Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
Vermutlich Stille, Zufriedenheit, ein Glücksempfinden, sehr wahrscheinlich war dieser Augenblick frei von Leid. Martin Seligmann, Begründer der Positiven Psychologie, hat herausgefunden, dass Gefühle der Verbundenheit, Zugehörigkeit und menschlichen Nähe (siehe Abbildung > ), wie wir sie in unserer frühen Kindheit erfahren haben, aktiviert werden, wenn wir zur Ruhe kommen, Stille einkehrt, wenn wir nicht oder kaum denken.
Auslöser für die Gedankenschleifen
Die meisten Gedanken werden angestoßen durch Reize und Wahrnehmungen von außen. Wie im Bewusstseinsrad dargestellt, nehmen wir zunächst etwas wahr, beispielsweise das Geräusch eines Flugzeugs. Diese Wahrnehmung wandert in unser Gehirn: Aha, das ist ein Flugzeug. Der Gedanke »Flugzeug« ist in diesem Moment noch neutral, ohne Wertung und Gefühle. Doch schon im nächsten Moment kommen unsere Gedanken ins Rollen, und unsere Wertungsinstanz wacht auf. Je nach Einstellung geht es weiter: Bin ich der Meinung, »Flugzeug macht Lärm, das stört mich, weil ich Ruhe will«, dann entsteht ein unangenehmes Gefühl, eine negative Wertung. Fliege ich aber schon seit Kindertagen für mein Leben gern, verbinde ich mit Flugzeugen positive Erinnerungen, dann entstehen angenehme Gefühle. Das Bewusstseinsrad ist in beiden Fällen in Gang gekommen. Die Wahrnehmung hat Gedanken ausgelöst und diese wiederum Gefühle.
Nicht immer ist es allein die unmittelbare Wahrnehmung, die Gedanken auslöst. Diese können auch aus dem entstehen, was wir als Erinnerungen abgespeichert haben. Riechen wir zum Beispiel Gebäck, das nach Vanille und Zimt duftet (umittelbare Wahrnehmung), entsteht dabei in uns zunächst vielleicht nur ein Bild der Erinnerung, zum Beispiel, wie wir mit unserer Oma an Weihnachten zusammen Plätzchen gebacken haben. Dieses Erinnerungsbild löst dann wiederum ganze Kaskaden von Gedanken in unserem Kopf aus: wie es in der Küche damals ausgesehen hat, wie wir uns einmal am heißen Backofen verbrannt und dann geweint haben, wie wir von der Schokoladenglasur oder vom Zuckerguss genascht haben, wie lieb oder streng unsere Oma war, dass sie inzwischen vielleicht gestorben ist und ihr Tod uns sehr traurig gemacht hat. Unsere Gedanken und Gefühle gehen dann vom Hundertsten ins Tausendste, wir schwelgen in Erinnerungen.
»Mit der Zeit bekommt die Seele die Farbe der Gedanken .«
[ Mark Aurel ]
Es sind diese unbewussten Gedankenschleifen, die Tagträumereien, die uns aus der Gegenwärtigkeit bringen, Zeit, Energie und oft auch Lebensfreude rauben.
Gedanken aus der Tiefe
Ohne offensichtliche äußere Einflüsse können Gedanken aber auch wie aus dem Nichts auftauchen. Wir nehmen dann nichts Besonderes von außen wahr, sondern sind still und innerlich ruhig. In diesem Zustand kann es sein, dass aus uns selbst heraus ein Gedanke, ein Geistesblitz auftaucht. Häufig sind solche Gedankenblitze noch nicht vom Gehirn verarbeitete Erfahrungen, und oft handelt es sich um alte, schmerzhafte Erinnerungen oder auch um etwas, was wir uns vorwerfen. Manchmal sind solche plötzlichen Gedanken auch schöne, positive Erinnerungen oder kreative Geistesblitze. Die Hirnforschung hält es für sehr wahrscheinlich, dass in einem körperlich und geistig besonders entspannten Zustand mit einer Art Zufallsgenerator eine alte Erinnerung freigesetzt wird. Man kann es sich so vorstellen, dass ein paar Nervenzellen (Neuronen) anfangen zu feuern, wodurch ein Gedanke (etwa eine Erinnerung) im Unterbewusstsein gelöst und nach oben ins Bewusstsein transportiert wird. Denken Sie an einen See, dessen Wasseroberfläche nie ganz ruhig ist, weil Fische, Insekten und der Wind immer für Bewegung sorgen. Erst wenn diese Faktoren wegfallen und die Wasseroberfläche einmal wirklich bewegungslos wäre, könnten wir wahrnehmen, wie von ganz unten aus einer Quelle Bläschen nach oben sprudeln. Die würden wir normalerweise, wenn der See bewegt ist, wenn alles Mögliche davon ablenkt, gar nicht registrieren.
Vergleichbares passiert übrigens in Träumen. Auch hier können manchmal Bilder an die Oberfläche gelangen, die mit noch nicht verarbeiteten Ereignissen zusammenhängen. Die Beschäftigung mit Träumen oder derartigen Geistesblitzen aus dem Unterbewusstsein eröffnet uns die Chance, uns damit nachträglich auseinanderzusetzen. Wir können uns nun diese aussortierten Erlebnisse und Gedanken anschauen, sie annehmen, bearbeiten und schließlich auch loslassen.
Ob seltene Geistesblitze oder der
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