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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Lektionen erteilen, und darunter gewiss auch etliche harte. Dabei wollte er jedoch nicht auf sich allein gestellt sein. Ryer an seiner Seite zu haben verlieh ihm eine Zuversicht, die er sich nicht recht erklären konnte, auf die er allerdings nicht verzichten wollte.
     Immerhin meinte er, diese Gefühle wenigstens teilweise zu verstehen. Was er für das Mädchen empfand, war so etwas wie Liebe. Diese hatte sich langsam entwickelt, und erst jetzt begriff er, was sie eigentlich bedeutete. Er war nicht sicher, wie das alles enden oder ob er überhaupt morgen noch die gleichen Gefühle hegen würde. Trotzdem war es für ihn ein Trost, sie in dieser Welt der Unruhe und Unsicherheit, der Ungeheuer und der Gefahren an seiner Seite zu wissen, sie um Rat bitten oder auch nur ihre Hand nehmen zu können. Er zog eine gleichermaßen starke wie geheimnisvolle Kraft aus ihrer Gegenwart - nicht magischer, sondern seelischer Natur. Vielleicht wäre alles genauso einfach oder schwer gewesen, wenn er allein wäre oder jemand anderes bei sich hätte, mit dem er die Ereignisse gemeinsam angehen konnte. Vielleicht war alles so mystisch wie Leben und Tod.
     Lange Zeit waren sie in den Ruinen unterwegs, ohne auf irgendetwas Lebendiges zu stoßen. Sie hielten sich in südlicher Richtung, marschierten den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren, auf die Bucht zu, in der die Jerle Shannara vor Anker lag. Das Schiff befand sich inzwischen in der Hand der Ilse-Hexe, ja - solange sich die Dinge nicht erneut wieder geändert hatten, was durchaus möglich war. In diesem Land veränderte sich alles schnell und ohne Vorwarnung. Unter Umständen würde diesmal Walkers Gemeinschaft einen Vorteil daraus ziehen können.
     Plötzlich blieb Ryer Ord Star stehen, ihr schlanker Leib erstarrte und zitterte. Ahren drehte sich sofort zu ihr um. Sie starrte ins Leere, auf einen Ort, den er nicht sehen konnte, und ihr Gesicht spiegelte solchen Schrecken, dass er schnell die Umgebung absuchte, um die Ursache zu entdecken.
     »Er ist tot, Ahren«, flüsterte sie kummervoll.
     Weinend sank sie zu Boden. Ihre Hand umklammerte weiterhin die seine, als würden sie durch diese Berührung zusammengehalten. Er kniete neben Ryer, schloss die Arme um sie und hielt sie fest.
     »Vermutlich hat er jetzt endlich Frieden gefunden«, sagte er und fragte sich, ob das bei Walker Boh überhaupt möglich war.
     »Ich habe ihn gerade gesehen«, erzählte sie, »in meiner Vision. Ich sah ihn, wie er von einem Schatten in ein grünes Licht über einem unterirdischen See getragen wurde. Er war nicht allein. Am Ufer standen drei Gestalten. Eine war Bek, die zweite war verhüllt, und ich konnte sie nicht erkennen. Die dritte war die Ilse-Hexe.«
     »Die Ilse-Hexe war bei Bek?«
     Ihre Hand fasste die seine fester. »Sie wirkte überhaupt nicht bedrohlich. Sie hat ihn nicht einmal sehen können. Nein, sie war einfach nur körperlich anwesend, und überhaupt nicht mit dem Geiste. Sie wirkte verloren. Warte! Nein, das stimmt nicht ganz. Nicht verloren, eher gelähmt. Aber das war noch nicht alles, Ahren. Die Vision veränderte sich, und dann umarmte die Ilse-Hexe Bek, und Bek umarmte sie. Sie waren an einem anderen Ort, irgendwo in der Zukunft, glaube ich. Ich habe keine Ahnung, wie ich das erklären soll, aber sie waren die gleiche Person. Sie hatten sich vereint.«
     Ahren versuchte, sich darauf einen Reim zu machen. »Ein Körper und ein Gesicht? So?«
     Sie schüttelte den Kopf. »Nein, so sah es zwar nicht aus, doch fühlte es sich so an. Durch irgendetwas wurden sie miteinander verbunden, eher jedoch geistig als körperlich. Es war ein solcher Schmerz! Ich konnte ihn spüren. Von wem er kam, weiß ich nicht, auch nicht, wodurch er hervorgerufen wurde. Vielleicht von beiden. Auf jeden Fall wurde er erst durch die Verbindung freigesetzt, die die beiden eingegangen waren, und das wiederum war der Auslöser für etwas anderes, etwas, das danach passieren würde. Nur habe ich das nicht mehr gesehen, das wurde mir nicht gestattet.«
     Ahren dachte nach. »Nun, vielleicht hat es damit zu tun, dass sie Geschwister sind. Das könnte die Verbindung sein, die du gespürt hast. Womöglich hat die Ilse-Hexe die Wahrheit erkannt, und das war der Schmerz, den du empfunden hast.«
     Im Mondlicht leuchteten ihre Augen riesig und wasserblau. »Möglich.«
     »Meinst du, Bek und die Ilse-Hexe sind unten in Castledown bei Walker?«
     Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es

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