Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
vor sich hin, ohne ein Ziel zu erreichen, die Tunnel und Räume und Treppen blieben in endloser Folge hinter ihnen zurück, und alle sahen gleich aus. Dann und wann hörte er die Geräusche einer arbeitenden Maschine, leise und aus der Ferne und durch Stahl und Erde gedämpft. Ständig meinte er, sie würden im nächsten Raum auf etwas stoßen, das ihnen vielleicht einen Anhaltspunkt bieten würde, aber dieser Fall trat nie ein. Andererseits begegneten sie immerhin auch nichts Bedrohlichem. Die Zeit schlich dahin, und der eigentümliche Abstieg dauerte an.
    Endlich bat Ahren um einen Halt. Sie hatten lange Meilen hinter sich gebracht, und vermutlich lagen weitere Meilen vor ihnen, jedenfalls deutete nichts auf das Gegenteil hin. Besser war es, wenn sie sich ausruhten. Ryer, das spürte er, würde weitergehen, bis sie zusammenbrach. Er setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken an eine der Metallwände und trank einen Schluck Wasser. Die Seherin ließ sich neben ihm nieder, nahm den Wasserschlauch von ihm entgegen und außerdem ein Stück Brot und Käse von den kargen Vorräten, die ihnen geblieben waren. Die Stille in dem unterirdischen Gangsystem schien um sie herum widerzuhallen und erinnerte ihn ständig daran, wie allein und verlassen sie hier unten waren.
    Der Kehrer stellte sich in der Mitte des Ganges vor sie, seine Lichter blinkten in schläfrigem Rhythmus. Er schien es nicht eilig zu haben.
    Ahren drehte sich zu der jungen Seherin um. »Hast du eine Ahnung, wie nah wir bei Walker sind?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich spüre ihn immer noch, aber es ist weiterhin unverändert.«
    »Unverändert? Aber wir sind schon eine Ewigkeit gelaufen. Du musst doch einen Unterschied merken.«
    »So funktioniert das nicht, Ahren. Entfernungen spielen keine Rolle. Ich kann manche Dinge fühlen, gleich, ob ich nah oder fern bin. Nur die Heilkraft hat etwas mit Nähe zu tun. Dazu muss ich den Schmerzleidenden berühren.« Rasch versuchte sie, tröstlich zu lächeln. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Die hatte er allerdings trotzdem, und ihm fiel nichts ein, was er daran ändern konnte. Castledown lastete mit einem Gewicht auf ihm, das ihn auf den Boden zu pressen und zu zermalmen schien. Er fühlte sich verlegen und beschämt und gleichzeitig schuldig, weil er bei dem Angriff davongerannt, vor Furcht wie versteinert gewesen war und den anderen nicht geholfen hatte. Vielleicht hatte er deshalb solche Angst. Vielleicht war das die Erklärung dafür, weshalb er sich ständig so sehr fürchtete.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm, was ihn überraschte. »Es ist schon in Ordnung, sich zu fürchten. Ich habe auch Angst. Und mir gefällt es hier ebenfalls nicht. Aber wir sind womöglich die Einzigen, die Walker helfen können. Wir müssen es versuchen.«
    Er lächelte unglücklich. Sie hatte Recht, doch fühlte er sich deshalb nicht besser. Oder mutiger. Sie erhoben sich und folgten wieder dem kleinen Kehrer. Der führte sie durch neue Gänge und über neue Rampen, über Treppen und durch Tunnel, tiefer und tiefer in die Katakomben der unterirdischen Stadt hinein. Der Marsch war eintönig und ermüdend; in der Welt von Castledown stieß man nirgendwo auf Abwechslung. Erschöpfung setzte ein, körperlich und geistig. Ahren fragte sich, ob es draußen noch dunkel war. Er glaubte es nicht. Ob jemand nach ihnen in die Ruinen gekommen war?
    Wie standen die Chancen, dass weitere Mitglieder ihrer kleinen Gruppe einen Weg unter die Erde entdeckt hatten?
    Mehrmals fragte er den Kehrer, wie weit sie noch gehen mussten, doch erhielt er nie eine Antwort. Der Kehrer rollte schlicht voran, wollte nicht kommunizieren und zeigte auch keine Bilder mehr. Inzwischen waren sie vollkommen abhängig von ihm; allein würden sie niemals zurück an die Oberfläche finden. Nirgendwohin würden sie finden. Wenn der Kehrer sie nicht zu Walker brachte, saßen sie hoffnungslos in der Klemme.
    Als sie wieder Halt machten und sich erneut niederließen, aßen und tranken, um bei Kräften zu bleiben, und längst müde genug zum Schlafen waren, aber nicht wagten, das zu tun, hatte die missliche Lage Ahren so sehr zugesetzt, dass er es nicht mehr ertrug. Er wartete einen Augenblick, überdachte seinen Vorschlag und beobachtete den Kehrer, der ihnen in der Mitte des Ganges in ungefähr drei Metern Entfernung gegenüberstand.
    »Ich möchte dich um etwas bitten«, sagte er leise zu der Seherin. Sie sah ihn an. Er zögerte und beugte sich näher zu ihr vor.

Weitere Kostenlose Bücher