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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wie marschierende Soldaten an ihnen vorbei. Er hielt Griannes Hand so fest er nur konnte, denn in diesem Orkan wollte er auf keinen Fall riskieren, dass sie einander verloren.
     Der Sturm nahm weiter an Heftigkeit zu, was er kaum für möglich gehalten hatte. Graupel und Regen gingen in einen dichten Vorhang aus Schnee über. Unter den Füßen sammelten sich die Flocken bald, und schon nach kurzer Zeit war die Decke fünfundzwanzig Zentimeter hoch, sogar auf den windigen Lichtungen. Die Sicht wurde immer schlechter, bis Bek sich nur mehr von Baum zu Baum tastete. Er hätte sich sofort verkrochen, wenn er bloß eine geschützte Stelle gefunden hätte, doch in dem blendenden Schneetreiben sah alles gleich aus.
     Dann stolperte und stürzte er und ließ Griannes Hand los. Augenblicklich war sie verschwunden. Sie löste sich einfach in Weiß auf, gemeinsam mit all der Zuversicht, die ihn überhaupt erst veranlasst hatte, an dieser Reise teilzunehmen. Er tastete nach ihr, wandte sich hierhin und dorthin, doch überall griff er ins weiße Leere. Er konnte sie einfach nicht finden. Panik machte sich in ihm breit, während er in Schneeböen packte und in die leere Luft, und er stieß einen lauten Schrei aus. Er brüllte nicht nur, weil er seine Schwester verloren hatte oder weil er so hilflos war, sondern auch aus der Wut und Enttäuschung heraus, die sich in ihm angestaut hatten und die er seit Wochen mit sich herumgetragen hatte. Er schrie, weil er die Grenze zur totalen Erschöpfung erreicht hatte, und es war ihm gleichgültig, was als Nächstes mit ihm passieren würde.
     In diesem Augenblick tauchte eine Gestalt vor ihm auf, eine riesige, dunkle Form, die vor ihm aufragte wie ein Riese, der geweckt worden war und nun demjenigen den Garaus machen wollte, der seinen Schlaf gestört hatte. Bek taumelte rückwärts davon, gleichermaßen überrascht und erschrocken. Dabei berührte er mit der Hand zufällig seine Schwester. Er drückte sein Gesicht dicht an ihres, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte, und rief nach ihr. Sie starrte ihn mit bleicher, leerer Miene an. Fügsam und unbekümmert kniete sie im Schnee.
     Tränen der Erleichterung machten ihn blind, und er zog seine Schwester wieder auf die Beine, hielt sie mit beiden Händen und entschied dann, das sei nicht genug. Also schloss er sie in die Arme. Er wischte sich die Tränen mit dem Ärmel von den Wangen und schaute sich nach dem Phantom um, durch dessen Auftauchen er sie erst entdeckt hatte. Da war es, genau vor ihm, nur kleiner als zuvor, und es bewegte sich von ihm fort. Bek schaute ihm hinterher und spürte etwas Vertrautes bei diesem Wesen. Es verblasste und erschien erneut, hielt sich erwartungsvoll und entschlossen stets am Rande seiner Sichtweite.
     Dann plötzlich drehte es sich um und winkte ihn zu sich.
     Fast ohne zu begreifen, was er eigentlich tat, folgte Bek. Er nahm Griannes schlankes Handgelenk mit beiden Händen und brach erneut in den Nebel auf.
     
    »Und so habe ich dich gefunden«, beendete er seine Erzählung, reichte den Bierschlauch an Quentin zurück, während das prickelnde Getränk seine Kehle und seinen Magen wärmte. »Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort draußen war, aber mein Führer blieb den ganzen Weg über immer ein Stückchen vor mir und lenkte meine Schritte. Ich wusste nicht, wohin, allerdings war mir das nach einer Weile gleichgültig. Ich begriff, wer es war.«
     »Truls Rohk«, sagte sein Cousin.
     »Das habe ich zunächst auch gedacht, inzwischen bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher. Truls gibt es nicht mehr. Er ist ein Teil der Gestaltwandler-Gemeinschaft geworden und besitzt keine eigenständige Identität mehr. Vielleicht wollte ich einfach nur glauben, dass er es sei.« Bek schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, das spielt keine Rolle.«
     Sie saßen in einer flachen Höhle im Berg. Bek hatte ein Feuer angezündet, das wenig Wärme abgab, doch wenigstens erhellten die Flammen ihre Gesichter. Grianne hockte an der Seite und starrte in die Nacht, ohne etwas zu sehen. Gelegentlich schaute Quentin zu ihr hinüber und wusste nicht recht, was er davon zu halten habe, so dicht neben der Person zu sitzen, die sie vor kurzem alle noch hatte umbringen wollen.
     Bek beobachtete Quentin, der einen langen Schluck aus dem Bierschlauch nahm. Langsam bekam sein Vetter wieder Farbe. Er war schon halb erfroren und beinahe tot gewesen, als er auf Bek und Grianne gestoßen war. Bek hatte keine

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