Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
eine Art von Ängstlichkeit, die uns daran hindert, uns Herausforderungen zu stellen und dem Leben offen und mutig zu begegnen. Hier sollten wir gegensteuern, etwa mit Metta-Meditation, die Sie kennengelernt haben: »Möge ich furchtlos sein und loslassen können«, wäre ein passender Satz.
Bewusst machen, anerkennen, stark werden
Stellen Sie sich das Ganze an folgendem Beispiel vor. Sie wollen zu Ihrem Chef gehen und mit ihm über eine Gehaltserhöhung reden. Sie befürchten aber, dass Ihr Chef Sie zurückweist, deshalb haben Sie Angst vor diesem Gespräch. Wie können Sie mit Ihrer Angst umgehen?
Zunächst machen Sie sich Ihre Befürchtungen bewusst. Schieben Sie sie nicht einfach beiseite und verachten Sie sich nicht dafür, sondern stellen Sie sich das Gespräch so vor, wie es Ihrer Erwartung entspricht: Ihr Chef sagt »Nein« zu der Gehaltserhöhung, und Sie reagieren darauf, vermutlich indem Sie gekränkt und frustriert sin d. Nehmen Sie alle aufkommenden Gefühle an, ohne sie zu werten, ohne über sie nachzudenken. Sie dürfen einfach da sein. Durch das Bewusstmachen der Angst verhindern Sie, dass diese zu stark wird und Sie blockiert.
Erkennen Sie nun auch den Nutzen an, den Ihre Angst vor diesem wichtigen Gespräch hat: Durch die Angst wird zum Beispiel das Hormon Adrenalin ausgeschüttet, wodurch sich Ihr Energielevel erhöht, Ihre Aufmerksamkeit steigert. Das hilft Ihnen dabei, Ihr Bestes zu geben.
Damit Sie im Gespräch wirklich kraftvoll und präsent sind, gut auftreten können und furchtlos und gelassen bleiben, ist es wichtig, dass Sie zwar Ihre Wünsche entschieden anmelden, innerlich aber ergebnisoffen bleiben. Versteifen Sie sich also nicht auf eine Gehaltserhöhung, sondern seien Sie kompromissbereit. Vielleicht springt am Ende zwar nicht mehr Geld, dafür aber eine interessante Fortbildungsmaßnahme heraus.
An diesem Beispiel zeigt sich ein Handlungsmuster, das uns in vielen Situationen innere Stärke verleihen kann: Zuerst imaginieren wir ganz konkret unsere (angstvolle) Erwartung, dadurch wird das Angstgefühl geringer. Dann suchen wir nach dem Nutzen des Gefühls, dadurch fällt es leichter, das Gefühl zu akzeptieren und für die Situation nutzbar zu machen. Durch beide Strategien wird man furchtloser und gelassener und kann stärker auftreten. Noch mehr Stärke gewinnen wir, wenn wir uns nicht von der Erfüllung des Wunsches abhängig machen, sondern auch andere Ergebnisse als die erhofften akzeptieren.
Selbstdisziplin und Risikobereitschaft fördern
Um neue Verhaltensweisen einzuüben, brauchen wir Selbstdisziplin. Auch hierbei hilft uns ein höheres Maß an Selbstbewusstsein. Denn damit finden wir heraus, was uns immer wieder daran hindert, ein Vorhaben umzusetzen. Eigentlich würden wir ja gern … abnehmen, jeden Tag eine halbe Stunde spazieren gehen, zehn Minuten Qigong machen, regelmäßig meditieren … Warum tun wir es dann nicht? Meist liegt es einfach daran, weil wir uns von einem anderen Verhalten kurzfristig mehr Nutzen versprechen. Kommen wir morgens nicht rechtzeitig aus dem Bett, ärgern wir uns zwar hinterher, dass wir wieder nicht Qigong gemacht haben. Aber die Bequemlichkeit hat auch einen Nutzen: Sie ist angenehm und spart uns in diesem Moment Energie.
Wie also können wir dann trotzdem die nötige Selbstdisziplin aufbringen? – Wir sollten uns klarmachen, dass es zwar kurzfristig guttut und energiesparender ist, liegen zu bleiben, mittel- und langfristig fühlen wir uns aber wohler und kräftiger, wenn wir unser Vorhaben umsetzen. Besonders hilfreich ist es an dieser Stelle, das mächtige innere Zugpferd der gefühlten Attraktivität unseres Ziels zu imaginieren. Zudem nähren wir unser Selbstwirksamkeitskonzept, wenn wir das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Das wiederum stärkt unsere Selbstdisziplin.
»Denke dir einen leidenschaftlichen Spieler . Erwacht die Lust in ihm, so ist es, als hinge sein Leben an ihrer Befriedigung ; ist er aber imstande, zu sich selbst zu sagen: ›In diesem Augenblick will ich nicht , erst in einer Stunde‹, so ist er geheilt .«
[ Søren Kierkegaard ]
Eine andere Lösung kann sein, anzuerkennen, dass wir die zehn Minuten Schlaf brauchen und deshalb am Abend vorher früher ins Bett gehen. Oder wir verschieben die Übungen auf den Abend, weil es uns dann leichter fällt, sie regelmäßig auszuführen. Geht es um Verzicht –zum Beispiel auf Schokolade, weil wir abnehmen wollen –, können wir uns bewusst einmal in der
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