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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Blick übers Deck schweifen und suchte Rue Meridian. Sie war seine Zukunft, oder zumindest ein großer Teil davon. Seit ihrer Rückkehr aus dem Crake-Regenwald hatte er sie kaum zu Gesicht bekommen. Während die Jerle Shannara zum Abheben klargemacht wurde, hatte es keine Zeit gegeben, denn sie hatten es eilig, weil der Morgawr im Anmarsch war. Aber auch danach hatte sie sich sehr zurückgezogen. Er wusste, sie verbrachte viel Zeit bei seiner Schwester, und zuerst hatte er an ihren guten Absichten gezweifelt.
     Doch erschien es ihm falsch, ihr zu misstrauen, wenn sie tatsächlich das für ihn empfand, was sie gesagt hatte. Er fühlte sich kleinkariert und armselig. Bestimmt hatte sie ihre Wut und ihre Enttäuschung, was Griannes Anwesenheit betraf, überwunden und hielt es nicht mehr für notwendig, etwas gegen sie zu unternehmen. Und sicherlich würde sie, weil sie ihn liebte, seiner Schwester helfen wollen.
     Also ließ er sie in Ruhe und dachte, sie würde schon zu ihm kommen, wenn sie dazu bereit wäre. Nur weil sie allein sein wollte, fühlte er sich nicht weniger hingezogen zu ihr. Er glaubte auch nicht, dass er ihr deswegen weniger bedeutete. Sie hatten stets die Gefühle des anderen gegenseitig sehr deutlich empfunden, sogar schon in den ersten Tagen der Reise, als sie Freundschaft geschlossen hatten. Großartige Beteuerungen waren nie wichtig gewesen. Daran hatte sich nichts geändert. Freundschaft erforderte Freiraum und Toleranz. Liebe ebenfalls.
     Trotzdem vermisste er sie. Er wusste, er könnte sie in der Kabine des Großen Roten aufsuchen, und sie würde nicht verärgert sein. Allerdings wäre es vielleicht besser, wenn er ihr die Möglichkeit gab, ihre eigene Art und Weise zu finden, mit Grianne umzugehen.
     »Vielleicht gehe ich auch nach Hause«, flüsterte er in sich hinein.
     Dessen war er sich jedoch nicht mehr sicher.
     
    Am späten Nachmittag tauchten die Flugreiter wieder auf, angestrahlt vom roten Schein der untergehenden Sonne. Die Jerle Shannara war keine Stunde mehr von der Küste entfernt, und bislang hatten sie keine Spur von den Luftschiffen des Morgawrs gesehen. Nachdem die Flugreiter zurückgekehrt waren, beabsichtigte Redden Alt Mer, nach Süden abzudrehen und an den Klippen entlang zum Südende der Halbinsel zu fliegen, von wo es dann hinaus auf die Blaue Spalte gehen sollte.
     Hunter Predd brachte Obsidian dicht heran, öffnete das Sicherheitsgeschirr, packte die Strickleiter und stieg zur Reling am Heck empor. Alt Mer streckte ihm die Hand entgegen, der Flugreiter ergriff sie und zog sich an Bord. Sein schlankes Gesicht war dreckverschmiert und schweißnass. In seinen harten Augen spiegelte sich das blutrote Licht des Sonnenuntergangs. Er blickte sich auf dem Luftschiff um, ohne ein Wort zu sagen, öffnete und schloss die schwieligen Hände, die in Lederhandschuhen steckten, und reckte die Arme über den windzerzausten Kopf.
     »Wir sind ihnen ungefähr einen Tag voraus«, sagte er schließlich, und zwar so leise, dass ihn niemand sonst verstehen konnte. »Sie sind nördlich von uns, haben sich am Rand der Berge zerstreut und sind ins Landesinnere unterwegs. So wie es aussieht, vermuten sie uns immer noch dort.«
     Alt Mer nickte. »Gute Nachrichten, würde ich sagen.«
     Er hielt dem Flugreiter einen Wasserschlauch hin, den dieser wortlos entgegennahm und leer trank. »Vor zwei Stunden ist mir das Wasser ausgegangen.« Er reichte den Schlauch zurück.
     »In einer Stunde wird es dunkel sein. Danach werden wir nicht mehr so leicht aufzuspüren sein, vor allem nicht, wenn wir draußen auf dem Wasser sind.«
     »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sie haben uns jedenfalls von Anfang an aufgespürt. Nur ein einziges Mal sind sie in Schwierigkeiten geraten, nämlich nach dem Absturz. Und sicherlich willst du diese Taktik nicht ständig anwenden, oder?«
     Alt Mer grunzte nichts sagend, blickte hinaus über die Reling in die Dunkelheit hinter ihnen und sah Phantome in den Wolken, die vor den Bergen entlang zogen. Der Flugreiter hatte Recht. Er hatte keinen Grund anzunehmen, sie könnten dem Morgawr für alle Zeiten entwischen. Die besten Aussichten hatten sie, wenn sie so viel Abstand zwischen sich und ihre Verfolger brachten, wie sie nur konnten. Die Geschwindigkeit würde darüber entscheiden, ob sie fliehen konnten oder ob sie gezwungen sein würden, sich einem Kampf zu stellen. Und was die Geschwindigkeit betraf, so hatte selbst die Schwarze Moclips der Jerle Shannara

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