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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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von kunstvoll geschnitztem Holz, zerschlagene, bis zur Unkenntlichkeit vernichtete Silberfetzen nach innen ragten. Die Ortelganer schrien hurra und erkämpften sich mit den Rufen »Shardik! Shardik!« den Weg in die Stadt.
    Er weinte lautlos. »Nimm mein Leben hin, mein Herr Shardik! O Gott, nimm doch mein Leben!«
    Er hörte einen Schritt hinter sich, wandte sich um und sah, daß sein Gebet erhört wurde. Wenige Meter hinter ihm stand Ruvit mit dem Messer in der Hand und blickte ihn an. Kelderek kniete nieder, bot ihm seinen Hals und sein Herz dar und breitete die Arme aus.
    »Stoß rasch zu, Ruvit, bevor ich Zeit habe, mich zu fürchten!«
    Ruvit starrte ihn einen Augenblick überrascht an, dann steckte er das Messer ein, trat mit einem verlegenen, unsicheren Grinsen vor, faßte Keldereks Hand und half ihm auf die Füße.
    »Aber, aber, mein Guter, du darfst das nicht so auffassen, weißt du. Am Anfang ist es schwer, die Aale sind’s gewöhnt, daß man ihnen die Haut abzieht, du weißt ja, man sagt, man soll nie über den Vrako zurückschauen, das macht einen verrückt. Bin grade dabei, einen Vogel umzubringen. Manche drehen ihnen den Hals um, ich schneid ihnen immer den Kopf ab.« Er blickte über seine Schulter zurück zur Tür und flüsterte: »Weißt du was? Die ist eine Priesterin, ja, das ist sie. Wenn sie je zurückkommt, wird sie ‘n gutes Wort für mich einlegen. Gestern dachte ich, sie will dich tot sehen, ist aber nicht wahr. Ja – sie wird ein gutes Wort für mich einlegen, sagt sie. Das ist die Wahrheit, glaubst du es auch?«
    »Es ist wahr«, sagte Kelderek. »Dich kann sie in jeder Stadt von Ikat bis Deelguy freikriegen. Nur mich nicht.«
    »Das mußt du hier vergessen, Kumpel, vergiß es, das ist das richtige. Fünf Jahre, zehn Jahre, weißt du, dann, nach zehn Jahren, nennst du die Läuse deine Freunde.«
    Er tötete den Vogel, rupfte ihn und nahm ihn aus, ließ die Eingeweide auf dem Boden liegen, und sie gingen zusammen zurück zu dem Schuppen.
    Zwei Stunden später machte sich Kelderek, nachdem er Ruvit den restlichen aus Kabin mitgebrachten Proviant geschenkt hatte, mit der Tuginda am Flußufer entlang auf den Weg.
     

41. Die Legende von den Streels
     
    Er konnte sich noch immer nicht dazu entschließen, von der Vergangenheit zu reden.
    »Wohin gehst du, Saiyett?«
    Sie antwortete nicht gleich, sondern fragte nach einer Weile:
    »Kelderek, suchst du unseren Herrn Shardik?«
    »Ja.«
    »In welcher Absicht?«
    Er fuhr zusammen, denn er erinnerte sich ihrer seltsamen Fähigkeit, mehr zu erkennen, als gesagt wurde. Wenn sie seine Absicht erfaßt hatte, würde sie wahrscheinlich versuchen, ihn davon abzubringen, obwohl gerade sie wenig Ursache hatte, sein Leben verlängern zu wollen. Dann wurde ihm klar, woran sie wohl dachte.
    »Unser Herr Shardik wird nie nach Bekla zurückkehren«, sagte er. »Das ist ganz sicher – und ich auch nicht.«
    »Bist du nicht der König von Bekla?«
    »Nicht mehr.«
    Sie verließen den Flußlauf und schlugen einen Weg ein, der über den nächsten Hügel nach Osten führte. Die Tuginda stieg langsam und blieb mehrmals stehen, um sich auszuruhen. »Sie hat jetzt keine Kraft mehr für dieses Leben«, dachte er. »Selbst wenn es keine Gefahr gäbe, sollte sie nicht hier sein.« Er dachte nach, wie er sie überreden könnte, nach Quiso zurückzukehren.
    »Saiyett, warum bist du hierhergekommen? Suchst du auch Shardik?«
    »Ich erhielt in Quiso die Nachricht, daß unser Herr Shardik Bekla verlassen hat, und dann, daß er über die Ebene zu den Bergen westlich von Gelt gegangen ist; natürlich machte ich mich auf die Suche nach ihm.«
    »Aber warum, Saiyett? Du hättest eine solche Reise nicht unternehmen sollen. Die Strapazen – «
    »Du vergißt etwas, Kelderek.« Ihre Stimme klang hart. »Als Tuginda von Quiso ist es meine Pflicht, unserem Herrn Shardik zu folgen, solange es möglich ist – das heißt, solange Gottes Stärke nicht der Gewalt von Menschen untersteht.«
    Er schwieg beschämt; als sie aber später bergab vor ihm ging, fragte er: »Und deine Frauen – die anderen Priesterinnen – du hast doch Quiso nicht allein verlassen?«
    »Nein, ich wurde auch von Santil-ke-Erketlis’ Vormarsch nach Norden benachrichtigt. Ich wußte bereits, daß er im Frühjahr abzumarschieren und Kabin zu nehmen beabsichtigte. Neelith und drei andere Mädchen brachen mit mir auf nach Kabin. Von dort aus wollten wir unseren Herrn Shardik suchen.«
    »Hast du mit Erketlis

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