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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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war eine Lichtung, die Erste, auf die sie stießen.
     Redden Alt Mer ließ das Gehäuse seines Kompasses zuschnappen und steckte das Messinstrument zurück in die Tasche. Mit dieser Bresche im Urwald stimmte doch etwas nicht. Er schlug sich durch Bäume und Ranken, um sich die Sache genauer anzusehen, und ließ die Kristalle, wo sie waren. Die anderen beiden Fahrenden folgten ihm. Das Dickicht auf dem Weg zu der Schneise war dichter, und so brauchten sie einige Minuten, um den Rand der Lichtung zu erreichen, wo sie stehen blieben und aus dem Schutz der Bäume spähten.
     Ein Teil des Waldes war zu beiden Seiten eines Baches, der sich durch das dichte Unterholz schlängelte, eingeebnet worden. Das Wasser wirkte so still, als würde es sich überhaupt nicht bewegen. Bäume waren umgeworfen worden, Gebüsch und Gras plattgemacht, und die Erde war aufgerissen wie ein gepflügtes Feld. Durch die Bäume erstreckte sich eine Schneise, die dem Bachlauf folgte und sich im Nebel verlor.
     Rucker Bont stieß einen leisen Pfiff aus. »Was hat das denn angerichtet?«
     Der Große Rote zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein Sturm.«
     Bont grunzte. »Könnte sein. Müsste schon ein Orkan gewesen sein.« Er zögerte kurz. »Oder etwas, das ein wenig größer ist als wir und hier unten haust.«
     Wachsam ließ er den Blick nach rechts und links schweifen. Der Große Rote betrat die Lichtung und suchte sich einen Weg durch die gefurchte, verdorrte Erde. Die anderen beiden warteten einen Moment ab, ehe sie folgten. In der Mitte des freien Raums kniete sich Redden Alt Mer hin und hielt nach Spuren Ausschau. Er fand keine, allerdings war der Boden so übel aufgewühlt, dass er nicht genau wusste, was er eigentlich zu entdecken hoffte.
     Er blickte auf. »Ich sehe hier nichts.«
     Rucker Bont scharrte mit dem Stiefel in der Erde, blickte zu Tian Cross und dann zu Alt Mer. »Soll ich mich mal ein bisschen umsehen?«
     Der Große Rote spähte zum Bach hinüber, der mit Baumtrümmern übersät war, und blickte in den Tunnel hinein, der sich zwischen die Bäume grub. An manchen Stellen waren die Verwüstungen so schlimm, dass die Uferwände des Bachs eingestürzt waren. Äste und Stämme breiteten sich über das Wasser aus, hölzerne Barrieren, die kreuz und quer lagen und den Geruch von frisch geschnittenem Holz und Laub verströmten. Die ganze Sache sah ganz und gar nicht nach Sturm oder Hochwasser aus. Die Schäden waren zu begrenzt, zu geometrisch und nicht verstreut genug. Vielleicht war Bont mit seiner Bemerkung gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Diese Verheerung sah aus, als hätte sie ein sehr großes und sehr kräftiges Tier angerichtet.
     Plötzlich spürte er eine Veränderung im Wald und erhob sich langsam. Die Vögel und Schmetterlinge, die sie vor kurzem zuhauf gesehen hatten, waren verschwunden, und im Dschungel hatte sich Stille breit gemacht. Unwillkürlich fuhr Alt Mers Hand zu seinem Schwert.
     Da entdeckte er Jahnon Pakabbon, und sein Blick wurde wie magisch von der Leiche angezogen. Auf der anderen Seite der Lichtung, etwa fünfzig Meter entfernt, lag Pakabbon auf einer Ansammlung von Felsen und Bruchholz. Nur hatte er kaum mehr Ähnlichkeit mit dem Mann, der er gewesen war, und dafür konnte der Sturz allein nicht verantwortlich sein. Man hatte ihm sämtliches Fleisch vom Leib gezogen und die Eingeweide herausgerissen. Seine Kleidung hing an den nackten Knochen. Die Augen fehlten. Der Mund stand in einem stillen Schrei weit offen und schien nach etwas zu schnappen.
     Fast im gleichen Augenblick erblickte Redden Alt Mer das Ungeheuer. Es hockte genau über Jahnon, grün und braun wie der Dschungel, der es verbarg. Er hätte es vielleicht überhaupt nicht bemerkt, wenn nicht in dem Moment das Licht ein wenig gewechselt hätte, während er Pakabbons Leiche anstarrte. In der Absicht, die sterblichen Überreste seines Freundes zu bergen, wäre er vielleicht genau darauf zugegangen, ohne zu ahnen, was ihm auflauerte. Es war so gut getarnt, dass es trotz seiner Größe - dem Ausmaß des Kopfes zufolge musste es riesig sein - quasi unsichtbar war. Erkennen konnte Redden Alt Mer lediglich eine flache Reptilienschnauze, Augen mit Lidern und eine gesprenkelte Haut. Das alles schwebte über Jahnons Leichnam in der Luft wie ein Hammer vor dem Schlag.
     Redden sollte keine Gelegenheit bekommen, Rucker Bont und Tian Cross zu warnen. Gerade hatte er verstanden, was er da überhaupt betrachtete, da griff das

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