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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Stolz – o ja, er ist zu gut für Männer wie du und ich. Aber ich werde ihn schließlich brechen, den feinen jungen Herrn – ich werde ihn Knaben peitschen lassen, um sein Abendessen zu verdienen, und keinen Finger zu rühren brauchen, um ihn zu zwingen – du wirst schon sehen.«
    »Wer ist er?« fragte Lalloc.
    »Ah! Wer er ist?« Genshed machte eine Pause, der Wirkung halber. »Der Erbe des Statthalters von Sarkid, das ist er.«
    Lalloc stieß einen Pfiff aus. »Ach, Gensh, dann ist es kein Wunder, daß es hier überall von Ikats wimmelt, ha? Du hast es richtig gemacht, Gensh, jetzt wissen wir, warum sie unaufhörlich suchen, wie? Wir haben dir eine Menge zu verdanken, Gensh.«
    »Zweihunderttausend Meld«, sagte Genshed. »Ist das nicht ein Risiko wert? Und du sagtest, morgen früh überqueren wir den Fluß, nicht wahr?«
    »Wer ist der andere, Gensh – der Mann? Ich dachte, du arbeitest nur mit Knaben und Mädchen?«
    »Das weißt du nicht?« antwortete Genshed. »Solltest es aber wissen, du schmieriger, schleichender, bestechender Schweinehund.«
    Lalloc unterbrach sein Trinken und blickte mit hochgezogenen Brauen und nachdenklichen Augen über den Weinschlauch. Dann schwappte der Wein in seinem hohlen Behälter, als er den Kopf und den Schlauch zugleich schüttelte.
    »Das ist König Crendrik«, sagte Genshed. »Der, welcher Priesterkönig von Bekla war. Der mit dem Bären.«
    Lalloc hätte beinahe den Weinschlauch fallen lassen, faßte ihn gerade noch rechtzeitig und senkte ihn mit langsamer, verwunderter Gebärde.
    »Ich fand ihn bewußtlos in einem Sumpf, fünfzig Kilometer südlich von hier«, sagte Genshed. »Weiß nicht, wie er dorthin kam, aber ich erkannte ihn gleich. Hatte ihn in Bekla gesehen, genau wie du. Also, der läuft nicht fort. Er weiß, die Ikats sind hinter ihm her.«
    Lalloc starrte ihn fragend an.
    »Die Sache liegt so«, sagte Genshed, das Feuer schürend. »Ich bin schlau. Ich behalte ihn und den Jungen – lasse die anderen laufen, aber die zwei behalte ich um jeden Preis. Nun, wir wissen, daß der Statthalter von Sarkid für die Ikats kämpft. Sollten mich die Ortelganer jemals fangen – vergiß nicht, ich habe keine Genehmigung –, kann ich ihnen sagen, ich habe den Sohn des Statthalters und übergebe ihn ihnen, höchstwahrscheinlich werden sie dann so froh sein, daß sie mich freilassen. Und wenn uns die Ikats erwischen, kann ich ihnen Crendrik geben. Sie wären froh, ihn zu bekommen, vielleicht würden sie uns dann laufenlassen. Crendrik hat natürlich keinen anderen Wert, aber der Junge ist viel wert, wenn wir nur entkommen können. So wie das Glück sich nun gewendet hat, ist es eher wahrscheinlich, daß wir von den Ikats als von den Ortelganern gefaßt werden, deshalb behalte ich Crendrik.«
    »Aber wenn die Ikats dich mit dem Jungen fangen, Gensh?«
    »Das werden sie nicht«, sagte Genshed. »Dafür sorge ich schon. Sie werden mich mit keinem einzigen Kind erwischen – und auch die Leichen werden sie nicht finden.«
    Er erhob sich jählings, brach einige Zweige über seinem Knie und warf sie ins Feuer. Kelderek hörte, wie Sharas Hinterkopf gegen die Steine schlug, als sie sich hin und her wälzte und im Schlaf weinte.
    »Was planst du also?« fragte Genshed nun. »Wie willst du über den Telthearna kommen?«
    »Ein großes Risiko, Gensh, aber es ist unsere einzige Chance. Wir müssen es versuchen, sonst kriegen uns die Ikats wirklich. Dort unten liegt ein Dorf, es heißt Tissarn, ein Fischerdorf – am Fluß, weißt du.«
    »Ich weiß – gestern ging ich landeinwärts, um ihm auszuweichen.«
    »Also, ganz früh am Morgen gehen wir hier fort, lassen alles stehen – geradeaus dorthinunter, wir suchen uns einen Mann, ich zahle ihm alles, was ich habe, er gibt uns ein Kanu, ein Boot, irgend etwas, bevor die Ikats kommen. Wir fahren hinüber nach Deelguy. Die Strömung ist stark, wir werden weit abgetrieben, aber wir kommen hinüber. Wir müssen es jedenfalls versuchen.«
    »Wird das Dorf nicht bewacht sein? Deshalb bin ich ihm ausgewichen.«
    »Wir müssen es versuchen, Gensh.«
    »Den Jungen nehmen wir mit.«
    »Das gefällt mir nicht. In Deelguy werde ich gesucht, weißt du.
    Ich will nicht, daß uns jemand sieht, vielleicht erfahren sie, wer der Junge ist, finden heraus, daß wir Sklavenhändler sind. In Deelguy ist das verboten.«
    Genshed schwieg.
    »Gensh, ich bin sehr schwer verwundet. Du bist mein Freund, Gensh, du hältst zu mir? Du hilfst mir?«
    »Ja,

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