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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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weiterführende Stollen abzweigten. Vom mittleren wusste sie, wohin er führte. Und dorthin wollte sie keinesfalls gehen. Viel zu wahrscheinlich schien es ihr, dass Conaghans Konsorten, allen voran Steamboat Jack, bereits auf sie lauerten.
    Rechts oder links?, formte sich die Frage als dumpfes Echo in ihrem Verstand. Lange Augenblicke dachte sie nach, und dann war sie sicher, dass es völlig egal war, wofür sie sich entschied. Sie würde ihr Leben ihrer Bauchentscheidung anvertrauen und auf ein gnädiges Schicksal hoffen. Schlimmeres, als ihr bereits zuteil geworden war, konnte ihr nicht mehr zustoßen.
    Ihre Stirn runzelte sich; die Ohren sperrte sie weit auf.
    Nichts zu hören, dachte sie, war aber nicht unbedingt erleichtert. Sie traute diesem Slaine durchaus zu, dass er sich wie ein Panther heranschlich, um dann mit der Macht und Gewalt eben dieses Raubtieres über sie herzufallen. Ihre Wachsamkeit und ihre Instinkte waren alles, worauf sich Shannice in dieser verfahrenen Lage noch verlassen konnte. Doch den ersten Schritten in den Stollen zu ihrer Rechten folgte bereits ein durchdringendes Gefühl der Unruhe. Statt nach ihrem Bauch zu handeln, pirschte die Cheyenne weiter vor. Vierzig, fünfzig Meter war sie vorgedrungen, da sah sie in der Düsternis helle Flecken wie diffuse Lichtpunkte schimmern. Irgendetwas lag zu beiden Seiten des Stollens verstreut, das sie aber aus der Entfernung nicht zu erkennen vermochte.
    Kalkstein, sagte sie sich und ging weiter. Je näher sie der Stelle kam, desto unstrittiger wurde ihr klar, einem fatalen Irrtum aufgesessen zu sein. Blasse Konturen und Formen schälten sich aus der Finsternis. Und erst als unter ihrem Fuß etwas krachend zerbarst, bemerkte sie, worauf sie gestoßen war.
    Wie unter Zwang hielt Shannice die Luft an. Ungläubig starrte sie auf die Skelette und lose herumliegenden Knochen. Bleiche Gebeine waren links und rechts neben ihr aufgetürmt, teils unvollständige oder zerstörte Gerippe, aber auch solche, die absolut intakt schienen, als wäre ihr Fleisch gerade erst von reißenden Rattenschnauzen abgefressen worden.
    Bangen Herzens schritt Shannice an den menschlichen Überresten vorbei. Sie versuchte sich erst gar nicht auszumalen, was den armen Teufeln widerfahren sein mochte, die in die Fänge dieser mordlüsternen Bande um Miles Conaghan geraten waren.
    Immer noch nach Slaine horchend, legte Shannice Meter um Meter zurück, bis sie ein Geräusch vernahm, das sie nicht zuordnen konnte. Es glich einem leisen Knirschen, war nur kurze Zeit zu hören und wiederholte sich ständig in wechselndem Abstand. Dem einzelnen Knirschen folgte bald darauf eine ganze Vielzahl ähnlicher Laute. Sie schienen von überall her zu kommen; ihr Ursprung war nicht auszumachen.
    Besorgt ließ Shannice den Blick kreisen. Was auch immer jedoch die Geräuschkulisse verursachte, es hielt sich ungesehen in der Dunkelheit verborgen. Knacken, Knirschen, Klacken und Schaben vermischten sich zu einem grauenerregenden Kanon, der Shannice den Angstschweiß auf die Stirn trieb.
    Und dann zuckte sie zusammen, als habe sich ein Dolch mitten in ihr Herz gebohrt.
    An Boden, Wänden und Decke des Stollens war wimmelnde Bewegung zu sehen. Shannice fielen eigentümliche Löcher im Felsengestein auf, aus denen kleine Körper quollen. Klein im Vergleich mit einem Menschen. Geradezu monströs aber, wenn man bedachte, was sich dort in den Tunnel ergoss.
    Ameisenlöwen!, durchzuckte es die Halbindianerin eisig. Riesige Insekten!
    Von Grauen gepackt rannte Shannice, ohne zu gucken, in den Stollen hinein. Die hässlichen Geräusche, die die Chitinpanzer verursachten, waren wie das siegessichere Wispern des Todes.
    Schneller und schneller wurde Shannices Lauf. Und das hätte beinahe ihr Ende bedeutet!
    Plötzlich bremste sie aufschreiend ab und kam nur wenige Zentimeter vor einer Grube, die den Gang auf voller Breite ausfüllte, zum Stillstand. Es gab keinerlei Möglichkeit, sie zu umgehen.
    Ihr Herz pochte gleich einem steinernen Klumpen in ihrer Brust. Shannice beugte sich vor und lugte nach unten. Sie konnte kaum abschätzen, wie weit es in die Tiefe ging, doch ihre Augen, die sich gut an die Finsternis gewöhnt hatten, machten zugespitzte Pflöcke am Grund der Grube aus. Sie standen dicht an dicht. Niemand, der dort hinabstürzte, hatte eine Chance, seine Unachtsamkeit zu überleben.
    Gehetzt kreiselte Shannice herum und sah Hunderte, wenn nicht gar Tausende der übergroßen Insekten herankrabbeln. Es

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