Shannara VIII
nicht länger versteckte. Sie sprang über den Schutt in das Versteck. Ihr Gesicht war schweißbedeckt, ihr dunkles kurzes Haar zerzaust, ihre Kleidung in Unordnung. Quentin erkannte schon an ihrem Gesicht, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
»Ich bin den Mwellrets fast den ganzen Weg zurück durch die Ruinen gefolgt.« Sie sprach hastig und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab, während sie sich hinsetzte. Ihr Atem ging schwer. »Einen habe ich sogar erwischt. Er war verletzt und hing weit hinter den anderen zurück, daher bin ich das Risiko eingegangen. Ich schlug ihn nieder, setzte ihm ein Messer an die Kehle und fragte ihn, was passiert sei. Es entsprach so ziemlich dem, was man erwarten würde, also ungefähr das Gleiche, was auch wir erlebt haben. Er erzählte mir, sie hätten die Seherin verfolgt, sie jedoch nicht gefunden.«
»Was ist mit Bek?«, wollte Quentin wissen.
Sie schüttelte den Kopf. »Darüber wissen sie nichts. Als sie die Lichtung erreichten, waren nur noch die Seherin und die Ilse-Hexe da. Die Hexe befahl ihnen, uns zu jagen und gefangen zu nehmen, dann machte sie sich daran, selbst jemanden zu verfolgen.« Sie zögerte kurz. »Dabei könnte es sich um Bek gehandelt haben.«
Der Hochländer runzelte die Stirn. »Warum sollte sie Zeit mit der Jagd auf Bek verschwenden? Das ergibt keinen Sinn.«
»Doch, falls sie über seine Magie Bescheid weiß«, warf Panax ein.
Quentin schüttelte stur den Kopf. »Sie hat es auf den Schatz von Castledown abgesehen. Vielleicht hat dich der Mwellret belogen.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Tamis. »Bek war dort, als ich aufbrach, um euch zu finden, und verschwunden, als die Mwellrets auftauchten. In der Zwischenzeit muss etwas passiert sein, und vermutlich hat die Ilse-Hexe damit zu tun. Wenn wir die Seherin finden könnten, würde sie uns sicherlich mehr verraten können. Bestimmt hat sie etwas gesehen.«
Panax steckte sein Holz und sein Messer ein. »Möglicherweise hat sie mit den Rets im Labyrinth ihr Leben lassen müssen.«
Tamis tat diesen Einwand mit einer Handbewegung ab. »Warum sollte sie ins Labyrinth zurückkehren, obwohl sie über die Gefahr Bescheid weiß? Außerdem sagte der Ret, den ich verhört habe, sie hätten sie weder tot noch lebendig gefunden.« Damit erhob sie sich. »Das genügt erst einmal. Wir müssen hier fort. Sie werden nach uns suchen.«
»Hast du den Ret nicht getötet?«, fragte Kian sie scharf.
Wütend fuhr Tamis zu ihm herum. »Er war unbewaffnet und hilflos«, fauchte sie. »Ich brauche schon einen besseren Grund, um einen Mann zu töten. Daher habe ich ihn nur bewusstlos geschlagen und liegen lassen. Wenn er aufwacht, sind wir schon weit fort. Und jetzt los!«
»Wohin?«, wollte Quentin wissen, derweil er sich erhob und den Staub von der Hose klopfte. »Und was werden wir tun?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Das finden wir später heraus. Im Augenblick ziehen wir so weit, dass wir uns nicht ständig über die Schulter gucken müssen. Aber wir bleiben in den Ruinen. Sie sind groß genug, um sich darin zu verstecken, und man wird hier nicht so leicht entdeckt. Dabei können wir weiter nach Patrinell und den anderen suchen.«
Sie brach auf, und die anderen folgten ihr ohne weitere Einwände, denn schließlich hatte sie Recht - sie brauchten ein neues Versteck, das weiter vom Labyrinth entfernt und tiefer in der Stadt lag. Die Mwellrets würden sie vermutlich suchen, und sie waren hervorragende Fährtenleser, die sich auf ihre hoch entwickelten Sinne verlassen durften und dazu auf ihre Fähigkeit, die Gestalt zu verändern, sowie auf ihr Reptilienerbe. Auf jeden Fall würde es ihnen nicht weiterhelfen, noch länger an diesem Ort zu verweilen. Daher folgten sie Tamis, und der Hochländer, der Zwerg und die Elfenjäger verwischten sorgsam alle Spuren und traten nur auf die harten Metallteile und Steine, wo sie keine Fußabdrücke hinterließen. Mehrmals blieb Tamis zurück und vernichtete mit Hilfe ihrer besonderen Fähigkeiten alle weiteren Hinweise.
Über ihnen wanderte die Sonne westwärts über den blauen Himmel, nachdem sie den Zenit überschritten hatte, und es wurde Nachmittag. In den Ruinen ließ die Hitze, die Stein und Metall aufgenommen hatten, die Luft flimmern. Quentin öffnete die Knöpfe seines Hemds und krempelte die Ärmel hoch. Das Schwert von Leah hing schwer und lästig auf seinem Rücken. Die Magie, die ihn erfüllt hatte, war vergangen und hatte sich in jene dunkle Ecke seines
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