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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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weiteren Blick. »Willst du in Erfahrung bringen, ob es Zufall war oder nicht?«
     »Nein«, entgegnete sie.
     »Was dann?«
     »Ich versuche herauszufinden, wo sie ist. Weil ich wissen will, wie ich sie erreichen kann.«
     Er starrte seine Schwester an und konnte nicht ganz glauben, was er da hörte. Sie beugte sich nach vorn, und ihr Gesicht war jetzt nur wenige Zoll von dem der Hexe entfernt. In ihren grünen Augen sah er keine Angst, keinen Hinweis darauf, dass sie das Risiko begriff. Locker hielt sie Griannes Hände und streichelte sie in kleinen Kreisen.
     »Bek sagte, sie würde sich vor der Wahrheit über sich selbst verstecken, und die Magie des Schwertes von Shannara habe ihr diese Wahrheit gezeigt, was sie wiederum überfordert hat, und deshalb ist sie davor geflohen. Walker hat ihm gesagt, sie werde zurückkommen, sobald sie einen Weg gefunden hat, sich selbst auch ihre schlimmsten Untaten zu verzeihen. Ganz schön viel verlangt, denke ich, allein, sie alle aufzuzählen.« Sie hielt kurz inne. »Ich möchte ausprobieren, ob vielleicht eine Frau zu ihr vordringen kann, wo es ein Mann nicht schafft.«
     Er nickte. »Ich schätze, das wäre durchaus möglich.«
     »Aber du hast keine Ahnung, weshalb ausgerechnet ich das versuche.«
     »Ich schätze, du hast Recht.«
     Eine Zeit lang sagte sie nichts, saß nur schweigend und reglos da und sah Grianne Ohmsford in die eigentümlichen blauen Augen. Die Ilse-Hexe war gerade dem Kindesalter entwachsen, bemerkte Alt Mer. Sie war so jung, dass man sie gar nicht mit allen Taten in Verbindung bringen konnte, die sie angeblich begangen hatte. In ihrem komaähnlichen Zustand wirkte sie so vollkommen unschuldig, als sei sie zu Arglist oder Bösartigkeiten oder jeglicher Form von Wahnsinn nicht fähig. Irgendwie hatten sie das alles falsch verstanden, und sie brauchte nur aufzuwachen und die Sache richtig zu stellen.
     Auf diese Weise konnte man leicht einer gefährlichen Täuschung unterliegen, dachte er.
     Sie wandte ihm den Blick zu. »Ich tue es für Bek«, sagte sie, als müsse sie es erklären, dann wandte sie rasch ihre Aufmerksamkeit wieder Grianne zu. »Vielleicht auch wegen Bek.«
     Alt Mer stellte sich so, dass sie ihn nicht mehr sehen konnte, weil Zweifel sein sonnengebräuntes Gesicht umwölkten. »Bek erwartet das nicht von dir. Du bist nicht für seine Schwester verantwortlich. Warum tust du es trotzdem?«
     »Das verstehst du doch nicht«, erwiderte sie.
     Er wartete, ob sie etwas hinzufügen würde, doch sie sagte nichts mehr. Schließlich räusperte er sich. »Was verstehe ich nicht, Rue?«
     Sie ließ ihn eine ganze Weile schmoren, ehe sie antwortete, und später begriff er, dass sie überlegte, ob sie ihm die Wahrheit erzählen sollte oder nicht und dass diese Entscheidung für sie schwerer zu treffen war, als sie erwartet hatte. »Ich bin in ihn verliebt«, sagte sie schließlich.
     Damit hatte er nicht gerechnet, ja, er hatte diese Möglichkeit nicht für einen Augenblick in Betracht gezogen, und doch, als er es hörte, ergab es durchaus einen Sinn. Er erinnerte sich an ihre Reaktion angesichts seiner Entscheidung, Bek mit in den Crake zu nehmen, sie dagegen oben beim Schiff zu lassen. Daran, wie sie sich um den Jungen gekümmert hatte, als könne nur sie ihn wieder auf die Beine bringen, nachdem Hunter Predd ihn aus der Bergwildnis mitgebracht hatte.
     Und Bek war inzwischen kein Junge mehr, wie ihm bereits vor einigen Tagen aufgefallen war. Er war jetzt ein Mann, war auf dieser Reise erwachsen geworden, hatte sich sehr stark verändert, ja, und sich quasi in einen anderen verwandelt.
     Trotzdem konnte er nicht glauben, was er da hörte. »Wann ist das denn passiert?«
     »Ich weiß nicht.«
     »Und bist du dir sicher?«
     Darauf gab sie erst gar keine Antwort, doch er sah, wie sie leicht die Schultern hob, als wollte sie die Frage mit einem Achselzucken abtun.
     »Ihr scheint so wenig zueinander zu passen«, fuhr er fort und erkannte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte. Augenblicklich sah sie ihn an, durchbohrte ihn mit ihrem Blick und enthüllte so unübersehbar ihre Feindseligkeit. »Werd nicht gleich wütend auf mich«, fügte er rasch hinzu. »Ich sage dir nur, wie ich die Dinge einschätze.«
     »Du hast keine Ahnung, großer Bruder, wer zu mir passt«, entgegnete sie leise und richtete den Blick wieder auf die Hexe. »Und die hast du nie gehabt.«
     Er nickte und akzeptierte die Zurechtweisung. Daraufhin setzte

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