Shannara VIII
nickte, ohne zu zögern. Er wartete einen Moment, bis er sich ihrer sicher war, dann wandte er sich von dem Kehrer ab, damit dieser nichts sehen konnte, griff in sein Gewand und holte den Phönixstein hervor.
Er betrachtete die silbrige Oberfläche, die wie flüssiges Licht in seiner Hand leuchtete, dann nahm er den Talisman von der Kette.
Du kannst ihn nur einmal benutzen, hatte Bek ihn gewarnt. Nur einmal, denn wenn du ihn auf die Erde wirfst, um seine Magie zu befreien, zerschmetterst du ihn. Ahren schaute Ryer Ord Star an und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen so, als würde er etwas richtig machen.
»Nimm meine Hand«, verlangte er.
Das tat sie und wandte den Blick nicht von ihm ab. Daraufhin holte er tief Atem, zog sie auf die Füße und warf den Phönixstein auf den Boden.
Kapitel 16
In dem Augenblick, in dem der Phönixstein auf dem Boden aufschlug und zersprang, wurden Ahren Elessedil und Ryer Ord Star in einen aschefarbenen Dunst eingehüllt. Er umwirbelte sie wie eine Mischung aus winzigen Partikeln und verrauchtem Licht, als würde ihn eine unsichtbare Hand rühren wie eine Suppe im Kessel. Diese Wolke hing an ihnen fest, konzentrierte sich um die Stelle herum, an der sie standen. Außerhalb davon wirkten die Gänge von Castledown unverändert.
Einen Moment lang blieben der Elfenprinz und die Seherin, wo sie standen, da sie unsicher waren und abwarten wollten, was passierte. Der kleine Kehrer starrte sie an, als sei nichts geschehen, in seinem Inneren surrte es, und mit blinkenden Lichtern verharrte die Maschine in der Mitte des Gangs. Dann plötzlich fuhr sie nach rechts und links, und rasch nahmen ihre Bewegungen an Lebhaftigkeit zu. Der Kehrer schien nach ihnen zu suchen und nicht zu begreifen, dass sie immer noch genau vor ihm standen. Ahren zog Ryer einige Schritte zur Seite, um auszuprobieren, ob der Kehrer sie wirklich nicht sehen konnte. Er wandte sich ihnen nicht zu und reagierte auch nicht auf ihre Bewegung. Die Maschine rollte einfach ziellos hin und her und versuchte eine Entscheidung zu treffen, was sie tun sollte.
Dann geschah etwas Eigentümliches mit Ahren. Innerhalb des Dunstes, den der Phönixstein hervorgerufen hatte, spürte er einen seltsamen, unwiderstehlichen Drang, weiterzugehen und nicht stehen zu bleiben. Es handelte sich um eine Art Ziehen in seiner Brust, eine unausgesprochene Sicherheit darüber, was er tun musste. Nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares gefühlt. Er blickte Ryer an, die ihn ebenfalls ansah. Ohne ein Wort deutete er nach vorn und drückte so seine Absicht aus. Sie nickte nur. Als er seine Brust berührte, tat sie das Gleiche. Offenbar spürte sie dasselbe. Hier war die Magie des Phönixsteins am Werke. Wenn man sich verirrt hat und den Weg wieder finden will, muss man wissen, welches Ziel man hat. Überraschenderweise hatte Ahren Elessedil davon eine klare Vorstellung.
Er ging ein Stück den Gang hinunter und überließ den glücklosen Kehrer seinen vergeblichen Bemühungen herauszufinden, was sich ereignet hatte. Dabei hielt er Ryer fest, denn er fürchtete, falls er sie losließe, würde sie den Schutz der Magie verlieren. Der rauchige Dunst bewegte sich mit ihnen, hüllte sie ein, während sie voranschritten, und änderte weder Form noch Größe. Es war, als befänden sie sich in einer unsichtbaren Blase, die sie vom Rest der Welt abtrennte, mit einer eigenen Atmosphäre umgab und ihnen ein Leben bot, welches allen außer ihnen versagt blieb.
Ahren fragte sich gerade, ob Antrax wohl wusste, auf welche Weise er ihm die Pläne durchkreuzt hatte, da füllte sich der Gang vor ihnen plötzlich mit Kriechern.
Er blieb stehen, zog Ryer schützend an sich heran und beobachtete die Metallkriecher, die wie Geister aus Öffnungen in den Wänden krochen und mit metallenen Gliedern Messer und Zangen und eigentümliche Zylinder umklammerten. Sie strömten den Gang hinunter und fächerten sich zu beiden Seiten auf. Ahren schnürte es die Kehle zu. An den Kriechern gab es keinen Weg vorbei. Es waren zu viele.
Rasch drehte er sich um und schaute in die andere Richtung, doch die war ebenfalls versperrt.
Für einen Moment drohte er in Panik zu geraten; ihnen bot sich kein Ausweg. Die Schlinge zog sich zusammen, und er und Ryer saßen mitten darin in der Falle. Er blieb nur noch stehen, weil er nichts anderes machen konnte, und noch immer hielt er die Seherin mit einer Hand fest. Mit der anderen zog er sein langes Messer, seine einzige Waffe. Diesmal laufe ich
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