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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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dir versichern«, schloß er, begegnete dem unverwandten Blick seines Gegenübers und erwiderte ihn. »Sollte unserem Herrn Shardik oder mir das geringste Leid zugefügt werden, es würde, sobald man es entdeckt hätte – und es würde bestimmt entdeckt werden –, furchtbar gerächt werden. Wir werden uns aber für die Hilfe deiner Leute – denn ich nehme an, du bist hier ein angesehener Mann – bei der Wiedergewinnung unseres Herrn Shardik für Bekla mit höchster Freigebigkeit dankbar erweisen. Wenn die Aufgabe vollendet ist, dürft ihr jede annehmbare Belohnung nennen, und sie wird euch gewährt werden.«
    Der Alte verharrte in Schweigen. Dem erstaunten Kelderek schien es, als habe er zwar aufmerksam zugehört, sei aber weder durch die Rachedrohung noch von der Hoffnung auf Belohnung beeindruckt. Ein kurzer Blick auf den Jungen zeigte nur, daß er auf die Wünsche seines Herrn wartete.
    Der Alte erhob sich und half Kelderek auf die Füße.
    »Und nun brauchst du Schlaf«, sagte er freundlich, aber entschieden wie ein Vater zu einem Kind, nachdem er sich die Schilderung von dessen Abenteuern angehört hat. »Ich werde dich begleiten – «
    Kelderek wurde ungeduldig und war zugleich verblüfft, daß seinen Worten offenbar so wenig Bedeutung beigemessen wurde.
    »Ich brauche etwas zu essen«, sagte er. »Und es muß ein Bote nach Bekla geschickt werden. Die Straße ist nicht weit von hier – bis zum Abend kann ein Mann in Bekla sein, übrigens versichere ich dir, daß er lange vorher einen meiner Soldaten auf der Straße treffen müßte!«
    Ohne ein weiteres Wort winkte der Alte dem Jungen, der sich erhob, seinen Ranzen öffnete und ihn Kelderek reichte. Er enthielt Schwarzbrot, Ziegenkäse und ein halbes Dutzend getrocknete Tendrionas – wahrscheinlich der Rest des Wintervorrats. Kelderek nickte zum Dank, entschlossen, seine Würde zu wahren, und legte ihn neben sich auf den Boden.
    »Die Botschaft – « begann er wieder. Der Alte sagte noch immer nichts, und der Junge hinter ihm antwortete: »Ich werde deine Botschaft überbringen, Herr. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
    Kelderek ließ ihn die Botschaft und seine Weisungen mehrmals wiederholen; der Alte stand, auf seinen Stab gelehnt, dabei und blickte zu Boden. Er wirkte nicht so sehr geistesabwesend wie gleichgültig, beherrscht und geduldig, wie ein Herr oder Baron auf Reisen, der wartet, während sein Diener sich nach dem Weg erkundigt oder einen Gastwirt befragt. Als Kelderek dem Jungen Geld gab und hinzufügte, wieviel er noch bekommen werde, zuerst bei Ablieferung der Botschaft und dann, sobald er die Soldaten zurückgebracht hätte, warf der Junge keinen Blick auf das Geld, dankte nur mit einer Verbeugung und entfernte sich dann sogleich in Richtung zur Straße. Kelderek blickte ihm mißtrauisch eine Weile nach, schließlich wandte er sich an den Alten, der sich nicht gerührt hatte.
    »Ich danke dir für deine Hilfe«, sagte er. »Ich versichere dir, ich werde sie nie vergessen. Wie du sagtest, brauche ich Schlaf, darf mich aber nicht weit von unserem Herrn Shardik entfernen, denn sollte er sich wieder auf den Weg machen, dann ist es meine heilige Pflicht, ihm zu folgen. Hast du jemanden, der bei mir wachen und mich wecken kann, wenn es nötig sein sollte?«
    »Wir gehen zu der Ostschlucht«, antwortete der Alte. »Dort kannst du einen schattigen Platz finden, und ich werde dir jemanden schicken, der bei dir wacht, während du schläfst.«
    Kelderek preßte die Hand gegen seine schmerzenden Augen und machte einen letzten Versuch, die ernste Zurückhaltung des Alten zu durchbrechen. »Meine Soldaten – hohe Belohnung – deine Leute werden es dir danken – ich vertraue dir – « Er verlor den Faden und verfiel in Ortelganisch: »Ein Glück, daß ich hierherkam – «
    »Gott schickte dich. Wir müssen tun, was Er wünscht«, antwortete der Alte. Dies, nahm Kelderek an, mußte eine stereotype Antwort auf den Dank eines Gastes oder Reisenden sein. Er nahm den Ranzen und lehnte sich auf den gebotenen Arm seines Begleiters. Schweigend stiegen sie den Hang bergab, zwischen den kleinen Ameisenhaufen, den Grasbüscheln und Kaninchenbauten, bis sie endlich zu dem hohen Gras kamen, das rund um die Schlucht wuchs. Dort blieb der Mann wortlos stehen, verneigte sich und schritt bereits fort, ehe noch Kelderek begriffen hatte, daß er sich entfernte.
    »Treffen wir einander wieder?« rief er ihm nach, doch der andere gab durch kein Zeichen zu erkennen,

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