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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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mir. Als ich auf dem Boden auftraf, hörte ich Schreie und merkte, dass Abdullah die Tür aufgerissen hatte, worauf wir alle ins Haus fielen. Ich hörte zwei Schüsse und sah durch meine geschwollenen blutverkrusteten Augen Mündungsfeuer aufblitzen. Dann wurde schlagartig alles hell. Eine andere Tür war aufgeflogen, und Männer stürzten heraus. Wieder Schüsse, diesmal drei, und ich rollte mich unter dem schweren Mann hervor und sah mein Messer ganz dicht vor meinen Augen glitzern, neben der blauen Tür.
    Ich griff in dem Moment nach dem Messer, als einer der beiden kleineren Männer über mich hinweg zur Tür kriechen wollte. Ohne zu zögern, holte ich aus und rammte es ihm in die Hüfte. Er schrie, und ich hechtete mich auf ihn und stach mit dem Messer auf sein Gesicht ein.
    Es ist erstaunlich, wie viel Kraft man bekommt, wenn man seinen Gegner auch nur das kleinste bisschen bluten sieht und wie schnell das Adrenalin einschießt, das den Schmerz der Wunden lindert. Rasend vor Wut, wandte ich den Kopf und sah Abdullah, der mit zwei Männern zugleich kämpfte. Am Boden lagen Leichen herum, und von überallher im Haus krachten Schüsse. Schreie und Rufe ertönten. Es roch nach Scheiße und Pisse und Blut. Jemand im Raum musste eine Bauchwunde haben. Ich tastete meinen Bauch ab, um festzustellen, ob ich es vielleicht selbst war.
    Abdullah lag mit den beiden Männern im Clinch. Sie rangen, schlugen, bissen. Ich kroch auf ihn zu, aber jemand packte mein Bein und zog mich nach hinten. Der Mann hatte viel Kraft. Es war der große Typ von draußen.
    Er musste angeschossen sein, aber ich sah nirgendwo Blut an ihm. Er zog mich zu sich heran wie eine Schildkröte, die ins Netz gegangen ist. Als ich in Reichweite war, zückte ich mein Messer, aber er drosch mir die Faust in die rechte Seite des Unterleibs, bevor ich zustechen konnte. Er hatte den entscheidenden Punkt verfehlt, aber ich krümmte mich dennoch vor Schmerzen und rollte zur Seite. Ich spürte, wie er sich an mir abstützte, um sich aufzurichten. Würgend rollte ich mich herum und sah, wie er sich hochrappelte und auf Abdullah zutrat.
    Ich konnte es nicht zulassen. Zu oft hatte sich mein Herz mit dem Bild von Abdullahs Tod gequält: allein, im Kugelhagel. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, sprang hoch und rammte dem großen Typen mein Messer in den Rücken, direkt unter dem Schulterblatt. Ich spürte, wie es auf einen Knochen traf, der sich verschob. Der Mann war stark. Er ging noch zwei Schritte, schleppte mich mit, weil ich das Messer nicht losließ. Dann brach er zusammen, und ich landete auf ihm. Als ich hochschaute, sah ich, wie Abdullah einem der Männer in die Augen griff und seinen Kopf nach hinten riss. Der Hals des Mannes brach wie ein trockener Ast.
    Hände packten mich und zogen mich Richtung Tür. Ich schlug um mich, aber die Hände, die stark und sanft zugleich waren, entwanden mir das Messer. Dann hörte ich die Stimme, die Stimme meines Freundes Mahmud Melbaaf, und wusste, dass wir in Sicherheit waren.
    »Komm schnell, Lin«, sagte der Iraner. Seine Stimme klang zu ruhig für all das Blut und die Gewalt um uns her.
    »Ich brauche eine Waffe«, murmelte ich.
    »Nein, Lin. Es ist vorbei.«
    »Abdullah?«, fragte ich, als Mahmud mich in den Garten führte.
    »Er arbeitet«, antwortete er. Ich hörte, wie die Schreie im Haus verstummten, einer nach dem anderen, wie Vögel, wenn die Schatten der Nacht auf einen stillen See sinken. »Kannst du stehen? Kannst du gehen? Wir müssen weg hier!«
    »Scheiße, ja, ich schaffe es schon.«
    Als wir das Gartentor erreichten, lief eine Kolonne unserer Männer an uns vorbei. Faisal und Hussein trugen zusammen einen Mann, Farid und Little Tony einen anderen. Sanjay hatte sich einen Mann auf die Schulter geladen. Und er schluchzte.
    »Wir haben Salman verloren«, sagte Mahmud, als die Männer an uns vorbeieilten. »Und Raj. Amir lebt, aber er ist schwer verletzt.«
    Salman. Die letzte Stimme der Vernunft im Khader-Klan. Der letzte Vertraute von Khader. Ich schleppte mich zu den wartenden Wagen, und alle Kraft wich aus mir, wie in dem Moment, als der große Mann mich an der Tür verprügelt hatte. Es war vorbei. Ohne Salman gab es den alten Klan nicht mehr. Schlagartig war alles anders. Ich stieg ein und schaute auf die anderen, die mit mir im Auto saßen: Mahmud, Farid und der verletzte Amir. Sie hatten ihren Krieg gewonnen. Die Sapna-Killer gab es nicht mehr. Das Buch des Lebens und des Todes, das Sapnas Namen

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