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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Körper floss das Blut in die Robe. Ein letztes Mal wollten Zweifel sie warnen, doch sie vertraute ihrem Instinkt, auch wenn sie es hasste, die Angst auf dem Gesicht ihres Erzfeindes wahrzunehmen, dem Gesicht eines Mannes, dem sie so viele Jahre lang nachgejagt war.
    Sie wischte alle Zweifel zur Seite. »Leg die Hand auf das Schwert!«
    Er nahm die blutende Hand von der Brust und streckte sie zum Heft aus. Währenddessen verlor sich sein Blick kurz im Leeren, und seine Hand griff an der Waffe vorbei und strich leicht über ihre Stirn. Sie hatte sich so sehr auf seine Augen konzentriert, dass sie nicht auf seine Hand geachtet hatte. Jetzt zuckte sie zusammen, als sie die feuchte Schmiere spürte, den seine Finger auf ihrer Haut hinterlassen hatten. Sie hörte ihn etwas sagen, Worte, zu leise, um sie zu verstehen.
    Das Blut auf ihrer Stirn erschreckte sie, allerdings wollte sie ihm nicht die Genugtuung geben, es fortzuwischen. Stattdessen platzierte sie ihre Hand über seiner und schloss sie um den Griff.
    »Jetzt werden wir ja sehen, Druide.«
    »Jetzt werden wir sehen«, stimmte er zu.
    Ihre Blicke lösten sich nicht voneinander, während sie in der rauchenden Ruine der Extraktionskammer warteten. Sie waren so einsam und verlassen, als würde es auf der ganzen Welt kein anderes Wesen mehr geben. Um sie herum war es still geworden. Selbst die Kabel und Drähte sprühten keine Funken mehr, und die Maschinen hatten aufgehört, sich zu bewegen. In dieser Stille hörte die Ilse-Hexe den ersterbenden Atem des Druiden.
    Plötzlich dachte sie, dass sie nur ihre Zeit verschwendete, und Zorn bemächtigte sich ihrer. Dies war nicht das Schwert von Shannara. Es handelte sich um eine ganz gewöhnliche Waffe.
    Als Reaktion auf diese Wut packte sie Walkers Hand fester. Sag schon etwas! Zeig mir die Wahrheit, wenn du sie mir zeigen kannst!
    Im nächsten Moment spürte sie eine Wärme, die von der Klinge ausstrahlte, in ihre Hand eindrang und durch ihren Arm zog. Sie sah, wie der Druide zusammenzuckte, dann hörte sie ihn keuchen. Kurz darauf flammte weißes Licht um sie herum auf, und die beiden verschwanden in dessen flüssigem Herzen.
     
    An der Küste der Blauen Spalte zog die Dämmerung über einer Nebelbank herauf, die sich wie eine Mauer entlang des Horizonts erstreckte. Vom Deck der Jerle Shannara aus beobachtete Redden Alt Mer, wie der Dunst aus der abziehenden Dunkelheit auftauchte. Das graue Ungetüm näherte sich der Küste mit der Unausweichlichkeit einer Flutwelle. Der Große Rote hatte schon früher Nebelbänke gesehen, doch niemals eine solche. Sie war dicht und ohne Lücke, sie reichte vom Wasser bis zum Himmel, vom Norden bis zum Süden, vom Licht bis zur Dunkelheit. Die Dämmerung versuchte durchzubrechen, zornrote Streifen schimmerten wie glühendes Metall, so, als brenne draußen auf See ein riesiger Schmelzofen.
    In March Brume gab es auch häufig dichten Nebel, so wie in allen Häfen entlang der Westlandküste. Wenn sich Wärme und Kälte dort vermischten, wo Land und Wasser aufeinander stießen, kam es zu Kondensation und zu einer Brühe, die fest genug war, um sie aufs Brot zu schmieren - so sagten es die alten Seemänner. Ungefähr so musste man sich diesen Nebel vorstellen, den Redden Alt Mer jetzt beobachtete, doch hatte er etwas an sich, nun, eine Art Energie, die dunkel und entschlossen das Nahen eines Sturms ankündigte. Nur sah das Wetter überhaupt nicht danach aus. Nichts in der Luft deutete auf Regen hin, auch hatte Redden Alt Mer weder Donner gehört noch Blitze gesehen. Es wehte kein Windhauch. Sogar die Luftdruckmessgeräte ließen keinen Hinweis auf Schwierigkeiten erkennen.
    Der Kapitän der Fahrenden ging zum hinteren Deck und spähte nochmals in den Nebel. Was war dort draußen los?
    »Ordentliche Suppe«, knurrte Spanner Frew, der sich zu ihm gesellte. Das runzlige Gesicht ragte aus seinem schwarzen Bart wie eine Gewitterwolke. »Schön, dass wir in nächster Zeit nicht in diese Richtung fliegen.«
    Alt Mer nickte und blickte weiter in den Nebel. »Hoffentlich bleibt das dort draußen. Ich würde mich lieber häuten und kochen lassen, ehe ich noch eine Woche hier festsitze.«
    Einen Tag würde es noch dauern, bis die Reparaturen des Luftschiffs abgeschlossen waren. Inzwischen konnte er sich kaum mehr gedulden. Die Kleine Rote war vor drei Tagen aufgebrochen, und er hatte ein schlechtes Gefühl im Bauch. Sicherlich traute er ihr und Hunter Predd einiges zu, aber er machte sich natürlich

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