Shannara VIII
noch in den Stiefeln. Er hielt jedoch durch und zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen und an bessere Zeiten zu denken, weil er sonst nichts anderes tun konnte.
Nachdem sie mehrere Meilen auf diese Weise zurückgelegt hatten, hielt Truls Rohk an einer Biegung an, wo die Äste hoher Zedern und Hickorybäume über das Wasser hingen. Er griff in seinen Mantel und zog ein Stück dünnes Seil und einen alten Haken hervor, dessen Finger eingeklappt waren, jedoch aufklappten und einrasteten, als der Gestaltwandler einen Draht löste, der sie zusammenhielt. Er schlang das Seil doppelt durch die Öse des Hakens und danach sorgfältig um seinen linken Unterarm. Daraufhin gab er Bek ein Zeichen, sich nicht vom Fleck zu rühren, trat einige Schritte auf die Bäume zu, ging anschließend in seinen eigenen Spuren zurück, kam wieder ins Wasser und watete fünfzig Schritt vorwärts bis zu einer erhöhten Stelle, die kaum aus dem schäumenden Wasser ragte. Hier vergewisserte er sich, dass der Junge bei ihm war, schwang den Haken über den Kopf und ließ das Seil nach und nach immer länger. Mit einem letzten Schwung ließ er den Haken los und schleuderte ihn hoch in die Bäume über ihren Köpfen. Der Haken fand Halt. Truls Rohk zerrte probeweise daran, dann gab er Bek einen Wink, zu ihm zu kommen.
»Klettere auf meinen Rücken, leg die Arme um meinen Hals, und halt dich fest.«
Genau das tat Bek und spürte die kräftigen Muskeln und die seilstarken Sehnen in der Schulter unter sich, die sich wie bei einem Tier anfühlten. Der Junge versuchte, nicht daran zu denken. Mit der rechten Hand umklammerte er sein linkes Handgelenk und hielt sich fest.
Truls Rohk sprang an das Seil und zog sich Hand über Hand hinauf, während sie sich über dem Fluss hin- und herbewegten. Während sie dort über dem eiskalten Wasser hingen, zogen sie die Beine an und holten Schwung. Am näheren Ufer, genau in der Linksbiegung des Flusses, lockerte Truls Rohk den Griff am Seil und ließ sich zu Boden rutschen. Noch hielt er das Ende des Seils in der Hand und wartete, bis Bek von seinem Rücken gestiegen war, dann ließ er das Seil durch die Öse gleiten, sodass es vom Haken fiel. Daraufhin wickelte er es auf und schob es unter seine Robe.
»Das dürfte sie vor ein hübsches Rätsel stellen«, knurrte der Gestaltwandler leise. »Mit ein bisschen Glück wird sie glauben, wir seien am gegenüberliegenden Ufer an Land gegangen.«
Erneut zogen sie weiter landeinwärts, fort vom Fluss und wieder auf die Berge zu, hauptsächlich über felsigen Boden und durch ausgetrocknete Flussbetten, und sie vermieden weiche Erde, in denen sie Fußspuren hinterlassen würden, oder Gebüsche, bei denen abgebrochene Zweige sie verraten könnten. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, wärmte ihre durchgefrorenen Körper und trocknete die Kleidung. Truls Rohk schlich gebückt wie ein großes Tier voran, stämmig und massig, geheimnisvoll und in seiner Robe und unter seiner Kapuze nicht zu erkennen. Bek folgte ihm und fragte sich, ob der Gestaltwandler seine Haut überhaupt je dem Licht aussetzte. In der Zeit seit ihrem ersten Treffen im Wolfsktaag hatte er dies nicht ein einziges Mal getan. Zuerst hatte Bek das nicht weiter beschäftigt, aber nun dachte er darüber nach, wie es sein mochte, wenn man immer in Stoff eingehüllt war und niemals jemandem zeigen wollte, wie man in Wirklichkeit aussah. Abermals ging ihm durch den Kopf, ob wohl eine Verbindung zwischen ihnen bestand, auf Grund deren der Gestaltwandler sich bereit erklärt hatte, die Beschützerrolle für Bek zu übernehmen und ihn auf dieser Reise zu begleiten, was er leicht hätte abschlagen können.
Sie marschierten den ganzen Tag weiter, verließen das Flachland und erreichten die Berge, stiegen die niedrigen Hänge hinauf in die bewaldeten Ausläufer, von wo aus Bek bis zu dem Fluss zurückblicken konnte, von dem sie gekommen waren. Truls Rohk hielt dort kurz an, schaute sich rasch um und führte Bek dann zwischen die Bäume.
»Es ist praktisch, einen Platz zu haben, von dem aus man alles sehen kann, was dir folgt«, erklärte er. »Allerdings, wenn du jemanden sehen kannst, kann er vermutlich auch dich sehen. Am besten lassen wir es darauf nicht ankommen. Es gibt bessere Möglichkeiten. Wenn es erst dunkel ist, werde ich eine davon ausprobieren.«
In einer Gruppe Zedern und Fichten entdeckten sie einen trockenen, grasbewachsenen Platz, an dem sie sich zum Essen niederließen. Ihr Wasser
Weitere Kostenlose Bücher