Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
wir ständig viele Vorurteile aus der Vergangenheit ablegen.« – So fördern wir innere Stärke!
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn ununterbrochen aktiv ist, dass wir praktisch ständig denken. Wenn wir das erkennen und beobachten, können wir auch lernen, uns von Gedanken, die unsere Kraft und Konzentrationsfähigkeit schwächen, zu befreien. Das heißt: Ich gewinne innere Stärke, indem ich mein Denken kontrolliere. Je weniger wir denken, umso stärker und glücklicher werden wir.
DIE SHAOLIN-GESCHICHTE
Der Mann und der Leopard
Ein Mann war auf dem Weg zurück in sein Dorf. Er ging über die abgeernteten Reisfelder auf einer weiten Ebene am Waldrand entlang. Als aus dem Wald ein Leopard auf ihn zukam, sah er, dass dieser Leopard auf der Jagd war. Er hatte den Blick, den Katzen haben, wenn sie hungrig sind. Der Mann erschrak heftig, denn weit und breit gab es keinen Schutz. Das Einzige, was er sah, war ein Holzstock, der in seiner Nähe lag. Er hatte den Leoparden fest im Blick. Auch das Tier sah ihn ununterbrochen mit seinem jagenden Katzenblick an und kam dabei auf ihn zu. Der Mann griff sich den Stock und behielt ihn fest in seiner Hand. Der Stock war seine einzige Chance, sein Leben gegen den Leoparden zu verteidigen. Der Leopard zögerte, ob er angreifen oder sich zurückziehen sollte, denn er spürte die Entschlossenheit des Mannes, sich zu wehren. Das Tier näherte sich nicht weiter, sondern lief parallel zu dem Mann, der in Richtung Dorf weiterging. Der Mann hatte den Stock fest umschlossen, behielt den Leoparden im Blick und blieb so ruhig es ihm möglich war, gewillt, sein Leben zu verteidigen. Schließlich erreichte der Mann die Dorfgrenze, und der Leopard verschwand wieder in den Wald. Der Mann warf den Stock weg. Dieser zerbrach in tausend Stücke. Er war morsch.
Kontrolle
über das
Denken
Ein Großteil unserer Gedanken – etwa 90 Prozent – läuft nicht planvoll und zielgerichtet ab, vielmehr sind sie ungeordnet und wiederholen sich ständig. Oft sind sie sogar schädlich, weil sie wie die Geier um noch nicht gelöste oder noch nicht einmal bestehende Probleme kreisen. Der Gedankenstrom ist fast immer sorgenvoll, grüblerisch und energieraubend.
In der Geschichte »Der Mann und der Leopard« hat die Gefahrensituation den Mann dazu gebracht, störende Gedanken auszuschalten und nicht durch Grübeln – Wie weit ist es noch zum Dorf? Warum hilft mir keiner? Was, wenn der Stock morsch wäre? – in Unruhe zu geraten und so sein Leben zu gefährden. Einfach die gedankliche Vorstellung eines soliden Stocks und die Konzentration darauf verhelfen ihm zu innerer Stärke. Dadurch erzeugt er den Eindruck von Wehrhaftigkeit zunächst gegenüber sich selbst und danach gegenüber dem Leoparden, der das wahrnimmt und deshalb vorsichtig wird. Hätte der Mann von Anfang an gewusst (oder gedacht), dass der Stock morsch ist, hätte er mehr Angst gehabt, Unsicherheit gezeigt, und der Leopard hätte ihn deshalb vermutlich gefressen.
Was in Ausnahmesituationen (Gefahr) häufig gelingt, will im Alltag aber meist nicht so recht klappen. Hier werden wir von unseren (unbewussten) Gedankenströmen beherrscht. Deshalb sollten wir lernen, uns das Denken bewusst zu machen, es zu kontrollieren und zu reduzieren. Indem wir uns von einem Großteil unserer Gedanken befreien, entsteht eine Grundstimmung des inneren Friedens, der inneren Ruhe und der angenehmen Gefühle. Durch die Abwesenheit von Gedanken stärken wir uns innerlich.
Wie
Gedanken
entstehen
Bevor wir darangehen, unsere Gedanken zu reduzieren und unseren Geist zu fokussieren, ist es hilfreich, sich erst einmal klar zu machen, wie Gedanken überhaupt in den Kopf kommen. Zum einen denken wir natürlich, um unseren Alltag zu regeln, um zu planen, zu reflektieren, um Fehler zu analysieren und aus ihnen zu lernen. Das ist bewusstes, auf die alltäglichen Herausforderungen ausgerichtetes Denken. Und darauf können und wollen wir auch nicht verzichten. Wie aber steht es mit den schon erwähnten schädlichen Gedanken, die uns vom Wesentlichen ablenken und negative Gefühle verursachen, oder mit den Gedanken, die ganz plötzlich aus der Tiefe der Seele auftauchen und uns mit lange unbewusst gewesenen Dingen konfrontieren?
INFO
Frei von Leid
Versuchen Sie, sich an einen Moment zu erinnern, in dem Sie wirklich innerlich ruhig waren, frei von störenden Gedanken. In welcher Situation war das? Was haben Sie in dem Augenblick gefühlt und erlebt?
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