Shannara VIII
war kein Preis zu hoch, wenn er Premierminister werden würde. Einige Schiffe und Mannschaften, die ihm sowieso nicht besonders viel bedeuteten - das war praktisch geschenkt. In Wahrheit hätte er viel mehr getan, um die Herrschaft über die Föderation zu erlangen. In Wahrheit hätte er jeden Preis gezahlt.
Trotzdem würde er am Ende unter Umständen mit leeren Händen dastehen. Womöglich war das alles nur eine Maskerade, um seine Bereitschaft zu prüfen, das Bündnis mit der Hexe zu brechen.
Aber als er erwachte und sich ankleidete, um in den Ratssaal zu gehen, erreichte ihn die Nachricht, dass der Premierminister verstorben sei. Der Mann hatte sich schlafen gelegt und war nicht mehr aufgewacht. Das war durchaus ungewöhnlich, bedachte man seine gute Gesundheit und sein verhältnismäßig junges Alter, doch das Leben - und ebenso der Tod - steckten voller Überraschungen.
Sen Dunsidan verspürte bei dieser Nachricht Freude und Zuversicht. Er gestattete sich zu hoffen, dass das Undenkbare tatsächlich im Bereich des Möglichen liege und dass der Morgawr vielleicht wirklich Wort halten würde. Premierminister Dunsidan, dachte er tief im Innern, an jenem Ort, wo er seine finstersten Geheimnisse verborgen hielt.
Er erreichte den Saal des Koalitionsrates, und dort erfuhr er vom Tode Jaren Arkens. Der Finanzminister war von seinem Zuhause losgeeilt, nachdem er vom plötzlichen Verscheiden des Premierministers gehört hatte, und tief in Gedanken versunken bei der Aussicht, die vakant gewordene Führerstelle zu besetzen, war er die Treppe zur Straße hinuntergestürzt. Unten schlug er mit dem Kopf auf die Steinfiguren des Geländers. Als seine Diener bei ihm eintrafen, war er bereits tot.
Sen Dunsidan war nach Eintreffen der Nachricht nicht länger überrascht, sondern verspürte Zufriedenheit und Aufregung. Er setzte eine traurige Miene auf und antwortete allen jenen, die an ihn herantraten, mit politischen Floskeln - und das waren in der Tat viele, da er derjenige war, den die Ratsmitglieder inzwischen zum Nachfolger auserkoren hatten. Den Tag verbrachte er mit Vorbereitungen für die Bestattungsfeierlichkeiten und Trauerreden, sprach darüber, wie erschüttert und entsetzt er sei, während er gleichzeitig seine Macht festigte. Zwei solch wichtige und begabte Führer waren dem Land mit einem Streich verloren gegangen; daher musste man einen starken Mann finden, der das entstandene Vakuum ausfüllte. Er bot sich an und versprach, für jene, die ihn unterstützten, alles zu tun, was in seiner Macht stand.
Bei Einbruch der Nacht redete niemand mehr über die toten Männer; alle redeten nur noch über ihn.
Er saß in seinem Zimmer, wartete bis lange nach Sonnenuntergang und sann darüber nach, was geschehen würde, wenn der Morgawr zurückkehrte. Davon ging er jedenfalls aus, dass sein neuer Verbündeter kommen würde, um den vereinbarten Handel zum Abschluss zu bringen. Allerdings war er nicht ganz so sicher, was er letztendlich verlangen würde. Bestimmt würde er keine Drohungen ausstoßen, aber diese würden nichtsdestoweniger unausgesprochen im Raum stehen: Wenn er sich so leicht eines Premierministers und eines Finanzministers entledigen konnte, wie viel schwerer war dann ein widerspenstiger Verteidigungsminister? Sen Dunsidan steckte jetzt bis zum Hals mit in der Sache drin. Es gab kein Zurück mehr. Bestenfalls durfte er hoffen, dass er die Forderungen des Morgawrs erfüllen konnte.
Es war schon fast Mitternacht, als der Besucher eintraf und lautlos in schwarzer Robe und mit bedrohlicher Haltung hereinschlich. In der Zwischenzeit hatte Sen Dunsidan mehrere Gläser Bier getrunken, was er jetzt bedauerte.
»Ungeduldig, Minister?«, fragte der Morgawr leise und verschwand sofort im Schatten. »Habt Ihr gedacht, ich würde nicht mehr kommen?«
»Ich war mir sicher, Ihr würdet erscheinen. Was wollt Ihr nun von mir?«
»So schroff? Keine Zeit für einen kurzen Dank? Ich habe Euch zum Premierminister gemacht. Dazu fehlt nur noch die Wahl im Koalitionsrat, eine reine Formsache. Wann wird das erledigt?«
»In ein oder zwei Tagen. Also gut, Ihr habt Euren Teil der Abmachung erfüllt. Wie wird meiner aussehen?«
»Schiffe, Minister. Schiffe, die eine lange Reise und an deren Ende eine Schlacht überstehen können. Schiffe, die Männer und Ausrüstung transportieren können, und zwar in den Mengen, die notwendig sind. Schiffe, die die Schätze transportieren können, die ich zu heben
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