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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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schrie wütend auf, fuhr herum und packte die heranfliegenden Lederriemen mit der bloßen Hand. »Keine Schläge mehr!« Eisern hielt er die Geißel fest, so sehr sein Pflegevater auch daran zerrte.
    »Versündige dich nicht!«, donnerte dieser. »Lehne dich nicht auf gegen die Gebote Gottes, Unwürdiger!«
    Troy tat einen Ruck und hielt das Folterinstrument in der Hand.
    »Du wirst mich nie wieder schlagen!«, zischte er zornig. »Nie wieder, Dad …« Eine höhnische Betonung lag auf dem letzten Wort, von dem der Junge wusste, dass es den Priester in zweierlei Hinsicht treffen würde. Denn hatte er nicht immer darauf bestanden, lediglich sein Ziehvater zu sein und nicht sein leibhaftiger?
    »Missratene Kreatur!«, dröhnte der Geistliche. »Dafür wirst du die Qualen der Hölle erleiden!«
    Morgan Troys Verstand war wie ausgeschaltet. Seine Wut gewann die Oberhand. Sanft schmiegte die Peitsche sich in seine Handfläche.
    »Aber du«, sagte er gefährlich leise, »wirst sie vor mir erfahren …«
    Blindlings hieb Morgan auf seinen Pflegevater ein, schlug immer wieder zu und hörte auch nicht auf, als der Mann in zerfetzter Robe wimmernd vor ihm am Boden lag.
    Vor Morgan Troys Augen senkte sich ein blutiger Schleier, der jeden Gedanken an Vernunft erbarmungslos erstickte …
     
    Wie unter Schmerzen schrak der Reverend auf. Sein Blick klärte sich nur langsam. Verstört betrachtete er das Buch und wischte die letzten Bruchstücke seiner Erinnerung beiseite.
    »Zum Teufel mit der Bibel!«, presste er hervor. »Ich nehme mein Schicksal selbst in die Hand.« Er fingerte in seiner Kutte nach der Karte, die der Mexikaner Jorge ihm überreicht hatte. »Die Sache duldet keinen weiteren Aufschub.« Seine Augen wanderten über den Plan und prägten sich jede einzelne Linie ein, bis sie sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gebrannt hatten. Dann legte er das Blatt in einer Schublade seines Pults ab.
    Energisch schob er den Stuhl zurück und stand auf. In seiner Kommode förderte er eine Deringer Steinschlosspistole sowie einen Colt Frontier zutage.
    »Das sind die Instrumente meiner Vergeltung!«, rief Morgan Troy an Gott gerichtet aus und hielt die Waffen hoch. »Ich werde nicht warten, bis du meine Feinde mit Blitzschlag, Feuer und Rauch richtest! – Und falls dir das nicht gefällt, dann kannst du mich kreuzweise!«
    Der Reverend hastete aus seiner Schlafkammer, durchschritt den Kirchensaal und trat durch das Portal nach draußen. Warmer Sonnenschein umfing ihn, doch dafür hatte er kein Gespür. Nur eines beherrschte sein Denken und Fühlen: Er wollte Miles Conaghan und seine Mörderbande für immer unschädlich zu machen!
     
     
    Keine Zeit zum Überlegen – Shannice musste handeln!
    Sie stellte sich quer zum Stollenverlauf, ließ sich nach vorne fallen und fing sich mit den Händen an der Wand ab. Mit den Füßen tastete sie nach hinten, bis die Absätze ihrer Stiefel an die gegenüberliegende Felswand stießen. Langsam und überaus vorsichtig bewegten sich ihre Füße Zentimeter um Zentimeter an der Wand hoch, bis die Cheyenne waagerecht über dem Boden schwebte. Sie ließ sich nicht ablenken durch das Zischen, Klappern und Knacken, das die Horden von Mammutinsekten verursachten, und versuchte, sich seitwärts über die Fallgrube zu bewegen. Es waren lediglich drei Meter, doch da Shannice immer nur ein winziges Stück vorwärts kam und immer damit rechnen musste, am Fels abzugleiten, dehnte sich die Entfernung schier ins Endlose. Sie stand unter unglaublicher Anspannung. Ihre Finger krallten sich in das Gestein; ihre Stiefel suchten festen Halt.
    Den ersten Meter hatte sie bereits geschafft. Ihre Bauchmuskeln schmerzten, und ihr Atem ging schwer und keuchend. Unter sich sah sie die Spitzen der Holzpflöcke. Eine unbedachte Bewegung nur, ein falscher Griff, und Shannice würde abstürzen und aufgespießt werden.
    Durchhalten!, peitschte sie sich selbst an. Nicht die Nerven verlieren! Es war ein erstaunlich, was ein Mensch in tödlicher Gefahr zu leisten vermochte.
    Schon hatte sie die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht. Genau an dieser Stelle jedoch verbreiterte sich der Stollen. Erst unmerklich, doch dann in einem Maße, dass Shannice ihre Handflächen nicht mehr gegen das Gestein pressen konnte, sondern sich immer weiter recken musste. Ihre Finger klammerten sich an kleinste Vorsprünge und Spalten, während sie die andere Wand lediglich noch mit den Zehenspitzen berührte.
    Und dann raste der wimmelnde

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