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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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war zu hören, absolut nichts. Der Dschungel hatte alles verschluckt, und seine Oberfläche lag ruhig und still da wie das Meer nach einem Sturm.
     Spanner Frew blickte ihm ins Gesicht, und seine Miene verdüsterte sich. »Was ist geschehen? Wo sind die anderen?«
     Redden Alt Mer starrte ihn an und konnte im ersten Moment nicht antworten. Schließlich sagte er: »Tot.«
     Er schaute auf seine Hände, die unkontrollierbar zitterten.
     
    Später an diesem Abend, als die anderen schliefen und er allein war, entschloss er sich, seine Schwester zu wecken und ihr zu erzählen, was er getan hatte. Er wollte ihr nicht nur berichten, wie er daran gescheitert war, die Kristalle oder Jahnon Pakabbon und seine beiden Begleiter, die nun tot waren, wieder mitzubringen, sondern dass er in Panik geraten und davongerannt war. Das wäre der erste Schritt zu einer Verarbeitung der Erlebnisse, der erste Schritt auf dem Weg fort von dem dunklen Ort, an dem er gelandet war. Er wusste, er würde nicht weiterleben können, wenn er nicht eine Möglichkeit fand, sich den Ereignissen im Tal zu stellen. Damit, alles Rue zu erzählen, vor der er keine Geheimnisse hatte, der er vollkommen vertraute, würde er den Anfang machen. Nichts würde er zurückhalten und sich in das ungünstigste Licht stellen, das er sich denken konnte. Was er getan hatte, war unvorstellbar. Er musste es ihr gestehen und ihre Vergebung erbitten.
     Aber als er aufstand und zu ihr ging und sie anschaute, malte er sich aus, wie er sich bei einem solchen Geständnis fühlen würde. Er sah schon ihr Gesicht vor sich, wie es sich nach und nach veränderte, während sie ihm lauschte, und widerspiegelte, wie sie ihren Stolz auf und ihr Vertrauen in ihn verlor, wie sich der Abscheu vor seinen Taten enthüllte. Dann stellte er sich vor, wie sich ihre Miene verschleierte und Gefühle verbarg, die sie nie zuvor kennen gelernt hatte, die das Verhältnis zwischen ihnen erschütterten. Rue, die kleine Schwester, die stets zu ihm aufgeschaut hatte.
     Er brachte es nicht über sich. Reglos stand er im Schatten, betrachtete ihr Gesicht, ließ den Moment verstreichen und machte kehrt.
     Wieder auf Deck und weit entfernt von der Wache am Bug des Luftschiffs, das in Richtung der dunklen Talmulde lag, lehnte er sich an den Mast und starrte hinauf in den dunstverhangenen Nachthimmel. In den Wolkenlücken zeigten sich manchmal die Mondsichel und die Sterne. Er sah sich den Weg an, auf dem sie hergekommen waren, dachte an seinen mangelnden Mut und seine wankende Entschlossenheit.
     Nach einer Weile ließ er sich an dem Mast hinunterrutschen, in eine sitzende Position, lehnte sich mit dem Rücken an das raue Holz und legte den Kopf zurück. So unbeweglich wie der Mast verlor er sich in der Rage seiner Selbstverdammnis, und als der Morgen noch Stunden entfernt und Erlösung noch lange nicht zu erkennen war, schloss er die Augen und dämmerte in den Schlaf hinüber.

Kapitel 42
    Auf dem Flaggschiff des Morgawrs überstand Ahren Elessedil den Sturm, der die Jerle Shannara zur Bruchlandung gezwungen hatte, tief unter Deck eingesperrt. Er war nicht, wie Bek einen Tag zuvor, als er auf der Schwarzen Moclips gefangen gehalten wurde, an die Wand gekettet, sondern er durfte sich innerhalb des Raumes, dessen Tür allerdings verriegelt war, frei bewegen. Der Orkan hatte sie auf dem Flug nach Norden ins Innere der Halbinsel erwischt, hatte das Schiff wie mit der Hand eines Riesen gepackt, es hin und her geworfen und schließlich, nachdem er des Spiels überdrüssig geworden war, sie wieder in Ruhe gelassen. Das einzige Fenster des Raumes war geschalkt, und so konnte Ahren nicht aus seinem Gefängnis nach draußen schauen, obwohl er nichtsdestoweniger das Wüten des Sturmes spürte. Er fühlte, wie der Orkan über sie hereinbrach und sein Spiel mit dem Luftschiff trieb, wie der entfesselte Wind drohte, es in Kleinholz und Schrott zu verwandeln. Wenn das geschähe, dachte Ahren, wäre er wenigstens all seine Sorgen los.
     In den schlechteren Augenblicken hielt er dies durchaus für die bessere Lösung.
     Da er nun unfreiwillig zum Komplizen des Zauberers geworden war, den er bei der Suche nach der Ilse-Hexe unterstützen sollte, hatten ihn der Morgawr und seine Mwellrets an Bord geschafft, als sie Castledowns Ruinen verließen, und ihn direkt in sein gegenwärtiges Gefängnis verfrachtet. Vor der Tür hatte man eine Wache postiert, doch die war nach Aufkommen des Sturms bald verschwunden und bislang

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