Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
Vom Netzwerk:
entscheiden, welches Leben wertvoller ist …?«
    »Sie haben recht. Uns trifft natürlich auch große Schuld. Es ist nicht unsere Art, Gewalt auszuüben. Ich hoffe, dieses Unrecht lässt sich aus der Welt schaffen.«
    »Es liegt in Ihrer Hand, etwas dafür zu tun.« Shannice setzte ein mildes Lächeln auf, obwohl ihr alles andere als heiter zumute war. »Schaffen Sie eine Gesellschaft gegenseitigen Respekts, und beharren Sie auf Ihren Idealen, egal, welche Widernisse sich Ihnen in den Weg stellen.«
    »Das wird nicht einfach«, gab der Mormone zu bedenken. »Die Fronten haben sich verhärtet.«
    »Dann wagen Sie den ersten Schritt aufeinander zu. Für den Krieg braucht es immer zwei Parteien, für den Frieden nur eine …«
    »Wir werden Ihre Worte beherzigen.« Der junge Mann hielt einen Augenblick inne, als versuchte er sich auszumalen, wie diese Lösung praktisch umzusetzen war. Schließlich sah er wieder zu Shannice hoch.
    »Wie wird Ihr künftiger Weg aussehen?«, fragte er.
    Shannice überlegte kurz und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Ich reite südwärts«, erklärte sie. »Hier ist es mir schlichtweg zu kalt …«

11
    Gunsmoke City
     
     
     
    Obwohl Shannice schon viele Meilen weit geritten war, musste sie ständig an M’gomba denken. Der Schwarze hatte in seinem Leben harte Lektionen gelernt, war in Furcht aufgewachsen, die sich im Laufe der Jahre in Hass verwandelt hatte. Nur zu genau wusste Shannice wie es war, wenn man nicht die richtige Hautfarbe besaß. Die Weißen hatten das Sagen, und sie ließen einen bei jeder Gelegenheit spüren, dass sie sich für die besseren Menschen hielten, über mehr Rechte verfügten und mit denen, die nicht so waren wie sie selbst, hart ins Gericht gingen. Sie rissen alles an sich, waren von Machtstreben erfüllt und begierig, alles in Besitz zu nehmen, was ihnen in die Finger kam. Sie waren in der Überzahl und hatten beschlossen, das Recht des Stärkeren walten zu lassen. Eine Reihe von Gesetzen rankten sich um diesen Tatbestand, ganze Litaneien von juristischen Texten, die sich um Moral und Gerechtigkeit drehten, letztendlich aber in Richtung der tatsächlichen Gegebenheiten verbogen wurden. Papier war geduldig, Worte allein nicht ausreichend, um die akuten Missstände zu beheben. Die Paragrafen waren bloße Floskeln des Friedens, beliebig austauschbar und im Grunde genommen lediglich eine billige Rechtfertigung für andauernden Kampf und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wie lange, fragte sich Shannice, würde es noch dauern, bis Respekt und Achtung dem wahren Bewusstsein entsprangen und damit jegliche Niederschriften hinfällig machten? Denn wer immer wieder wortreich seinen Gerechtigkeitssinn in Szene setzen musste, der schwätzte nur und lebte das Gesagte nicht. Nicht die Worte waren es, rief sich Shannice in Erinnerung, die einen Menschen auszeichneten, sondern seine Taten. Leider hatte Shannice am eigenen Leib die tiefe Kluft dazwischen schmerzhaft erfahren. Die eigentliche Gesinnung verschanzte sich ständig nur trickreich hinter vollmundigen Phrasen.
    Die Cheyenne würde daran nichts ändern können; die Zukunft mochte noch viele Opfer dieses Widerspruchs zu beklagen haben. Dachte sie an M’gomba, wurde ihr die bittere Ironie des Lebens nur allzu deutlich vor Augen geführt. Denn ausgerechnet der Bruder, den er ein halbes Leben lang gesucht hatte, war zu seinem ärgsten Feind geworden. Erst als die beiden nach hartem Kampf und einer verpfuschten Existenz einander erkannten, hatten sie in den Armen des anderen den Tod gefunden. Von eigener Hand niedergestreckt. Im Leben wie im Sterben beherrscht von Zorn und Qual …
    Peinigende Gefühle stiegen in dem Halbblut auf. Mit Mühe verdrängte Shannice die negativen Einflüsse und richtete ihren Blick voraus. Wyoming würde sie bald schon hinter sich gelassen haben und über Kansas und Colorado nach Texas reiten. Noch war es nicht merklich wärmer geworden, doch in einigen Tagen würde die Sache anders aussehen. Nichtsdestotrotz fühlte sich die toughe Cheyenne unbehaglich, wollte heraus aus ihren Kleidern, die sie seit Wochen trug, und irgendwo ein Bad nehmen. Obwohl es kalt war, brachte sie den Rappen an einem schmalen Flusslauf zum Stehen und stieg aus dem Sattel. Sie legte den Wintermantel ab, streifte Pullover und Bluse vom Körper, dann die Stiefel samt Hose. Frierend schlang sie die Arme um ihren Leib und tappte nackt die kleine Böschung hinunter. Vorsichtig tauchte sie einen Fuß

Weitere Kostenlose Bücher