SHANNICE STARR (German Edition)
Hände, die ihr die Jeans von den Hüften zerrten. Shannice wollte schreien, doch nur ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Sie wollte treten, doch noch versagten ihr die Beine den Dienst.
Etwas Hartes glitt über ihre Scham, weiter hinab, um sich zwischen ihre Schenkel zu zwängen.
»Du gottverstoßener Gringo!« Conchita hatte, ohne zu zögern, die Initiative ergriffen und schlug mit einem gusseisernen Tiegel auf Johnson ein. Der flog wie vom Blitz getroffen gegen die Wand. Seine steil aufgerichtete Männlichkeit war wie ein zitternder Pfahl im Sturmwind. Mit einer Hand hielt er sich den Kopf, mit der anderen versuchte er zu verhindern, dass er zur Seite wegkippte.
Conchita stellte den langstieligen Topf zur Seite und beugte sich über Shannice. Deren Augen flackerten noch leicht, doch würde sie rasch ihr Bewusstsein zurückgewinnen. Die Tochter eines Engländers und einer Indianerin war zäh. Sanft tätschelte die Haushälterin ihre Wangen.
»Señorita Shannice. Bitte wachen Sie auf. Sie haben nichts mehr zu befürchten.« Die Mexikanerin packte sie und zog sie auf die Füße. »Sehen Sie, Señorita, es geht doch.« In Conchitas Gesicht zeigte sich echte Freude. Sie hatte Shannice lieb gewonnen. Sie mochte ihr Wesen. Und sie sah es gerne, dass Douglas Cassidy Gefallen an diesem Mädchen gefunden hatte. Sie war diesem grundgütigen und aufrichtigen Mann zutiefst verpflichtet. Sie hatte der Familie bereits unter seinem Vater gedient. Und immer hatte man sie fair behandelt. Als wäre sie eine Amerikanerin. Niemals hatte sie in diesem Haus die Verachtung gespürt, die ihren Landsleuten in diesem gepriesenen Land entgegenschlug. Sie war gleich unter Gleichen. Das ihr entgegengebrachte Vertrauen würde sie nie enttäuschen. Ehre und Stolz waren dieser Frau heilig. Es waren Begriffe, nach denen sie lebte.
Es waren allerdings Attribute, die ihr kurz vor dem Tode nichts mehr nützten.
»Conchita! Nein!!!«
Shannice war wieder bei Sinnen. Da war nur der leichte Schwindel und der klopfende Druck in ihrem Kopf. Beides hinderte sie nicht daran, die Gefahr zu erkennen und lauthals loszuschreien.
Eine grauenerregende Zeitlupe zeigte dem Halbblut in äußerster Langsamkeit, dass Don › Dutch ‹ Johnson seinen Colt aus dem Holster zog und ohne zu zögern abdrückte, während die Handkante seiner Linken über den Schlagbolzen fächerte. Die Explosion in den Patronenkammern des Sechsschüssers hallte wie lautstarkes Gewitter in Shannice nach. Die schreckgeweiteten Augen der Mexikanerin verdrehten sich, sodass fast nur noch das Weiß ihrer Augäpfel zu sehen war, als die auftreffenden Kugeln ihren stämmigen Körper erschütterten. Johnson hatte die Arterie neben dem Herzen getroffen. Nur so war es zu erklären, dass das Blut mit solcher Macht hervorschoss und das Gesicht der Haushälterin ebenso wie jenes von Shannice bespritzte.
Conchita stürzte schwer und blieb verrenkt liegen. Unter ihrem Körper bildete sich eine Blutlache, die unaufhaltsam über das Parkett schwappte.
»Oh, Gott! Neeeiiiiiinn!!!!«
Der Schmerz in ihrer Seele drohte Shannice zu überwältigen. Sie warf sich vor, genau auf Johnson zu – auf die noch rauchende Mündung seines Revolvers!
Wieder zog er den Abzug durch!
Eine grelle Stichflamme! Beißender Pulverrauch! Ein schneidender Schmerz in der Schulter! Und eine Frau, die all das ignorierte, um Rache zu nehmen für die Menschen, die sie liebte!
Einhundertundzwölf Pfund krachten auf › Dutch ‹ Johnson nieder. Shannices Ellbogen wollte schier seine Schädeldecke spalten und das bisschen Hirn zerquetschen, das sich darunter verbarg.
»Ohne deinen Peacemaker bist du nur ein wertloser Haufen Dreck!«
Shannice Starr sah immer nur dasselbe Bild vor ihren Augen: Den brechenden Blick Conchitas, ihr sprudelndes Blut und das Gesicht desjenigen, der die Schuld daran trug …
Johnson gewann erstaunlich schnell die Kontrolle zurück. Seine Revolvermündung presste sich gegen Shannices Stirn. Der Stahl stanzte regelrecht eine Prägung der Lauföffnung in ihre Haut.
Ich bin tot! , pochte es in Shannices Verstand.
Es klackte!
Eine verbrauchte Patronenhülse!
Fassungslosigkeit in Johnsons Gesicht.
Hoffnung in dem von Shannice! Gepaart mit unerschütterlicher Entschlusskraft!
Zweimal rammte sie die geballte Rechte in das abstoßende Gesicht dieser widerlichen Kreatur. Sie hatte den Eindruck, ihre Fingerknöchel zertrümmert zu haben, wischte den Schmerz jedoch ebenso beiseite wie das Stechen,
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