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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Sonne stieg über den Horizont und überzog die Ruinen mit einer gefährlichen Kombination aus Licht und Schatten, die leicht das Auge täuschte. Ahren glaubte, er habe ganz in der Nähe ein Grunzen gehört, und er fragte sich, ob sie nun schließlich doch entdeckt worden waren.
     Vielleicht sollte er die Elfensteine benutzen, sogar, wenn sie ihn verrieten. Allerdings wirkten die Elfensteine nicht gegen Rets oder alle anderen Wesen, die nicht von Magie angetrieben wurden. Und auf körperliche Bedrohung reagierten sie ebenfalls nicht.
     Er legte die freie Hand auf den Griff seines langen Messers, seiner einzigen anderen Waffe, und zögerte. Während er noch darüber nachdachte, was zu tun war, bemerkte er eine Bewegung rechts von sich und blieb stehen. Gemeinsam mit Ryer drückte er sich an eine Wand und hielt den Atem an, als zwischen den Gebäuden eine verhüllte Gestalt auftauchte. Er konnte nicht erkennen, wer das war. Nicht einmal, was, ob ein Mensch oder ein Mwellret. Ryer drängte sich so dicht an ihn, dass er ihren Atem spürte. Er packte ihre Hand fester, wenngleich er von der Sicherheit, die er ihr vermitteln wollte, in sich selbst nichts spürte.
     Dann war die Gestalt im Mantel wieder verschwunden. Ahren atmete auf und ging weiter. Bis zum Waldrand war es nicht mehr so weit. Jenseits der Ruinen, etwa hundert Meter entfernt, konnte er die ersten Bäume im Licht des neuen Tages erkennen.
     Er trat um eine Ecke, die von zwei teilweise eingestürzten Mauern gebildet wurde, und schaute sich kurz nach hinten um, weil er nachsehen wolle, ob mit Ryer alles in Ordnung war. Genau in diesem Moment veränderte sich ihr Gesichtsausdruck: Wachsamkeit machte unverhohlenem Schrecken Platz.
     Sofort schaute er wieder nach vorn, doch zu spät. Er nahm lediglich eine verschwommene Bewegung wahr.
     Dann wurde es dunkel um ihn.

Kapitel 35
    Als Bek Ohmsford sah, dass sich Truls Rohk auf seine Schwester zubewegte, nahm er sich nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das nach sich ziehen könnte, was er im nächsten Moment tun würde. Er wusste nur eins: Wenn er nicht sofort handelte, würde der Gestaltwandler sie umbringen. Dabei spielte es keine Rolle, was sein Gefährte ihm zuvor versprochen hatte, als er einen Augenblick rational über die Sache nachgedacht hatte, eine Weile bevor sie an diesem Ort des Grauens eingetroffen waren. In dem Moment, in dem Truls sie an der Seite des am Boden liegenden Walkers knien gesehen hatte, wie sie das Schwert von Shannara in der Hand hielt und alles von Blut besudelt war, galt dieses Versprechen nicht mehr als ein Vertrag, der auf Wasser geschrieben ist.
     Hätte Bek seinen Gefühlen erlaubt, Besitz von ihm zu ergreifen, hätte er möglicherweise ebenso reagiert wie Truls Rohk. Aber ein Blick ins Gesicht seiner Schwester genügte, damit er erkannte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie starrte gen Himmel, ins Leere. Sie hielt das Schwert von Shannara, doch nicht wie eine Waffe, die sie gerade benutzt hatte. Und außerdem, so dachte er, würde sie kaum diesen Talisman verwenden, um dem Druiden das Leben zu rauben. Schließlich hätte sie sich bei dieser Tat auf ihre eigene Magie verlassen können, auf die Magie des Wunschliedes, und falls sie das getan hätte, wäre dieses blutige Gemetzel nicht notwendig gewesen.
     Glaubte man dem Augenschein, so erfuhr man hier nur die halbe Wahrheit, erkannte Bek, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte. Truls Rohk schlich sich jedoch von hinten an Grianne an und konnte ihr Gesicht nicht sehen. Auch hätte das keinen Unterschied gemacht, da er für sie nicht die gleichen Gefühle hegte wie Bek. Für den Gestaltwandler stellte die Ilse-Hexe eine gefährliche Feindin dar und sonst nichts, und weil er den begründeten Verdacht hegte, dass sie ihnen Schaden zufügen wollte, überlegte er nicht zweimal, sondern wehrte sich einfach.
     Aus diesem Grund griff Bek ihn an. Diese Reaktion entsprang der Verzweiflung, und Bek wollte seinen Gefährten lediglich aufhalten und auf keinen Fall verletzen. Doch Truls Rohk war so enorm stark, dass es sich Bek nicht leisten konnte, die Macht des Wunschliedes nur halbherzig einzusetzen. Davon abgesehen war er sowieso noch kein Meister im Umgang damit, nicht so wie zum Beispiel Grianne, da er überhaupt erst vor einigen Monaten von dieser Begabung erfahren hatte. Bestenfalls konnte er hoffen, seine Absichten einigermaßen in die Wirklichkeit umzusetzen.
     Er warf ein Netz aus Magie

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