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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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entscheiden.
     »Warum braucht ihr meine Erlaubnis?«, fragte Bek, plötzlich in Panik. »Welchen Unterschied bedeutet es schon, was ich sage.«
     Das Wispern und die Bewegung hörten auf, und es kehrte nächtliche Stille ein. Bek erstarrte und hielt den Atem an wie jemand, der kurz davor steht, aus großer Höhe den Sprung nach unten zu wagen.
      Diese Entscheidung muss ein Mensch treffen. Denn schließlich ist es seine menschliche Seite, die wir töten würden. Außer dir ist niemand hier. Du hast gesagt, du seiest sein Freund und würdest dein Leben für ihn geben, so wie er sein Leben für dich geben würde. Sollen wir ihm einen Platz in der Welt schaffen? Die Entscheidung liegt allein bei dir.
     Bek atmete scharf aus. »Zuerst möchte ich wissen, zu was er werden wird, wenn ich euch meine Erlaubnis erteile.«
     Darauf folgte eine lange Pause.
      Er wird eins mit uns werden, ein Teil von uns.
     Bek starrte sie an. »Was bedeutet das?«
      Wir sind eins. Wir sind eine Gemeinschaft. Niemand von uns lebt vom anderen getrennt. Er würde von uns aufgenommen.
     In diesem Augenblick fühlte sich Bek ganz wie ein kleiner Junge, der sich in die Welt hinausgewagt und sich so sehr verirrt hatte, dass er niemals wieder nach Hause zurückfinden würde. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Das konnte er nicht tun. Da bat man ihn, Truls Rohk zu retten und ihn gleichzeitig unumkehrbar zu verändern. Indem er Truls rettete, würde er ihn in ein vollkommen anderes Wesen verwandeln - ein Gemeinschaftswesen, das nicht länger allein und von anderen getrennt, sondern als Teil eines Ganzen leben würde. Wie würde das sein? Wollte Truls das, und sei es auch nur, um sein Leben zu retten? Woher sollte Bek das wissen?
     Er stand verunsichert da und wusste, die einzige Entscheidung, die er treffen konnte, war die, die er am meisten verabscheute. Truls Rohk hatte in dieser Welt niemals seinen Frieden gefunden. Sein Leben lang hatte er als Ausgestoßener mit wenigen Freunden und ohne Familie verbracht. Eine Heimat hatte er nicht gefunden. Er war ein Irrtum der Natur, der durch eine verbotene Liebe entstanden war, eine Laune der Natur, die es niemals hätte geben sollen. Seinen Platz hatte er sich selbst geschaffen. Vielleicht wäre es gut für ihn, wenn er sich zu diesen Geisterwesen gesellte, die ihn in ihre Familie und ihre Gemeinschaft aufnehmen wollten. Vielleicht wäre er hier glücklicher.
     Aber vielleicht auch nicht.
     Bek wollte, dass Truls weiterlebte - wollte es unbedingt -, doch nicht um eines zu hohen Preises willen. Wie sollte er das beurteilen?
      Sag uns, wie du dich entschieden hast.
     Bek schloss die Augen. Die Chance zu leben war jeden Preis wert, aus keinem Grunde durfte man sie ausschlagen. Er hatte keine Ahnung, wie alles ausgehen würde; er konnte kaum voraussehen, was Truls Rohk jetzt getan hätte. Bek konnte lediglich entscheiden, was er selbst in der gleichen Situation getan hätte. Er musste also tun, was ihm richtig erschien.
     »Rettet ihn«, sagte er leise.
     Plötzlich bewegten sich die Gestaltwandler wieder, und ihr eigenartiges Zischeln wurde zu einem Seufzer. Die Mauer aus Leibern, die sich um ihn versammelt hatte, öffnete sich, und in der Dunkelheit brannte noch immer das Feuer, an dem seine Schwester saß.
      Geh zu ihr zurück. Setz dich zu ihr und warte. Morgen früh nimm sie und geh in die Berge. Dort findest du, wonach du suchst. Fürchte nicht um deine Sicherheit. Mach dir keine Sorgen wegen jener, die dich verfolgen. Sie werden diesen Ort nicht passieren.
     Dunkle Gestalten verwandelten sich in die aufbrausenden Ungeheuer, die er schon einmal gesehen hatte, in die fürchterlichen Erscheinungen, die ein Leben mit einem Gedanken vernichten konnten. Sie verharrten noch kurz in seiner Nähe, ihr Geruch hüllte ihn ein, ihre rohe Gegenwart bekräftigte das Versprechen, das sie gegeben hatten.
      Geh.
     Er tat, was man ihm sagte, obwohl er noch lange nicht mit sich im Reinen war und nicht den Trost gefunden hatte, den er gesucht hatte. Über das, was er getan hatte, wollte er nicht zu genau nachdenken. Das Ergebnis mochte er sich gar nicht vorstellen, weil er fürchtete, die Sache möglicherweise nicht richtig bedacht zu haben. Also kehrte er zur Wärme und Behaglichkeit des Feuers zurück, setzte sich neben Grianne, ergriff ihre Hände und hielt sie, während er in die Flammen starrte. Zu den Gestaltwandlern sah er nicht noch einmal hinüber, er beobachtete auch nicht

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