Shannara VIII
über Truls, das den Gestaltwandler einwickelte, straucheln und kopfüber in den Schutt stürzen ließ. Sofort war Truls wieder auf den Beinen, schüttelte seine Fesseln ab, enthüllte sich im gleichen Augenblick, groß und dunkel und gefährlich. Mit dem langen Messer in der Hand ging er ein zweites Mal auf Grianne los. Aber Bek konnte inzwischen einschätzen, wie stark Truls war, und er hatte schon vorausgeahnt, dass er den Gestaltwandler im ersten Versuch nicht würde aufhalten können. Bei der zweiten Welle der Magie erzeugte er eine Mauer aus Lärm, die den anderen zurückschleuderte. Bek schrie ihm etwas zu, doch glaubte er nicht, dass Truls ihn gehört habe, so sehr war sein Gefährte darauf fixiert, zu Grianne zu gelangen.
Trotzdem erreichte Bek sie als Erster, kniete vor ihr und legte schützend die Arme um sie. Dabei regte sie sich nicht und zeigte keinerlei Reaktion.
»Tu ihr nichts«, wollte er sagen und drehte sich zu Truls Rohk um.
Dann traf ihn etwas hart, stieß ihn fort von Grianne und schleuderte ihn in die Überreste eines zerschmetterten Kriechers. Benommen zog er sich hoch. »Truls…«, keuchte er hilflos.
Der Gestaltwandler hatte sich über sie gebeugt, ein bedrohlicher Schatten, der eine Klinge an ihren ungeschützten Hals setzte. »Dazu fehlt dir die Erfahrung, Junge«, zischte er Bek an. »Bis heute jedenfalls. Trotzdem kannst du ein ziemliches Ärgernis sein, das muss ich zugeben. Nein, versuch nicht aufzustehen. Bleib, wo du bist.«
Er verstummte für einen Moment und beugte sich angespannt und vorsichtig über Beks Schwester. Dann ließ er das Messer sinken. »Was hat sie denn? Sie ist in einer Art Trance.«
Bek stand trotz der Warnung auf, schüttelte sich, um die Nachwirkung des Hiebes loszuwerden, und taumelte hinüber. »Musstest du mich so hart schlagen?«
»Ich wollte nur, dass du nicht vergisst, was passiert, wenn du deine Magie gegen mich einsetzt.« Sein Gefährte drehte sich zu ihm um. »Was hast du dir dabei gedacht?«
Daraufhin zuckte Bek nur mit den Schultern. »Du solltest ihr nichts antun. Ich dachte, du würdest sie umbringen, nachdem du Walker gesehen hattest. Du konntest schließlich ihr Gesicht nicht sehen, deshalb wusstest du nicht, dass sie uns nichts tun kann. Da habe ich einfach gehandelt.«
Truls Rohk grunzte. »Nächstes Mal denk ein bisschen genauer nach, ehe du handelst.« Die Klinge verschwand in seinem Mantel. »Nimm ihr das Schwert ab, und dann wollen wir mal schauen, wie sie reagiert.«
Er beugte sich bereits über den Druiden, zog die blutgetränkte Robe zur Seite und suchte nach Anzeichen von Leben. Bek hockte sich vor Grianne hin und löste vorsichtig ihre Finger von dem Schwert. Sie ließen sich leicht öffnen, und er fing den Talisman auf, als er herunterfiel. In ihren Augen zeigte sich keine Regung. Sie blinzelte nicht einmal.
Bek legte das Schwert auf den Boden und schob Griannes Arme an ihre Seiten. Sie ließ es geschehen, ohne irgendwie zu reagieren. Genauso gut hätte sie aus weichem Lehm bestehen können.
»Sie bekommt gar nicht mit, was vor sich geht«, stellte er leise fest.
»Der Druide lebt«, erwiderte Truls Rohk. »Allerdings ist er sehr schwach.«
Er brachte die leblose Gestalt in eine ausgestreckte Lage und riss Streifen von seiner Kleidung, um die sichtbaren Wunden zu stillen. Bek sah ihm machtlos zu, das Ausmaß der Verletzungen erschütterte ihn. Der Druide hatte offensichtlich mehr innere als äußere Verletzungen erlitten. An Bauch und Brust sah man große Wunden, doch vor allem blutete er aus Mund, Nase und Ohren und sogar aus den Augen. Seine Organe schienen stark geschädigt zu sein.
Dann plötzlich und unerwartet schlug er die Augen auf und richtete seinen Blick bohrend auf Bek. Der Junge erschrak zunächst so sehr, dass ihm der Atem stockte und er nur zurückstarrte.
»Wo ist sie?«, flüsterte Walker mit einer Stimme, die von Blut und Schmerz heiser war.
Bek musste nicht erst fragen, wen er meinte. »Gleich hier. Aber sie begreift anscheinend weder, wer wir sind, noch was vor sich geht.«
»Die Magie des Schwertes hat sie paralysiert. Sie geriet in Panik und versuchte, sie mit ihrer eigenen Magie abzuwehren. Vergeblich. Die Schwertmagie war zu stark. Sogar für sie.«
»Walker«, sagte Truls Rohk leise und beugte sich über ihn. »Sag, was sollen wir tun?«
Das bleiche Gesicht drehte sich leicht, und die dunklen Augen wandten sich dem Gestaltwandler zu. »Tragt mich
Weitere Kostenlose Bücher