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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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es hören möchtest.«
    Ihre Worte hatten einen düsteren Beiklang, der Unangenehmes verhieß und ein ungutes Gefühl bei ihm auslöste. »Du musst mir nichts beichten, wenn du nicht willst.«
    »Ich weiß.«
    Einen Augenblick später nickte er. »Also gut.«
    Sie hob das Kinn leicht, als wappne sie sich für das Geständnis einer Wahrheit, die sie lieber verdrängen würde. Die Geste entlarvte eine Menge von ihrem Trotz und ihrer Tapferkeit. Plötzlich fühlte Ahren etwas für sie, das ihm zuvor nie aufgefallen war. Respekt, möglicherweise Bewunderung.
    »Ich bin nicht, wofür du mich hältst«, begann sie und wich seinem Blick nicht aus. Ihm erschien es, dass sie sich zwang, ihn anzuschauen. »Keiner sieht mich als das, was ich bin. Dieser Expedition habe ich mich nicht nur aus einem Grunde angeschlossen. Als Walker mich aufsuchte, wusste ich bereits, dass er kommen würde. Man hatte mir aufgetragen, mit ihm zu gehen. Dabei sollte ich als Seherin arbeiten, doch nicht nur das - nicht einmal vorrangig. Eigentlich sollte ich euch nur begleiten, um für die Ilse-Hexe zu spionieren.«
    Sie wartete Ahrens Reaktion ab, doch der war zu verblüfft, um darauf zu antworten.
    Bitter lächelte sie. »Du wirkst überrascht. Glaubst du mir nicht? Es stimmt aber. Ich habe von dem Tag an für die Ilse-Hexe spioniert, an dem mir Walker vor vielen Jahren einen Besuch abstattete. Schon vorher hatte ich mich an sie verkauft. Das war überhaupt nicht schwierig, wirklich. Und es trug sich folgendermaßen zu. Ich wurde mit der Fähigkeit des Sehens geboren, und ich wusste schon in sehr jungem Alter darüber Bescheid. Die Zukunft jener in meiner Umgebung sah ich, manchmal bis ins Detail, dann wieder nur in Fragmenten. Pflegeeltern zogen mich auf, da ich eine Waise war. Sie nahmen häufig Streuner wie mich auf und waren freundlich zu mir, obwohl sie mich für eigentümlich hielten, und das war ich ja auch. Von meiner Gabe erzählte ich niemandem, denn ich begriff schon sehr früh, dass manche Menschen deswegen eine Gefahr in mir sehen würden. Deshalb behielt ich diese Fähigkeit für mich und versuchte, sie zu vergessen. Natürlich war das unmöglich. Es wurde noch schlimmer, als ich durch Zufall entdeckte, dass ich ein Empath war und körperliche und seelische Wunden durch Berührung heilen konnte. Diese Gabe erkannte ich erst später, aber nachdem sie mir einmal enthüllt war, musste ich meine Pflegeeltern verlassen und einen Ort suchen, an dem mich niemand kannte.
    Mit zwölf Jahren kam ich nach Grimpen Ward, zusammen mit einer Gruppe Fahrender. Sie nahmen mich bei sich auf, weil das so die Art der Fahrenden ist, und sie dachten sich nichts dabei, mich zu meinem Ziel zu bringen. Zwar hielten sie mich ebenfalls für seltsam, doch ließen sie mich in Ruhe. In Grimpen Ward suchte ich die Addershag auf. Sie war der eigentliche Grund, aus dem ich zu dem Ort gereist war. Jeder wusste, bei ihr handelte es sich um die mächtigste Seherin in den Vier Ländern, und ich hoffte, sie würde mich bei sich aufnehmen und ausbilden. Natürlich wusste ich nicht, dass sie noch nie einen Lehrling zu sich genommen hatte. Die Ausmaße dessen, was ich zu erreichen strebte, hatte ich nicht begriffen.
    Sie ließ mich darüber nicht lange im Unklaren. Ohne überhaupt einen Augenblick darüber nachzudenken, worum ich sie bat, schickte sie mich fort. Ich war niedergeschmettert, wollte jedoch nicht aufgeben. So wartete ich vor ihrer Tür, ob sie nicht ihre Meinung ändern würde. Zwei Monate blieb ich dort. Schließlich holte sie mich herein. Sie prüfte mich auf allerlei Weisen. Nachdem ich alles getan hatte, was sie wollte, nickte sie und sagte, ich dürfe bleiben. Das war es. Ich durfte bleiben.
    Wochenlang tat ich nichts anderes als kochen und putzen und Besorgungen für sie erledigen. Sie behandelte mich wie eine Magd, und ich war so erpicht darauf, bei ihr zu bleiben, dass ich mir nichts daraus machte. Schließlich begann sie, mir etwas über meine Gabe beizubringen, nur ein kleines bisschen, und dann wieder ein bisschen mehr. Mein Unterricht hatte begonnen. Nach einer Weile wurde ich ihre Gehilfin und später ihre Vertraute. Sie war alt und zäh und gefährlich. Und zudem unberechenbar. Aber ich bewährte mich und fühlte mich von ihr nicht bedroht.«
    Sie holte tief Luft und atmete langsam aus, als würde sie einen Schmerz herauslassen, den sie lange Zeit unter Verschluss gehalten hatte. »Dennoch hatte ich einen Fehler begangen. Als ich zu ihr kam, ihr

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