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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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wurden zum Teil durch frische Unterstützung des Baumeister-, Steinmetz- und Bildhauerhandwerks, für die Bekla immer berühmt gewesen war, und zum Teil durch Maßnahmen (eine davon war der Bau des großen Stausees in Kabin) zur Vergrößerung des Wohlstands der Bauern und kleinen Landwirte gedeckt.
    Dessenungeachtet gab es nicht nur in Bekla selbst, sondern auch in mehreren Städten in den Westprovinzen einflußreiche Männer, die den Sieg der Heldril bedauerten. Diese hatte Kelderek ausgeforscht und mit der lokalen Macht betraut; sie sollten laut Abmachung den Krieg unterstützen und durften dafür wieder unbeschränkt ihren Sklavenhandel betreiben. Seinen eigenen Baronen gegenüber verteidigte er diese Politik – manche von ihnen konnten sich an Überfälle der Sklavenhändler auf das Festland bei Ortelga vor fünfzehn und zwanzig Jahren erinnern –, teils als »unbedingte Notwendigkeit« und teils indem er betonte, man dürfe das Land nicht einem völlig unkontrollierten Sklavenhandel aussetzen. Es wurden einer bestimmten Anzahl von Händlern jedes Jahr Lizenzen gewährt, nicht mehr als die ihnen gestatteten Kontingente an Frauen und Kindern in bestimmten Provinzbezirken »auszuheben«. Wo einem Händler ein Kontingent an körperlich leistungsfähigen Männern zuerkannt wurde, mußte ein Fünftel der Armee zur Verfügung gestellt werden. Es gab natürlich keine entbehrlichen Truppen, die darüber wachen konnten, daß diese Genehmigungen nicht mißbraucht wurden, und man mußte die Aufsicht den Provinzgouverneuren überlassen. Für alle, die sich über seine Handlungsweise beklagten, hatte Kelderek nur eine Antwort: »Wir werden den Sklavenhandel wieder einschränken, sobald der Krieg zu Ende ist; helft uns also, ihn zu beenden.«
    »Viele von denen, die als Sklaven erworben werden, sind Tunichtgute und Verbrecher, welche die Händler in den einzelnen Orten aus den Gefängnissen kaufen«, hatte er den Baronen versichert, »und sogar von den Kindern wären viele sonst von ihren Müttern, die sie nicht wollten, vernachlässigt und mißhandelt worden. Ein Sklave dagegen hat immer die Möglichkeit, mit etwas Glück und Geschicklichkeit zu Wohlstand zu gelangen.« Han-Glat, ein ehemaliger Sklave von weiß-Gott-woher, der jetzt die Pionier- und Bautruppe der Armee befehligte, unterstützte Keldereks Erklärung kraftvoll, indem er bekanntgab, daß jeder Sklave unter seinem Befehl ebenso gute Aussicht auf Beförderung habe wie ein freier Mann.
    Der Profit aus dem Handel war hoch, besonders als es bekannt wurde, daß Bekla wieder einen staatlich geschützten Sklavenmarkt mit reichem Angebot besaß, und Agenten aus anderen Ländern es lohnend fanden hinzureisen, die Marktgebühren zu bezahlen und ihr Geld auszugeben. Kelderek hielt sich trotz seiner Argumente für die Verteidigung seines Vorgehens – das beste Argument waren die öffentlichen Abrechnungen – nicht nur dem Markt fern, sondern auch den Straßen, durch die für gewöhnlich die Sklavenkontingente kamen und gingen. Dafür verachtete er sich selbst; doch abgesehen von seinem ungewollten Mitleid, von dem er wußte, daß es bei einem Herrscher eine Schwäche war, hatte er auch das unangenehme Gefühl, es könnte in seiner Politik eine schwache Stelle geben, die zu entdecken er sich nicht allzuviel Mühe gab. »Die Art zersetzende, kurzsichtige Ausflucht, wie man sie bei einem Nichtadeligen und Barbaren wohl erwarten muß«, hatte der vormalige Heldril-Gouverneur von Paltesh, bevor er nach Yelda desertierte, in einem Brief geschrieben, in dem er seinen Rücktritt bekanntgab. »Glaubt er, ich weiß nicht ebensogut wie er, daß es eine Ausflucht ist?« bemerkte Kelderek zu Zelda. »Wir können uns nicht leisten, wohlwollend und großzügig zu sein, ehe wir Ikat erobert und Erketlis besiegt haben.« Zelda stimmte ihm zu, sagte aber dann: »Und wir können uns natürlich auch nicht leisten, zu viele von unserem eigenen Volk, sogar wenn sie nicht Ortelganer sind, zu verstimmen. Gib acht, daß das deiner Kontrolle nicht entgleitet.« Kelderek fühlte sich wie ein Mann in schweren Geldnöten, der sich bemüht, die trügerischen Versicherungen eines umgänglichen Geldverleihers nicht allzu genau zu überprüfen. Obgleich er als Herrscher unerfahren war, hatte es ihm nie an gesundem Menschenverstand gemangelt, und er hatte frühzeitig gelernt, blendendem Schein und zu leicht errungenen Erfolgen zu mißtrauen. »Wenn wir aber Ikat eingenommen haben«, sagte er sich,

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