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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Handwerker, Kaufmann und Karawanenführer innerhalb der Reichsgrenzen zum Militärdienst zu pressen. Er hatte ihnen bewiesen, daß in einem Jahr zwei wohlhabende Viehzüchter und ihre Leute, dreißig Gerber oder zwanzig Schuster nicht nur ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen, sondern auch genug Steuern zahlen könnten, um doppelt so viele Söldner im Feld zu unterhalten.
    Dennoch war der Handel zurückgegangen. Santil-ke-Erketlis, ein schlauerer und erfahrenerer Gegner als irgendeiner der ortelganischen Anführer, hatte dafür gesorgt, daß es so kam. Brücken wurden zerstört und Karawanen von bezahlten Räubern überfallen. Lagerhäuser und deren Inhalt wurden auf rätselhafte Weise durch Feuer vernichtet. Die besten Handwerker – Baumeister, Steinmetze, Juweliere, Waffenschmiede, sogar Weinhändler – wurden durch geheime Abgesandte, manchmal zu Preisen, die dem Jahreslohn von zehn Speerträgern gleichkamen, überzeugt, daß es in ihrem Interesse läge, nach Süden zu ziehen. Der Königssohn von Deelguy wurde nach Ikat eingeladen, dort aufgenommen, wie es einem Prinzen zukommt, und verliebte sich, vielleicht nicht ganz zufällig, in eine adelige Dame der Stadt, die er heiratete. Die aufständischen Provinzen verfügten nicht über so große Mittel wie Bekla, aber Santil-ke-Erketlis besaß die natürliche Begabung zu erkennen, wo eine besondere kleine Ausgabe sich lohnen würde. Im Laufe der Zeit waren Kaufleute und Händler immer weniger dazu bereit, ihren Reichtum in einem den Ungewißheiten und Schwankungen des Krieges so unterworfenen Reich aufs Spiel zu setzen. Es wurde immer schwieriger, Steuern von einem Volk einzutreiben, das sich in die Enge getrieben fühlte, und Kelderek hatte alle Mühe, die Lieferanten und Handwerker zu bezahlen, welche die Armee versorgten.
    In dieser schwierigen Lage half er sich durch eine beträchtliche Erweiterung des Sklavenhandels. Ein gewisser Sklavenhandel hatte im beklanischen Reich stets bestanden, er war aber zehn Jahre vor der Eroberung durch die Ortelganer eingeschränkt worden, da er so sehr außer Kontrolle geraten war, daß es in allen Provinzen zu Reaktionen kam. Es wurde üblicherweise hingenommen, daß Kriegsgefangene, wenn sie kein Lösegeld zahlen konnten, als Sklaven verkauft werden durften. Manchmal gelang es diesen Männern, ihre Freiheit wiederzugewinnen und entweder nach Hause zurückzukehren oder in dem Land, in das man sie gebracht hatte, ein neues Leben zu beginnen. Trotz der damit verbundenen Härten und Leiden wurde diese Praxis in einer bösen Welt zwischen kriegführenden Völkern als gerecht angesehen. In der letzten Zeit und bei dem hervorragenden Wohlstand in Bekla hatte jedoch die Zahl der großen Landgüter, Haushalte und Handelshäuser zugenommen, und die Nachfrage nach Sklaven war infolgedessen gestiegen, bis es sich lohnte, daß sich berufsmäßige Sklavenhändler und Lieferanten etablierten. Entführungen und sogar Züchtung waren weit verbreitet, bis einige Provinzgouverneure sich gezwungen sahen, im Namen von Städten und Dörfern zu protestieren, welche in ständiger Furcht lebten – nicht nur vor Überfällen durch Sklavenhändler, sondern auch durch entflohene Sklaven, die zu Räubern geworden waren –, und auch von angesehenen Bürgern, die mißhandelt worden waren. Doch auch die Sklavenhändler hatten Anhänger, denn nicht nur konnte der Handel es sich leisten, hohe Steuern zu zahlen, sondern er beschaffte auch Arbeit für Handwerker wie Kleidermacher und Schmiede, und die nach Bekla kommenden Käufer brachten Geld zu den Gastwirten. Der Streit hatte sich zu dem Bürgerkrieg zugespitzt, der unter dem Namen »Sklavenkriege« bekannt wurde; es gab damals ein halbes Dutzend voneinander unabhängige Feldzüge in ebenso vielen Provinzen, die mit und ohne die Hilfe von Verbündeten und Söldnern ausgetragen wurden. Aus dieser Verwirrung war Santil-ke-Erketlis, ein ehemaliger, jedoch nicht sehr reicher Grundbesitzer aus einer alten Familie in Yeldashay, als der fähigste Anführer hervorgegangen. Nachdem er die Anhänger der Sklavenhändler in Yelda und Lapan besiegt hatte, schickte er Hilfe in die anderen Provinzen, und es gelang ihm schließlich, die Dinge in Bekla selbst zur vollen Zufriedenheit der »Heldril« (»Altmodischen«), wie seine Partei genannt wurde, zu regeln. Die Kosten, die für die Auslieferung der Händler und die Befreiung aller Sklaven entstanden, die beweisen konnten, daß sie im beklanischen Reich geboren waren,

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