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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erkennen.
     Und in der Tat ergab das eigentlich keinen Sinn. Was immer es sein mochte, es befand sich vor und nicht hinter ihnen. Und außerdem in Gegenwindrichtung. So konnte es weder den Fußspuren folgen noch ihre Witterung aufnehmen.
     »Wie ist das möglich?«, fragte Bek. Aber der Gestaltwandler hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und führte sie zwischen die Bäume, wobei er von ihrer bisherigen Route abwich. Sie schlugen sich durch den dichten Wald, dann durchquerten sie einen schmalen Bach, dem sie fast eine Viertelmeile folgten, ehe sie wieder ans Ufer gingen. Die ganze Zeit über schwieg Truls Rohk und konzentrierte sich darauf, seine Umgebung zu beobachten. Als Bek etwas sagen wollte, gebot er dem Jungen mit einer Geste Schweigen.
     Endlich blieben sie auf einer bewaldeten Anhöhe stehen, wo der Gestaltwandler Grianne absetzte, in die Richtung zurückschaute, aus der sie gekommen waren, und sich dann langsam nach rechts drehte in die Richtung, in die sie ursprünglich gegangen waren.
     Seine heisere Stimme klang angestrengt. »Es bewegt sich mit uns, bleibt jedoch auf Abstand. Es wartet. Es wartet darauf, dass wir zu ihm kommen.«
     Bek war nicht entgangen, dass Truls den Verfolger wiederholt mit »es« bezeichnet hatte. »Was ist es, Truls?«, fragte er.
     Der Gestaltwandler antwortete einen Augenblick lang nicht und starrte in die Ferne, ehe er sagte: »Finden wir es heraus.«
     Er nahm Grianne wieder auf die Arme und ging auf ihren Verfolger zu. Bek wollte ihm sagen, dass er dies für eine schlechte Idee hielt und dass sie lieber verschwinden sollten. Aber wenn er versuchen würde, dem Gestaltwandler vorzuschlagen, was sie in dieser Situation tun sollten, würde er diesen nur wütend machen. Außerdem würde dieses Wesen, das ihnen ohne Witterung oder Fußspuren folgen konnte, sich auch durch einen schlichten Richtungswechsel nicht abhängen lassen.
     So gingen sie eine Weile lang weiter und lauschten auf die Geräusche des Waldes. Nach und nach wurden diese leiser. Wenige Minuten später war es unter den Bäumen vollkommen still geworden. Truls Rohk verlangsamte seine Schritte, glitt lautlos durch die Bäume und blieb nur dann und wann stehen, um zu lauschen, ehe er weiterging. Bek blieb stets dicht bei ihm und gab sich Mühe, ebenso leise und ebenso unsichtbar zu sein wie der Gestaltwandler.
     In einem flachen Tal, durch das sich ein Bächlein schlängelte, blieb der Gestaltwandler plötzlich stehen. »Dort«, sagte er und zeigte auf die Bäume.
     Zunächst sah Bek lediglich die Stämme und dazwischen Gebüsch und hohes Gras. Sie standen an einer dunklen Stelle, wo das Licht von einem Baldachin aus Geäst abgeschirmt wurde. Das Tal fiel bis zu dem Bach ab, und dort überzog ein Wirrwarr von Schatten und dunstigem Licht den Waldboden. Die Luft war kalt und ruhig, wurde weder von der Sonne erwärmt noch vom Wind bewegt.
     Dann entdeckte er einen Schatten, der nicht ganz in das Gesamtbild passte, gedrungen und breit hockte er an der Baumlinie, wo die dunklen Stämme das Gesicht verbargen. Eine Zeit lang starrte er das Wesen an, und schließlich rührte es sich ein wenig, und nun sah er das Glitzern der gelben Augen.
     Einen Augenblick später verließ es sein Versteck und trabte in Sicht. Es handelte sich um ein riesiges Wesen mit Buckel und breiter Brust, und es war mit rauem, struppigem Haar bedeckt. Das Tier hatte den Kopf eines Wolfes, der jedoch zu etwas Schrecklichem mutiert war. Die Schnauze war so lang und die Ohren so spitz wie die eines Wolfes, die Kiefer dagegen waren gigantisch und ausladend, und wenn sie aufklafften, weil das Wesen hechelte, enthüllten sie zwei Reihen fingerlanger gezackter Zähne. Auf allen vieren bewegte es sich mit schlurfendem Gang, wobei die langen Vorderbeine in krassem Missverhältnis zu den Hinterbeinen standen, welche so kurz, wenn auch ausgesprochen kräftig waren, dass das Wesen ständig zu hocken schien.
     Locker trabte es hinunter ins Tal, bis es den Bach fast erreicht hatte. Dort blieb es stehen, hob den Kopf und stieß das schrecklichste Wimmern aus, das Bek je gehört hatte, eine Mischung aus Klagen und Fauchen, das im Wald völlige Stille hervorrief.
     »Was ist das?«, flüsterte Bek.
     Truls Rohk lachte kurz und böse. »Die Schöpfung deiner Schwester. Das Ding, das sie erschaffen hat, um uns aufzuspüren, als wir vor ihr geflohen sind, das Ding, vor dem die Gestaltwandler mich gerettet haben. Ich habe geglaubt, es sei tot, aber

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