Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
Fernsehen, Telefonieren zu Hause und unterwegs und die Beschäftigung mit dem PC: mailen, surfen, twittern, chatten und so weiter. Zudem überfluten uns überall bunte Bilder dessen, was wir alles kaufen können, in Schaufenstern, auf Werbetafeln, in der Onlinewerbung oder auf Wurfsendungen. Beim Fernsehen können wir aus einer Fülle von Sendern, Programmen und Spartenkanälen auswählen – und dann ist da ja noch unsere ständig wachsende Video- und DVD-Sammlung.
Auch wenn uns all diese Reize, denen wir uns meist freiwillig aussetzen, kurzzeitigen Genuss (wie beim Schokolade-Essen) verschaffen, mittel- und langfristig und in der Summe tun sie uns nicht gut. Denn das durch sie beschleunigte unbewusste Denken führt zu innerer Unruhe und negativen Gefühlen und Zuständen, wie starkes Verlangen (bis hin zu Genusssucht), Nervosität, Ungeduld, Gereiztheit, Langeweile, Aversionen, Ärger, Neid und Rechthaberei. Auf diese Art entsteht viel unnötiges Leid.
Deshalb sollten wir uns der Reizüberflutung entziehen und die Reize der Außenwelt reduzieren. Denn möglichst wenige Außenreize sind sehr förderlich für die innere Ruhe, wie wir an den Shaolin-Mönchen, aber auch an christlichen Ordensleuten sehen können. Das Klosterleben ist besonders arm an Reizen: Es gibt kein Abendprogramm und kein Nachtleben, man geht früh zu Bett, der Tagesablauf ist klar strukturiert, man tut seine Arbeit, macht seine Meditationen oder verrichtet seine Gebete, isst und ruht. – Kein Wunder, dass immer mehr gestresste Menschen sich solche Orte für eine Auszeit suchen!
ÜBUNG
Die Kunst des Weglassens
Machen Sie eine Liste mit Reizen, denen Sie sich täglich oder häufig aussetzen: Fernsehen, Radio, Telefon, Internet, E-Mail, Zeitschriften, Tageszeitung, Einkaufen …
Fragen Sie sich dann: Muss ich wirklich jeden Abend stundenlang durch verschiedene Sender zappen? Muss ich wirklich immer nebenbei, ob beim Autofahren oder Kochen, das Radio laufen lassen? Muss ich wirklich am freien Wochenende noch eine exzessive Shoppingtour machen?
Entscheiden Sie nun, was Sie ändern könnten: Wie wär’s mit einem fernsehfreien Abend pro Woche? Das Radio auslassen, wenn es nur der Hintergrundberieselung dient. Das Handy zu Hause ausschalten. Eine Woche »Facebook-Fasten« …
Eine kritische Auswahl treffen
Wir sollten also reduzieren, aber auch bewusst auswählen und entscheiden, was wir in unsere Gedankenwelt hineinlassen wollen. Wenn wir beispielsweise Nachrichten oder einen Spielfilm ansehen, in dem schlimme Dinge passieren, dann sind diese in uns und belasten uns. Dasselbe gilt für zwischenmenschliche Kontakte: Haben wir eine Freundin, die immer nur von schlechten Gefühlen, von Beziehungsstress und Problemen in der Arbeit redet, färbt das auf uns ab. Ihre Äußerungen und Gefühle beschäftigen uns, wir denken darüber nach und kommen so in eine geistige Unruhe. Wir sollten also wohl überlegen, ob wir einen Film tatsächlich sehen und uns wirklich so oft mit der Freundin treffen wollen. Oder wollen wir nicht lieber Menschen und Dinge suchen, die etwas Positives ausstrahlen und uns inspirieren?
Sich von
Gedanken befreien
Vielleicht sind Sie durch die vorigen Übungen bereits in einen Zustand der inneren Ruhe und Gedankenfreiheit geraten oder immerhin in die Nähe eines solchen Zustands. Wie aber schaffen wir es, das bewusst und gewollt zu erreichen? Damit wir lernen, uns wirklich von unseren Gedanken zu befreien, sollten wir zunächst Ausschau halten nach Situationen im Leben, in denen wir voll und ganz in einer Sache aufgehen, in denen der Kühlschrank der inneren Gedanken nicht brummt und die Wellen an der Oberfläche des Sees ruhig werden.
Momente der Hingabe
Jeder hat wohl schon einmal die Erfahrung des Außersich-Seins oder des Ausder-Welt-Seins gemacht. Das passiert immer dann, wenn wir unseren Fokus voll auf ein Thema oder eine Sache richten, uns ganz darauf konzentrieren und einlassen. Lassen wir uns zum Beispiel von einem Buch oder einem Film mitreißen, tauchen wir ganz in das andere Geschehen ein, vergessen wir uns (genauer: unser Ego) für einen Moment oder einige Zeit. Ähnliches gilt für Arbeit, Sport und Spiel, ja für praktisch alle Tätigkeiten, die aus innerer Stille und mit Fokus verrichtet werden: Egal, ob wir Tennis spielen oder ein Stück Holz bearbeiten, kochen, ein Konzept entwerfen oder eine Unterhaltung führen: Wir können darin völlig aufgehen, sind hingebungsvoll konzentriert und gegenwärtig, im freien
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