Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
herzhaft über sich selbst oder über eine der vielen komischen Szenen, die das Leben inszeniert.
Und bleiben Sie am 6. Tag in einer Situation gelassen, in der Sie sich sonst aufregen, etwa wenn die U-Bahn zu spät kommt.
Halten Sie jeweils inne, wenn Sie es getan haben, wertschätzen Sie sich dafür! Sie gewinnen dadurch an innerer Stärke und Selbstbewusstsein!
Die Shaolin-Philosophie geht – wie auch die westliche Medizin und Psychologie – davon aus, dass Körper und Geist eng zusammenwirken. Demnach gilt: Ich entwickle innere Stärke, indem ich meinen Körper als wertvoll schätze und gut auf ihn achte. Gehen wir mit ihm also so sorgsam, schonend und kräftigend wie möglich um. Denn mit einem schwachen Körper wird auch unser Geist schwach.
DIE SHAOLIN-GESCHICHTE
Das Zweifingerlächeln
Der Meditationslehrer gab den Mönchen im Kloster folgenden Rat: Sie sollten sich jeden Morgen im Spiegel anlächeln. Die Schüler protestierten, sie seien morgens müde, manchmal würden Sie überhaupt nicht in den Spiegel schauen wollen, geschweige denn lächeln. Der Lehrer antwortete: »Wenn ihr es nicht schafft, euch anzulächeln, dann legt eure Zeigefinger an die Mundwinkel und zieht sie nach oben.« Er führte ihnen vor, was er meinte, und die Mönche kicherten, weil es lächerlich aussah. Doch der Lehrer sagte: »Tut es mir nach!« Fortan gaben sie sich große Mühe mit dieser Übung: Sie betrachteten sich morgens im Spiegel, was oft wahrlich kein schöner Anblick war, sodass ein natürliches Lächeln nicht gelingen wollte. Also legten sie die Zeigefinger an die Mundwinkel und schoben sie hoch. Beim Anblick ihres komischen Gesichtsausdrucks mussten sie unwillkürlich grinsen. Nach einer Weile gelang es ihnen schließlich, das Spiegelbild anzulächeln, und der Mann im Spiegel lächelte zurück.
Zwei Jahre lang machten die Mönche jeden Morgen die Übung, ganz gleich, wie sie sich fühlten. Heute wird behauptet, dass diese Mönche besonders viel lachen. Wie es scheint, ist das äußere Lächeln nach innen gewandert und hat eine lächelnde Haltung bewirkt.
Körper
und
Geist sind eins
In unserer Sprache beschreiben wir innere Haltungen oft mit äußeren Haltungen: Jemand lässt die Schultern hängen, oder er ist aufrichtig. Einer hat einen festen Standpunkt, ein anderer steht mit beiden Beinen im Leben. Jemand hat Rückgrat, oder wir bieten jemandem die Stirn. Das funktioniert auch umgekehrt. Wir können bewusst eine körperliche Haltung einnehmen, die dann auf unser Inneres wirkt. Die Geschichte »Das Zweifingerlächeln« weißt auf diese Zusammenhänge hin.
Der Mensch bildet also eine Einheit aus Körper, Gefühlen und Gedanken, aus Körper und Geist. Alles hängt miteinander zusammen, arbeitet in gegenseitiger Abhängigkeit. Wenn wir bewusst unseren Körper stärken, wird dadurch auch unsere innere Stärke zunehmen, und wir können innerlich nicht stark werden, wenn wir unseren Körper vernachlässigen. Auch ihn müssen wir pflegen und kräftigen, das wussten schon die alten Römer: »Mens sana in corpore sano« – »In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.« Das heißt natürlich nicht, dass behinderte Menschen keine mentale Stärke hätten. Jeder Mensch kann etwas für seinen Körper, seine physische Gesundheit und seine Körperwahrnehmung tun.
Ein starker Körper misst sich übrigens nicht in erster Linie an der Muskelmasse, sondern vor allem am Körperbewusstsein, an der Körperkontrolle, der Beweglichkeit und der Flexibilität sowie an der Freude, die wir an unserem Körper haben. Dabei spielt es auch eine gewisse Rolle, wie viel Körpergewicht wir mit uns herumtragen, ob wir Teile des Körpers vernachlässigen oder durch zu viel Sitzen oder einseitige Bewegung belasten.
Über den
Körper
auf
den Geist
wirken
Wie eng Körper und Geist zusammenarbeiten, sehen wir zum Beispiel daran, dass wir über körperliche Bewegung Störgefühle abbauen können. Wenn wir etwa mit Wut im Bauch eine Runde durch den Wald joggen, wird hinterher nicht mehr viel von der Wut übrig sein. Denselben Effekt können wir auch mit Yoga- oder Qigong-Übungen erreichen. Mithilfe der folgenden kleinen Übung können Sie erkennen, wie direkt der Körper auf Ihr Inneres wirkt – und umgekehrt. Psychologen nennen das »Bodyfeedback«: Der Körper gibt durch seine Haltung eine Rückmeldung nach innen. Die Körperhaltung bewirkt eine innere Haltung (Einstellung).
ÜBUNG
Bodyfeedback – Lassen Sie sich
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