Shannara VIII
Rote stehen und hob warnend die Hand. Vor ihnen lag eine zerbrochene Kiste, deren Leisten und Bretter wie ein Gerippe gen Himmel ragten. Den Inhalt konnte Quentin nicht sehen, doch nahm er an, dass es sich um die Diapsonkristalle handelte. Vorsichtig schaute er sich um, schnupperte in der Luft, sog den Dschungel in sich ein und forschte nach dem Raubtier, das hier möglicherweise auf der Lauer lag. Das hatte er im Hochland schon als Kind gelernt, die Welt mit allen Sinnen zu durchdringen, wodurch er mehr erspürte als die meisten anderen. Er ließ sich dabei Zeit, blickte sich in alle Richtungen um und öffnete sich für das Verborgene.
Nichts.
Dennoch mahnten ihn seine Instinkte zur Wachsamkeit, und er würde sich hüten, sie zu ignorieren. Tamis konnte das besser als ich, dachte er. Ihr wäre bestimmt aufgefallen, was ich übersehe. Redden Alt Mer gab ihnen ein Zeichen, an Ort und Stelle zu bleiben, trat zwischen den Bäumen hervor auf die Lichtung und ging auf die Kristalle zu. Er bewegte sich vorsichtig, wenngleich in raschem Schritt, und Quentin sah, wie sein Blick ständig umherschweifte. Der Hochländer suchte die Mauer ab, die der Urwald bildete.
Noch immer nichts.
Als Redden Alt Mer bei den Resten der Kiste ankam, winkte er ihnen zu, sie sollten herüberkommen. Geduckt und verteilt eilten sie über die Lichtung. Quentin und Panax hatten die Waffen gezogen. Sie erreichten den Kapitän, und Panax kniete sich hin und half bei den Kristallen, während Quentin und Bek Wache hielten. Der Dschungel bildete eine stille grüne Wand, dennoch fühlte sich Quentin beobachtet. Er schaute zu Bek hinüber. Sein Vetter wirkte erstaunlich ruhig. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß, doch mochte der von der Hitze herrühren. Er stand aufrecht mit erhobenem Kopf da und beobachtete unablässig die Bäume.
Alt Mer hatte zwei Kristalle herausgenommen und hielt einen dritten in der Hand, da hörten sie irgendwo zwischen den Bäumen ein fernes Zischen. Die vier Männer erstarrten und blickten in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Erneut hörten sie das Zischen, näher diesmal, lauter, und gleichzeitig vernahmen sie Geräusche, als würde etwas sehr Großes sehr schnell herankommen.
»Rasch«, drängte Alt Mer und reichte Panax zwei Kristalle. Diese waren kaum zwei Fuß lang, dafür jedoch ausgesprochen schwer. Panax grunzte unter dem Gewicht seiner Last, während er losging. Der Große Rote zog einen vierten Kristall aus der Kiste und verursachte dabei versehentlich einigen Lärm, was sich nicht vermeiden ließ, da er sich beeilen musste. Wieder ließ sich das Zischen vernehmen, abermals näher. Da war ein gigantisches Tier im Anmarsch.
Mit den beiden Kristallen quer auf den Armen rannte der Große Rote über die Lichtung und ließ die Dschungelwand nicht aus den Augen. Quentin Leah und Bek liefen neben ihm. Der Hochländer gab seinem Vetter ein Zeichen, er solle vorauslaufen, doch Bek ignorierte ihn. Jetzt bewegten sich die Baumwipfel, als hätte sich eine Windböe erhoben. Quentin machte sich keine Illusionen. Der Graak war unterwegs zu ihnen.
Sie erreichten gerade eine Zederngruppe, die ihnen Schutz bot, von dichtem Unterholz umgeben und nur einige Schritte vom Rand der Lichtung entfernt, da brach das Ungeheuer aus dem Wald hervor. Es sprang urplötzlich aus den Bäumen hervor, ein riesiger Drache, der Tausende von Pfunden wiegen musste und fast zwanzig Meter lang war. Der Körper war in der gleichen Farbe gezeichnet wie der Urwald und glänzte stumpf, wo sich das Sonnenlicht auf der glatten Haut spiegelte. Hörner und Stacheln ragten aus Kopf und Rücken, und unter dem Hals hing ein dicker Kehllappen. Die Krallen hatten die Größe eines menschlichen Unterarmes und gruben sich tief in die feuchte Erde, und mehrere Zahnreihen blitzten auf, als die Zunge aus dem Maul fuhr.
Der Graak hockte sich auf die vier kurzen, kräftigen Beine, ließ den stachelbewehrten Kopf von rechts nach links kreisen und suchte nach dem, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Alt Mer erstarrte an Ort und Stelle, Quentin und Bek folgten seinem Beispiel. Vielleicht würde das Ungeheuer sie einfach übersehen.
Zunächst blickte sich der Graak ziellos um, dann schnüffelte er am Boden und schlug mit dem langen Schwanz auf das Blätterwerk ein. Quentin hielt den Atem an. Das Ding war wirklich riesig. Der Boden hatte gebebt, als es aus dem Wald getrottet kam. Quentin hatte beobachtet, wie es mit den Schultern diese dicken
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