SHANNICE STARR (German Edition)
mir einmal so weit sein.« Allmählich wurden Shannices Lider schwer, und sie fiel in kurzen, tiefen Schlaf. Warum sie plötzlich erwachte, konnte sie erst sagen, als sie wieder halbwegs zu sich gefunden hatte, die Schreie und lautstarken Diskussionen hörte und die beiden Menschen erblickte, die zu ihr und Onatoga in den kleinen Raum gestoßen wurden. Es waren ein junger Mann und eine Frau. Shannice kannte ihre Gesichter, verstand aber nicht, weshalb sie zu ihnen gesperrt wurden.
»Entscheide dich jetzt, auf welcher Seite du stehst!«, hallte das widerwärtige Organ von Ruth McPherson durch den Keller. Offensichtlich waren die Worte an die junge Frau gerichtet.
»Ich bleibe bei meinem Mann!«, schrie Jill McPherson außer sich und unter Tränen. »Ihr seid tatsächlich so, wie Garth euch schon immer gesehen hat: wilde, brutale Bestien!«
Ruth McPherson ließ sich nicht provozieren. »Dann tut es mir leid, Jill. Ich lasse nicht zu, dass ihr euch gegen die Familie richtet. Wenn du lieber auf der falschen Seite stehst, kann ich dich nicht mehr als meine Tochter betrachten.«
Neben der alten Ruth waren noch Dean, Henry und Greg McPherson zu sehen. Sie alle waren bewaffnet. Für Shannice und Onatoga bestand keine Chance, den Aufruhr zur Flucht zu nutzen.
»Warum liegt dir so viel daran, uns festzuhalten?«, stieß Garth Gormick hervor. »Ohne uns seid ihr doch besser dran!«
»Du und Jill wisst einfach zu viel«, entgegnete diesmal Greg. »Ob ihr nun selbst plaudert oder man euch dazu zwingt, spielt keine Rolle. Das Risiko ist zu groß.«
»Verdammt richtig!«, bekräftigte Ruth. »Ihr habt bis zum Morgengrauen Zeit, euch eure Wahl zu überlegen. Doch ich bin der festen Überzeugung, dass ihr euren Entschluss nicht mehr rückgängig machen werdet. Außerdem kann ich euch, so wie die Dinge liegen, niemals mehr vertrauen …«
»Du bist nicht so kaltblütig!«, zischte Garth. »Du wirst uns nicht töten! Und Angst machst du mir schon lange nicht mehr.«
Ruth McPherson schürzte die Lippen und hob die doppelläufige Schrotflinte. Die Mündungen zeigten auf ihren Schwiegersohn. Doch plötzlich schwenkte sie zur Seite auf Onatoga, nahm seine Lenden ins Visier und feuerte das Gewehr aus nächster Nähe ab!
18
Das Ende wird in Blut geschrieben
Aufschreiend wurde Onatoga zurückgeschleudert und knallte gegen die Steinmauer. Das Blut spritzte aus seinem zerfetzten Unterleib, besprenkelte Shannice sowie Garth und Jill und klatschte zu Boden. Ruth McPherson stieß ein triumphierendes Lachen aus und zielte auf Shannice, obwohl keine Kugel mehr im Lauf war. Die Cheyenne war schockiert, rang nach Atem und nahm die latente Bedrohung durch die alte McPherson gar nicht zur Kenntnis. Sofort war sie bei dem Choctaw-Indianer, versuchte ihn zu stützen und konnte doch nicht verhindern, dass er schwer an der Mauer hinabglitt. Seine Augen waren geschlossen, als hätte er sich bereits mit seinem Ende abgefunden.
»Das wird euch eine Lehre sein!«, krakeelte Ruth McPherson. Dann deutete sie auf ihre Tochter und deren Mann. »Letzte Chance! Ihr habt gesehen, was ich mit Verrätern mache!«
Jill hatte es die Sprache verschlagen; ihre Augen füllten sich mit Tränen. Garth nahm sie in den Arm und führte sie fort von der Tür in eine Nische des Kellerraums. Dean, Henry und Greg sahen stumm zu. Was sie von der Attacke der Alten hielten, erschloss sich nicht aus ihren Mienen. Einzig sichtbar war ihre Betroffenheit.
Die Tür flog zu; ein Riegel wurde vorgeschoben. Die Schritte von Ruth, ihrem Mann und ihren Söhnen entfernten sich.
»O Gott! Du verblutest!« Shannice streichelte Onatogas Gesicht. »Du darfst nicht sterben!«
»Das entweichende Leben ist nicht aufzuhalten«, flüsterte der Choctaw. »Früher oder später macht jeder diese Erfahrung.«
»Aber es ist zu früh!«, stieß Shannice hervor. »Viel zu früh!« Sie hockte sich hin und drückte den Mann an sich.
»Die Bilder unserer gemeinsamen Zeit schweben vor meinen Augen dahin«, sagte Onatoga. »Unvergessliche Augenblicke, für die ich dankbar bin …«
»Es hätten noch so viel mehr sein können«, schluchzte Shannice. »Vielleicht hätte es eine gemeinsame Zukunft für uns gegeben. Vielleicht –«
»Sprich nicht«, forderte der Choctaw sie auf und legte ihr den Handrücken auf die Lippen. »Behalte mich in Erinnerung und vergiss mich nicht.« Onatoga saß in einer riesigen Blutpfütze. Die nächsten Minuten würde er nicht überleben.
»Ich will
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