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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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abgefeuert wurde.
    »Die Blutfehde, die mit diesen Morden – und mit der Absicht, mich zu töten – begann, zerstörte meine Familie und auch die meiner Gegner«, fuhr Khader tonlos fort. Seine Miene war düster, und es schien, als wiche jegliches Leben aus seinen Augen, während er sprach. »Einer auf unserer Seite, zwei auf ihrer. Zwei auf unserer Seite, einer auf ihrer. Mein Vater bemühte sich auf vielerlei Weise, die Fehde zu beenden, doch es war unmöglich. Sie war wie ein Dämon, der von einem auf den anderen überging und ihn durch die Liebe zum Töten in den Irrsinn trieb. Ich wollte von zu Hause fortgehen, weil ich die Ursache der Fehde war, aber mein Vater wollte mich nicht gehen lassen, und ich konnte mich ihm nicht widersetzen. Die Fehde hielt noch Jahre an, das Töten nahm kein Ende. Ich verlor meine beiden Brüder und meine beiden Onkel, die Brüder meines Vaters. Als mein Vater selbst schwer verletzt wurde und mich nicht mehr aufhalten konnte, trug ich meiner Familie auf, sie solle das Gerücht verbreiten, ich sei umgekommen. Darauf verließ ich mein Zuhause. Nach einer Weile wurde die Blutfehde beendet, und zwischen den zwei Familien kehrte wieder Frieden ein. Doch für meine Familie war ich tot, denn ich hatte meiner Mutter einen Eid geschworen, dass ich niemals zurückkehren würde.«
    Der Abendwind war kalt geworden, und ich stand auf und schloss das Fenster. Dann goss ich aus dem Tonkrug auf meinem Nachttisch ein Glas Wasser ein und reichte es Khader. Er flüsterte ein Gebet, leerte das Glas und gab es mir zurück. Ich füllte es erneut für mich selbst und kehrte zu meinem Hocker zurück, wortlos, weil ich fürchtete, Khader werde nicht mehr weitersprechen und das Zimmer verlassen, wenn ich eine falsche Frage stellte oder eine ungeschickte Bemerkung machte. Er war ruhig und wirkte entspannt, doch das lebhafte frohe Schimmern aus seinen Augen war verschwunden. Es sah ihm auch nicht ähnlich, sich so ausführlich über sein eigenes Leben zu äußern. Er sprach stundenlang über den Koran oder das Leben des Propheten Mohammed oder die rationale wissenschaftliche Basis seiner Moralphilosophie, aber ich hatte es noch nie erlebt, dass er mir oder jemand anderem so viel aus seinem Leben erzählte. Als das Schweigen anhielt, blickte ich in sein schlankes sehniges Gesicht und achtete sogar darauf, geräuschlos zu atmen, um ihn nicht zu stören.
    Wir trugen beide die typische Kleidung der afghanischen Männer: ein langes, locker fallendes Hemd und weite Hosen. Seine Kleidung war von einem verblichenen blassen Grün, meine von einem sehr hellen, fast weißen Blau. Beide trugen wir Ledersandalen an den Füßen. Ich hatte einen breiteren Brustkorb als Khaderbhai, aber wir waren in etwa gleich groß und hatten fast die gleiche Schulterweite. Sein kurzes Haar und sein Bart waren silbrigweiß, meine kurz geschnittenen Haare waren weißblond. Meine Haut war von der Sonne so gebräunt, dass sie dem Farbton seiner Haut, dem Braun ungeschälter Mandeln, durchaus ähnlich war. Hätte sich in meinen blaugrauen Augen nicht der Himmel abgezeichnet und in den seinen das Gold der Flüsse, so hätte man uns für Vater und Sohn halten können.
    »Und wie bist du von Kandahar zur Mafia von Bombay gekommen?«, fragte ich schließlich, weil ich fürchtete, dass nun eher das lange Stillschweigen als meine Fragen ihn zum Gehen veranlassen könnte.
    Er wandte den Kopf und sah mich an. Sein Lächeln war strahlend: ein neues, sanftes, ungekünsteltes Lächeln, das ich noch in keinem Gespräch mit ihm je erlebt hatte.
    »Als ich von zu Hause fortging, reiste ich durch Pakistan und Indien nach Bombay. Wie Millionen anderer hoffte ich, mein Glück in der Stadt der Helden aus den Hindi-Filmen zu finden. Zuerst kam ich in einem Slum unter – ähnlich dem neben dem World Trade Center, der nun mir gehört. Ich lernte Hindi und übte täglich. Nach einer Weile stellte ich fest, dass man Geld verdienen konnte, indem man Eintrittskarten für beliebte Filme erwarb und sie dann zu einem höheren Preis verkaufte, wenn bekannt gegeben wurde, dass das Kino voll war. Ich beschloss, meine kleine Rücklage auszugeben, um Karten für den damals beliebtesten Hindi-Film in Bombay zu kaufen. Dann stellte ich mich vors Kino, und als die Ausverkauft-Schilder erschienen, verhökerte ich meine Karten und machte einen guten Profit.«
    »Schwarzmarkthandel mit Eintrittskarten«, sagte ich. »Bei den beliebtesten Footballspielen wird das in meinem Land

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