrheit wissen?«
    Sie starrte ihn an. In seinen dunklen Augen lag ein Leuchten, das ihr nicht entging. Er hatte etwas vor, arbeitete auf etwas hin, aber sie war sich nicht sicher, was. Vorsicht, ermahnte sie sich.
    Sie schob die Hände in die Ärmel ihrer Robe. »Ja«, sagte sie.
    »Dann benutze das Schwert.«
    Einen Moment lang begriff sie nicht, wovon er redete. Dann erinnerte sie sich an den Talisman, den sie auf dem Rücken trug und den ihr der Junge gegeben hatte. Sie langte zur Schulter und berührte sachte das Schwert. »Dies hier?«
    »Das ist das Schwert von Shannara.« Er schluckte heftig, und der Atem rasselte in seiner Brust. »Ruf seine Magie hervor, wenn du wirklich die Wahrheit wissen willst, vor der du dich so lange gedrückt hast. Dieser Talisman kann nicht lügen. Wenn du ihn gebrauchst, gibt es keine Täuschungen mehr. Nur die Wahrheit.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Ich vertraue dir nicht.«
    Schwach und traurig lächelte er. »Natürlich nicht. Das verlange ich ja auch nicht von dir. Aber vertraust du dir selbst? Deiner eigenen Magie? Dann benutze das Schwert. Oder hast du Angst?«
    »Ich habe vor nichts Angst.«
    »Dann benutze das Schwert.«
    »Nein.«
    Damit sei die Sache erledigt, dachte sie, aber sie irrte sich. Er nickte, als habe sie ihm die Antwort gegeben, die er erwartete. Anstatt seine Absichten zu durchkreuzen, hatte sie getan, was er

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