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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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beiden Figuren beim Namen rief, diejenige, die ihn mit großen Augen erstaunt anstarrte.
     »Bek!«

Kapitel 48
    Bek Ohmsfords Wanderung während der beiden vergangenen Tage war nicht so ereignisreich gewesen wie Quentins, aber genauso eigenartig.
     Nachdem er mit Grianne im Schlepptau die Gestaltwandler verlassen hatte, stieg er weiter in den Aleuthra Ark hinauf. Der Geist von Truls Rohk begleitete sie als unwillkommener Gast. Den ganzen ersten Tag über konnte er den Anblick des Kapuzenmantels und der zermalmten Knochen auf dem gefrorenen Boden nicht aus dem Kopf vertreiben. Ständig erinnerte er sich an seinen Beschützer, der ihm immer so unverwüstlich erschienen war mit seiner unvergleichlichen Kraft und unerschütterlichen Zuversicht. Obwohl Truls Rohk die meiste Zeit über eine unsichtbare Präsenz gewesen war, hatte er stets über Bek gewacht und sein Versprechen gegenüber dem Druiden erfüllt.
     Es kam Bek so unmöglich vor, dass er tatsächlich nicht mehr bei ihm war. Er musste es zwar einsehen, das stand vollkommen außer Frage, doch irgendwie hoffte er weiterhin, Truls würde wieder auftauchen, genauso wie bisher immer. Daher hielt er nach ihm Ausschau. Er konnte sich einfach nicht davon abbringen. Bei jeder Wegbiegung und in jedem Stückchen Schatten glaubte er, den Gestaltwandler zu entdecken.
     So verging der erste Tag wie ein Traum - Bek wanderte dahin, zusammen mit seiner katatonischen Schwester und dem Geist seines verlorenen Freundes.
     Bei Einbruch der Nacht war er erschöpft, weil er weit vorangekommen war und nur selten Rast eingelegt hatte. Grianne hatte er wenig Aufmerksamkeit geschenkt, hatte ihr Einverständnis zum harten Tempo, das er eingeschlagen hatte, vorausgesetzt und dabei vergessen, dass sie nicht sprechen und daher auch keine Einwände erheben konnte. Plötzlich wurde er sich dieses Versäumnisses bewusst, setzte sie auf den Boden und untersuchte ihre Füße. Er fand glücklicherweise keine Blasen. Danach gab er ihr zu essen. Dabei musste er sie förmlich füttern, und dennoch nahm sie kaum etwas an. Hauptsächlich trank sie Wasser, aber er konnte ihr auch ein wenig zerdrückten Käse mit Brot aufdrängen. Sie wirkte auf ihn nicht verändert, allerdings konnte er nicht sagen, was in ihrem Inneren vor sich ging. Mit den Fingern strich er ihr über die Wange und die Stirn, dann gab er ihr einen Kuss. Sie starrte durch ihn hindurch zu Orten, die er nicht sehen konnte.
     Anschließend aß er selbst und trank von dem Bier, das er von Truls’ Vorräten aufbewahrt hatte. Die Nacht senkte sich mit sanfter Schwärze, am Himmel prangten die Sterne. Bek hüllte Grianne in ihren Mantel und saß schweigend neben ihr, legte schützend einen Arm um sie, während seine Gedanken in eine Vergangenheit schweiften, die sie verloren hatten, und zu der Zukunft, die sie vielleicht niemals gemeinsam erleben würden. Er wusste nicht, was er für sie tun konnte. Dauernd dachte er, da müsse es doch eine Sache geben, die er nicht ausprobiert hatte, und dass ihre Katatonie ein Zustand war, den er ändern könnte, wenn er nur das richtige Mittel fände. Bestimmt würde er die Lösung des Rätsels finden, sobald er erst einmal erfahren hätte, worin das Rätsel eigentlich bestand. Aber so einfach wollte ihm die Lösung, die er suchte, nicht einfallen.
     Nach einer Weile sang er für sie, sehr leise, als würde er mit zu großer Lautstärke die nächtliche Stille stören. Er sang die Lieder, an die er sich aus der Kindheit erinnerte, Lieder, die er mit Coran und Liria als Kind im Hochland gesungen hatte. Das war so lange her. Seit Jahren war er schon kein Kind mehr. Spätestens seit Beginn dieser Reise mit Quentin war er auch der Jugend entwachsen.
     Auf eine plötzliche Eingebung hin versuchte er das Wunschlied. Vielleicht vermochte die Magie Grianne anzurühren. Das war immerhin die stärkste Verbindung zwischen ihnen beiden, ihr gemeinsames Erbe. Wenn er sie auf eine andere Weise nicht erreichen konnte, dann möglicherweise so. Bislang hatte er das Wunschlied in dieser Form nicht eingesetzt, aber aus der Geschichte der Familie Ohmsford wusste er, dass andere es getan hatten. Der Trick bestand darin, einen Riss in der Mauer ihrer Katatonie zu finden, sich durch ihre innere Abwehr zu schleichen zu dem Ort, an dem sie sich verkrochen hatte. Wenn er sie tief im Herzen erreichte, konnte er sie vielleicht von seiner Anwesenheit wissen lassen.
     Also sang er wieder für sie, summte zunächst nur eine

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