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SHANNICE STARR (German Edition)

SHANNICE STARR (German Edition)

Titel: SHANNICE STARR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Cane
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gezeichnete Gesichter. Die Mormonen predigten Frieden und Eintracht. Was sich an diesem Ort zugetragen hatte, war für die meisten nicht nachvollziehbar. Sicher würde es einige in eine tiefe Glaubenskrise stürzen. Besonders, wenn man bedachte, dass ihr Anführer zur Waffe gegriffen hatte.
    Als Shannices Augen auf die von Castle trafen, schrak sie leicht zusammen. Die Miene des Mormonenführers hatte sich verändert; seine Finger ballten und entspannten sich abwechselnd. Er hatte alles verloren, was einen gottesfürchtigen Anführer ausmachte. In ihm lauerte etwas, das lange Zeit verschüttet gewesen zu sein schien. Die Befürchtungen der Cheyenne erhielten neue Nahrung.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, erkundigte Shannice sich skeptisch.
    »Es ist alles in Ordnung«, meinte Denford Castle. Aber die Weise, wie er die Worte aussprach, straften sie Lügen.
    »Vergessen Sie Strother Heart nicht«, mahnte Shannice. »Er ist zwar verwundet, doch er wird zurückkehren. Und dann nimmt er Rache. Ich kenne diese Sorte Mann. Anstatt die Situation zu entspannen, haben Sie sie verschärft.«
    »Er hätte Stella ermordet …«
    »Ich verstehe Sie, und ich hätte wahrscheinlich nicht anders gehandelt. Aber Sie und Ihre Anhänger sollten wachsam sein.«
    Auf Denford Castles Züge legte sich ein Schatten. Er verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln, das ihm einen satanischen Ausdruck verlieh.
    »Es gibt Dinge«, erwiderte er mit prophetischer Vehemenz, »die wären besser im Dunkel des Vergessens begraben geblieben. Nun sind sie wiedererweckt worden.«
    Instinktiv umklammerte Shannice das Griffstück ihres Remington fester, ohne die Absicht zu haben, den schweren Revolver einzusetzen.
    »Wie darf ich das verstehen?«, wollte sie wissen. Im Gemeindesaal herrschte plötzlich Totenstille.
    »Falls Sie mich für einen Mann Gottes halten, ist das nur die eine Seite der Medaille«, gab Denford Castle ihr zu verstehen. »Ich bin mehr. Sehr viel mehr …«

9
    Die Krieger Gottes
     
     
     
    »Mister Barkley! Hallo, Mister Barkley! Warten Sie!«
    Lee Gaines bewegte sich im Laufschritt vom Sheriffs Office die Straße entlang und begann zu laufen, als der Angesprochene sich zu ihm umdrehte. Keuchend blieb der Pelzjäger vor Barkley stehen, rang nach Luft und brachte seine Worte nur stoßweise hervor.
    »Heart ist unterwegs zu den Mormonen!«, prustete er. »Wir müssen eingreifen!«
    Barkley stutzte.
    »Wozu wollen Sie eingreifen, Laramie?«, sagte er. »Es ist doch alles in bester Ordnung.« Unüberhörbarer Sarkasmus lag in seiner Stimme.
    »Er braucht unsere Hilfe!«, gab Gaines nicht nach. »Wenn der Mörder sich dort aufhält, ist es unsere Pflicht, für Gerechtigkeit zu sorgen.«
    »Sheriff Heart hat mehr als eindeutig zu verstehen gegeben, dass er Vigilantismus nicht dulden wird«, versetzte Barkley, wollte sich bereits zum Gehen wenden, wurde jedoch von dem alten Pelzhändler zurückgehalten.
    »Wollen Sie riskieren, dass der Sheriff getötet wird und wir schutzlos dastehen?«
    »Er will es nicht anders.« Barkley wirkte verschlossen, obwohl es ihn danach dürstete, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. »Verderben wir es uns mit Heart, schaffen wir ein Klima des Unfriedens und der Angst. Mit diesem Mann ist nicht zu spaßen. Er ist  –« Barkley suchte nach dem richtigen Begriff.
    »… besessen?«, kam Lee Gaines ihm zuvor. »Wollten Sie das sagen?«
    »Verbohrt«, korrigierte ihn Barkley, »und unberechenbar.«
    Lee ›Laramie‹ Gaines richtete sich aus seiner leicht gebückten Haltung auf.
    »Einem solchen Mann wollen Sie das Leben der Bewohner von River Hills anvertrauen?«, fragte er lauernd.
    Barkleys innere Zerrissenheit machte sich Luft.
    »Was soll ich denn tun?«, wurde er laut. »Es ist ein Leichtes, die Bürger der Stadt für eine Idee zu begeistern. Aber es ist eine völlig andere Sache, diese Idee auch durchzusetzen. Strother Heart ist nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel. Wir hätten einen schweren Stand, würden wir seine Anweisungen in den Wind schlagen.«
    »Wissen Sie was?«, meinte Lee Gaines und betonte jede Silbe. »Sie sind ein Feigling.«
    »Ich bin lediglich besonnen!«, rechtfertigte sich Barkley in aufkommendem Zorn. »Manchmal muss man eben seine persönlichen Ansichten zum Wohl der Gemeinschaft zurückstellen!« Es war allerdings offensichtlich, dass er eher bereit war, das Gegenteil von dem zu tun, was er soeben gesagt hatte.
    »Dann tun Sie, was Sie für richtig halten«, erwiderte

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