Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
der Zeit, als du die Ilse-Hexe warst?«
     Sie nickte. »Ja, an alles.«
     »Das Schwert von Shannara hat es dir enthüllt?«
     »Bis zur letzten Untat. Alles, was ich getan habe, weil ich mich an Walker rächen wollte. All das Unrecht, das ich begangen habe, weil ich annahm, ich dürfe tun, was notwendig ist, um zu bekommen, was ich wollte.«
     »Es tut mir Leid, was du durchmachen musstest, aber nicht, dass ich dich zurückgeholt habe.«
     Sie strich sich das lange dunkle Haar aus dem bleichen Gesicht, und nun wurde der Schmerz in ihren Augen sichtbar. »Für mich gab es keine Hoffnung, bevor ich nicht die Wahrheit über mich entdeckt hatte. Über dich und unsere Eltern, über das, das uns vor so vielen Jahren zugestoßen ist. Und insbesondere über den Morgawr. Ich konnte nichts anderes sein als das, wozu der Morgawr mich gemacht hat - und wozu ich mich selbst gemacht habe -, bis ich das Schwert hielt. Dieses Wissen ist schrecklich und gleichzeitig eine Befreiung für mich. Ich brauche mich nicht mehr zu verstecken.«
     »Einige Dinge weißt du vermutlich noch nicht«, sagte er und rutschte unbehaglich hin und her, während er überlegte, wo er anfangen sollte. »Die Menschen auf diesem Schiff, die Überlebenden von Walkers Truppe, haben reichlich Grund, dich zu hassen. Sie tun es zwar nicht, oder wenigstens nicht jeder, doch haben sie deinetwegen große Verluste erlitten. Ich nehme an, du solltest alles über diese Verluste und über das Leid, für das du verantwortlich bist, erfahren. Wahrscheinlich lässt sich das nicht vermeiden.«
     Sie nickte, und in ihrer Miene mischte sich Bedauern mit Entschlossenheit. »Erzähl es mir, Bek. Von Anfang bis Ende.«
     Also erzählte er und ließ nichts aus. Er brauchte dafür eine Weile, und während er sprach, bemerkte er, wie jemand die Kabine betrat und sich hinter ihm niederließ. Er wusste, wer es war, ohne hinzuschauen, und er beobachtete Grianne, die dem Neuankömmling in die Augen blickte. Nichtsdestoweniger redete er weiter, weil er Angst hatte, er könne nicht fortfahren, wenn er den Blick abwandte. Er berichtete ihr über die Reise nach Parkasia, über die Ruinen und Antrax, über die Begegnung mit ihr und die Flucht in die Berge, über die Gefangennahme und den Ausbruch von der Schwarzen Moclips aus den Händen der Rets, über die Wanderung durch die Katakomben von Castledown, wo er Walker fand, der sie überlistet hatte, die reinigende Magie des Schwertes von Shannara zu beschwören, über den Weg zurück in die Berge und schließlich die Wiedervereinigung mit den anderen Überlebenden der Jerle Shannara. Nachdem er fertig war, sah er über die Schulter und fand hinter sich Rue vor. Sie starrte Grianne an. Ihre Miene war unergründlich. Doch ihr Ton war unmissverständlich, als sie zu seiner Schwester sprach.
     »Der Morgawr ist gekommen und sucht nach uns«, sagte sie. »Seine Schiffe sind an der Küste vor Anker gegangen. Morgen wird er die Ruine durchsuchen. Wenn er uns findet, bringt er uns alle um. Was wirst du dagegen unternehmen?«
     »Rue Meridian.« Seine Schwester betonte den Namen der anderen Frau, als würde sie endlich dessen Besitzerin kennen lernen. »Gehörst du zu denen, die mir verziehen haben?«
     Die Augen der Kleinen Roten funkelten grimmig, während sie Griannes Blick nicht auswich. Eine Hand legte sie Bek besitzergreifend auf die Schulter. »Ich habe dir vergeben.«
     Aber Bek entging die Verbitterung in ihrem Tonfall nicht und die Herausforderung, die sich dahinter verbarg. Vergebung bekommt man nicht geschenkt, man muss sie sich verdienen, verkündete dieser Ton. Ich vergebe dir, doch was bedeutet das schon? Du musst immer noch beweisen, dass du dessen würdig bist.
     Er sah seine Schwester an und bemerkte die Traurigkeit und die Reue in ihrem ruhigen, blassen Gesicht. Ihr Blick wanderte zu Rues Hand auf Beks Schulter, und die letzten körperlichen Spuren des sechsjährigen Mädchens, in das sie sich während der Tage und Nächte ihrer Katatonie verwandelt hatte, fielen von ihr ab. Ihre Miene wurde hart und ausdruckslos und zu jener perfekten Maske, die sie als Ilse-Hexe getragen hatte, um sich die Dämonen ihres Lebens vom Leibe zu halten.
     Kurz blickte sie ihren Bruder an. »Ich habe dir gesagt«, meinte sie, »dass mein Wiedererwachen nicht nur angenehme Folgen haben würde.« Sie lächelte mit kalter Gewissheit. »Manche werden sogar sehr übel sein.«
     Langes Schweigen entspann sich, in dem die beiden Frauen sich

Weitere Kostenlose Bücher